Donnerstag, 24. Juli 2014
und wer
hält mich jetzt von einem akuten objektrückfall ab?

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Dienstag, 22. Juli 2014
sonnenbrand
als ich nach 10 tagen wieder in meine wohnung komme, hat sie saunatemperatur. im zug und in der letzten u-bahn habe ich gefroren, gleichzeitig hatte ich so hunger, dass mir der kreislauf fast abschmierte. beim bäcker am bahnhof habe ich blind drei brötchen gekauft, für die dann, wie ich feststelle, keine butter im kühlschrank ist. also esse ich eines trocken und schenke mir dann einen wodka ein, weil das brötchen in der kehle einen nachgeschmack von feuchter pappe hinterlassen hat. ich habe lust, eine zu rauchen, nachdem ich eine woche lang keine zigarette angefasst habe. aber ich kann mich an keinen zigarettenautomaten in der nähe erinnern, außerdem habe ich kein kleingeld.

unruhe, die sich steigert. ein termitenbau in meinem kopf. am liebsten würde ich das objekt anrufen und ins telefon weinen, aber es ist inzwischen zwei uhr nachts, und ich erinnere mich, dass es das objekt nicht mehr gibt. ich reiße alle fenster auf und lasse sogar die wohnungstüre offenstehen, ich habe den eindruck zu ersticken. ich durchsuche noch einmal alle schubladen, ich habe nur gras, aber keinen tabak.

noch ein wodka, und darauf eine line. ich bekomme sofort schuldgefühle und angst kriecht den rücken hoch, hoffentlich sterbe ich jetzt nicht, vielleicht war das zu viel, nachdem ich meine psychopharmaka die letzten beiden wochen ziemlich hochdosiert habe. gleichzeitig muss ich über diesen anflug paradoxer todesangst lachen.

ich denke an samstag. am samstag habe ich meine erste große liebe wiedergetroffen. wir haben viel über unsere früheren gemeinsamen unternehmungen und urlaube geredet und gelacht. ich mag meine erste große liebe noch immer. das beruht sogar auf gegenseitigkeit. meine erste große liebe gehört zu den sehr, sehr wenigen menschen, die mir zum zeitpunkt der diagnose depression gesagt haben, dass sie mich mögen wie ich bin und dass ich nichts an mir verändern sollte. das zeichnet sie aus und hat sie auch schon früher ausgemacht: diese unbedingte wahrnehmung und beurteilung des urmenschlichen. spätere männer haben meist nur darauf geachtet, ob ich in ihre lebensplanung passe und falls ja, wie.

als ich mit meiner ersten großen liebe durch den park spazierte, fragte sie mich, ob ich mir eigentlich noch vorstellen könnte, dass wir sex haben.
"nein, ehrlich gesagt: nicht", erwiderte ich ungezwungen und lächlte entschuldigend.
"macht nichts", sagte der mann und legte mir den arm um die schultern. "du weißt ja, wir kerle könnten immer."
die frage zerstörte nichts, wir umarmten uns und gingen einfach weiter. es begann zu regnen, wunderbarster sommerregen.

jetzt, als ich in meiner dunklen, heißen wohnung stehe, fühlt es sich eher an wie sonnenbrand, ein krater, der sich langsam von innen nach außen brennt. aber schmerz ist gut, besser schmerz als stumpfsinn. auch der termitenbau im kopf ist nur eine großes manifest der lebendigkeit. der kopf hat mehr verdient als die daily dröhnung, der kopf will raus aus diesem kopf und seine termiten todesmutig den rüssel eines nasenbärs hochschicken, das gehirn infizieren, eine revolution ausbrüten.

dann werde ich doch mit einem male müde. mit einem nassen handtuch packe ich mich ins bett, denke an das objekt, werde erst fickrig, dann weinerlich, vergieße ein paar tränchen und schlummere schließlich ein. hamburg hat mich wieder.

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Sonntag, 20. Juli 2014
verorten
ich will zeigen. ich will die schönen seiten des lebens, die ich noch wahrnehmen kann, unbedingt weitergeben und sagen, da, schau, hör mal, schnuppere, schmecke! - wie wunderbar das ist.

mit menschen, die mir am herzen liegen und von denen ich überzeugt bin, dass sie mich nicht mehr enttäuschen werden, teile ich orte, die ich liebe. die mondlandschaft mit meinem blog-verursacher. die rosenau mit der lieben frau okavanga.

teilen macht glücklich. denn teilen erdet und verortet.

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Sonntag, 29. Juni 2014
dead week-end
die anstrengung der vergangenen woche und der frust über einige freie projekte sitzen tief. 600 euro fehlen. ich frage mich, ob irgendwo in meinen abg ein satz steht wie "verarsch mich bitte". ich lasse mich sogar rechtsberaten, allerdings stünden meine chancen mangels rechtschutzversicherung schlecht, heißt es.

am wochenende schlafe ich einmal 13 und dann noch einmal 10 stunden. an ausgehen ist nicht zu denken, denn die tränen wollen gerne alle geweint werden, laut und in voller theatralik. dazwischen überfrauen mich immer wieder wellen der erschöpfung. ich dosiere meine antidepressiva hoch und warte ungeduldig auf erleichterung. eigentlich müsste ich durcharbeiten, der druck ist hoch, aber mein körper weigert sich. ich gebe mir also bis montagmorgen zeit. kein stress, sage ich mir, der sonntag steht dir zu. trotzdem kommen magenschmerzen und immer neue migräne-attacken.

samstag um 22 uhr im bett liegen fühlt sich komisch an, aber ich bin dann doch gleich weg, nur um halb drei wieder hochzuschrecken, weil man plötzlich hellwach ist, das herz wie verrückt rast und der rücken in regelrechten spasmen die muskeln verkrampft. juhu! zeit für eine mittlere dosis benzodiazepine. noch mal bei facebook reinschauen, die katzen streicheln, eine cola rum auf die benzos kippen und dann wieder ab ins bett.

sonntagmorgen um neun klingelt das telefon. ein kunde ist dran und kackt mich an, weil ihm das projekt zu langsam voranschreitet. ich weise ihn auf seit zwei wochen ausstehenden input seinerseits hin, trotzdem ist er so pissig und unverschämt, dass ich schon gleich wieder ins telefon heulen könnte. nein, ich weigere mich, für einen taschengeld-popeljob meinen sonntag zu opfern.

seit elf sitze ich dann doch da, käffchen und zippe und überlege anstrengt, was die optionen des tages sind. bis noch vor wenigen wochen konnte ich sonntags wenigstens wetten mit mir selbst abschließen, ob das objekt anrufen würde. auf seine geilheit und gespielinnen-gelangweiltheit war ja immer hübsch verlass. jetzt ist darauf verlass, dass es mich nach möglichkeit ignoriert, und vermutlich sollte ich dankbar dafür sein. ein vorteil der depression ist ja auch, dass die libido schrumpft und die vorstellung der eigenen nacktheit brechreiz auslöst.

ich verfalle kurzzeitig dem gedanken, die lederjacke anzurufen, oder vielleicht auch k., denn verdammt, für ein wenig gesellschaft und eine umarmung würde ich mich sogar ficken lassen, aber dann gewinnt die vernunft die oberhand und sagt, die haben sich seit über einem halben jahr nicht mehr bei dir gemeldet, also tust du es bitte auch nicht, das wäre entwürdigend, und überhaupt, du sollst dich nicht auch im privatbereich so dermaßen unter wert verkaufen. das alter ego will daraufhin gerne eine wert-und-unwert-diskussion beginnen, aber der körper schickt die nächste wolke an müdigkeit.

vielleicht also einfach noch mal ins bett gehen. und den sonntag sonntag sein lassen.

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Freitag, 27. Juni 2014
work & travel
zwei tage messe, ein tag preisverleihung. mehrmals quer durch die stadt getourt, eine stunde im fucking bus im fucking elbtunnel verbracht. müde, müde, müde, füße kaputt, migräne und rückenschmerzen.

bei der preisverleihung hätte ich in sachen kleiderwahl übrigens mit garantie den award für das gewagteste outfit abgestaubt. in ermangelung angemessener abendgarderobe hatte ich mich am morgen hektisch für ein gepunktetes rockabilly-cocktailkleid entschieden und dem ganzen mit einem gothic-samtjäckchen versucht, ein wenig mehr eleganz einzuhauchen. interessanterweise gab es dann zahlreiche komplimente, ich sähe "süß" aus, wo ich doch das wort süß sonst eigentlich weniger mit mir verbinde. in illustrer runde hat sich allerdings die 20-euro-ebay-qualität des kleides gezeigt - rasch ausleiherndes ärmelloses oberteil - und für einen busen- beziehungsweise bh-blitzer gesorgt. die anzugtragenden wichtigwichser trugen es aber allesamt mit fassung.

finkenwerder entdeckt und für schön befunden. was leute hingegen an ottensen finden, ist mir schleierhaft. eng, dreckig, laut und shabby. aber man muss ja dort wohnen, wenn man hip sein will, also so alternativ biofressen-hip, nicht so schnicksenschick wie die eppendorfer oder die harvestehuder.

however, schön, wieder zuhause zu sein. die super-puschis freuen sich nen keks und können gar nicht mehr aufhören, sich laut mauzend auf meine füße zu werfen. ein woche hab ich sie noch, die beiden sweeties. dann heißt es bye-bye.

könnte das jahr der abschiede werden.

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Donnerstag, 19. Juni 2014
stellenwert-test
nachdem mein nachbar wieder da ist, ist auch wieder schnee im haus. gleich frech eine line geschnorrt und dann die idee gehabt, diese information doch einfach mal an das objekt weiterzuleiten.

und surprise, surprise: keine stunde später kam der anruf. ich bin nicht rangegangen. eine viertelstunde später der zweite. ich wieder nicht rangegangen. später eine sms geschrieben: "sorry, ist jetzt doch schon alle." objekt so zurückgeschrieben: "ich könnte ja morgen vielleicht mal vorbeikommen." ich nicht geantwortet. zweite objektnachricht: "ich wollte ja auch noch mal mit dir sprechen."

muhahaha.
opportunistenschwein.
es kann gern vorbeikommen. ich werde nicht aufmachen.

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Dienstag, 17. Juni 2014
abschiede
da geht man die straßen lang und fragt sich, wie oft werde ich da noch vorbeikommen oder dort. und wie oft war ich hier schon in diesen sechs jahren?

dieses denken in abschieden. obwohl man noch nicht mal weiß, wann die stunde schlagen wird. nur dass sie schlagen wird, weiß man, und das bald.

wegen einem mann bin ich in diese stadt gekommen. wegen einem mann verlasse ich diese stadt.

ein mann, der nicht mehr mit mir spricht. der so sehr nicht mehr mit mir spricht, dass ich ihm nicht mal sagen kann, ich werde gehen, ich werde weg sein, wollen wir uns nicht in frieden verabschieden?

wenn man nicht geht, um irgendwohin zu gehen. sondern wenn man flieht. vor den erinnerungen. vor den schlechten erfahrungen. von den ständigen enttäuschungen, die man ertragen hat. vor der angst, dass noch weitere hinzukommen, weil alles, was hier passiert, den stempel "katastrophe" trägt. kann so ein abschied gut gehen?

ich habe nie mehr geweint als in den letzten sechs jahren. ich bin in meiner selbstachtung nie tiefer gesunken. und auch andere sind in meiner achtung noch nie so tief gesunken wie einige menschen hier. ich habe sechs jahre lang nur gekämpft. nun gebe ich mich geschlagen.

ich habe diese stadt trotzdem sehr gemocht. für ihre offenheit. für ihre vielseitigkeit. für den trubel. sie hatte für mich die richtige größe und den richtigen flair. ich werde das so verdammt vermissen.

ich würde das objekt so gerne zum abschied ganz fest in die arme nehmen. und ihm sagen, dass ich, obwohl ich es so sehr hoffe, es niemals vergessen werde.

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Mittwoch, 11. Juni 2014
wämmbämm!
und dann bricht doch endlich alles so richtig durch, vorschlaghammer-auf-tränendrüse-like.

und dann sitzt man im büro, die doofen augen laufen über und die kollegen gucken besorgt, während man sagt, schlimme allergie das, muss die birkenblüte sein, und man angestrengt schnieft und den rotz hochzieht und überlegt, bis wann man heute in der psychiatrie auftauchen kann, ohne in die allgemeine notaufnahme geschickt zu werden.

das leben ist traurig.
ganz traurig und einsam.

ich will weg hier.

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Freitag, 6. Juni 2014
phase II
die guten erinnerungen kommen wieder.
die geilheit auch.
dass so ein abschreckendes manöver aber auch nicht mal eine einzige woche vorhält.

die katzen sind mindestens genauso unausgeglichen. heute morgen büschelweise fell vor der schlafzimmertür. der große saß im bad hinter meiner kruschkiste. mit einem dicken kratzer über den rosa näschen. laut mauzend versucht er, sein revier zu halten. er ist mein felides alter ego: verwundet, aber immer noch hoffnungsvoll.

mir fehlt eine strategie, in jeder hinsicht. alles, was mir einfällt, ist, neue batterien in den vibrator zu legen.

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Mittwoch, 4. Juni 2014
flucht in alle richtungen
der große zusammenbruch blieb bislang aus. der kopf blendet weg. nur morgens im bett kommen die tränen, dann will der körper nicht aufstehen und der kopf sagt, das macht alles überhaupt keinen spaß, überhaupt nicht, so rein gar nicht, ICH WEIGERE MICH, VERDAMMTESCHEISSENOCHMAL.

nicht nachdenken, lautet das motto. höchstens seitwärts, oder nach vorne.
die katzen streicheln. eine woche gibts noch schnurren und fell und warm in schwarzweiß.
achja, und bloß keine musik.
bloß keine sentimentalitäten anheizen.

ich stürze mich in arbeit. jedes kleine unrentable popelprojekt wird angenommen. seo-texten über golfplätze in europa. wen interessierts - mich nicht, aber kann man ja mal machen.

fallschirmspringen. muss ich ja auch noch.

auf jeden fall springen.
vorzugsweise nicht irgendwo runter, sondern rüber. neues leben oder so.

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