Sonntag, 26. Oktober 2014
an sich halten
wenn einer die nähe nicht ertragen kann.
und der andere nicht die distanz.

ich musste so stark sein heute.
ich habe es ausgehalten.
ich bin stolz auf mich.

ich weiß, du wartest. du wartest genau wie ich, dass ich auf dich zugehe. aber ich bin fortgegangen. und ich komme nicht mehr zurück.

vielleicht begegnet man sich noch einmal. in zehn oder 20 jahren. vielleicht bist du dann verheiratet und noch einmal vater. vielleicht hast du dann deine prüfung gemacht, die du gerne machen würdest. ich sage dir noch einmal: verkack es nicht wieder. genauso, wie ich es dir riet, als es um uns, um mich ging. das hast du verkackt, und vielleicht lernst du draus.

ich muss jetzt alleine weiter.

tschüß.

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Mittwoch, 22. Oktober 2014
traum.atisiert
es ist sommer. das objekt und ich liegen auf einer wiese in der sonne. doch es kommt schnell eine schattenfront und immer wieder muss ich mein handtuch nehmen und weiterziehen. dadurch bin ich mal näher beim objekt, mal weiter weg. aber nie berührt es mich, nie bin ich ihm hautnah.

"wo wollen wir denn heute nacht pennen?" frage ich, denn mit den herannahenden schatten wird es schnell kühler, und mir ist nach bett und kuscheln und ficken.
"mal sehen", sagt das objekt, "ich würde auch irgendwo außerhalb der stadtmauern schlafen."
klar, das objekt ist ja naturverbunden.

wir packen unsere sachen ein und fahren eine weile mit dem auto. im auto ist noch eine weitere frau, die offenbar schon öfter mit dem objekt unterwegs war und mir sagt, wie schön das alles wird.

wir schlafen doch nicht draußen, sondern kommen bei einem alten holzhaus an. auf der veranda steht eine junge blonde frau, die uns offenbar schon erwartet. die tür öffnet uns schließlich der azubi aus meiner alten agentur.

hui. so viele menschen hatte ich nicht erwartet. aber das objekt kennt gott und die welt, man hat es selten alleine. und meist sind die objektfreunde auch sehr okay.

ich gehe erstmal aufs klo. neben dem klo steht eine badewanne. da könnte ich ja später mit dem objekt feuchtfröhlich spielen, denke ich mir. doch als ich das wohnzimmer wieder betrete, steht da schon eine badewanne mit füßen, in die gerade wasser fließt.
"ach, du badest auch?" frage ich die frau, die mit uns im auto war.
"ja klar."
"wo ist denn das objekt?"
die frau zeigt auf eine zimmerecke, in der ein bett steht. dort liegt das objekt und schlummert. ganz alleine.

ich könnte mich ja dazu legen, denke ich, zögere aber. wenn das objekt ruhe braucht, ist es gerne alleine. ich will es nicht überrumpeln oder stören. doch als die badewanne voll ist, kommt die blonde frau wieder, zieht das objekt aus dem bett und steigt mit ihm in die wanne. vor unseren augen. haha, der igel war schon da und der hase schaut dumm aus der wäsche.

ich bin verletzt. weniger wegen der blonden ische, sondern weil mich das objekt überhaupt nicht mehr beachtet. ich gehe wieder aufs klo, weil da die zweite badewanne steht, in der ich baden könnte. alleine. ich überlege. ich habe keine lust, alleine zu baden. ich will nachhause. sofort.

also platze ich wieder in den raum, in dem sich die beiden mädels mit dem objekt amüsieren.
"wann fährt in diesem kaff der letzte zug?" will ich wissen.
das objekt schaut mich erstaunt an.
"willst du weg?"
"ich will sofort nachhause, mich kotzt das hier alles an."
"drei vor neun", sagt das objekt seelenruhig und ohne mich aufhalten zu wollen.
"dann hau ich jetzt ab."
"mach mal langsam", sagt das objekt und streichelt den schaum vom bein der blonden, "du brauchst nur eine minute zum bahnhof."

ich packe hastig meine sachen zusammen. ich verliere die hälfte, aber es ist mir egal. leute, die ich nicht kenne, nehmen mich mit dem auto mit zum bahnhof. der ist viel weiter als eine minute entfernt, das hatte ich mir ja gleich gedacht. auf objektaussagen ist eben kein verlass.

als ich nachhause komme - wohlgemerkt zu meinen eltern - bin ich verzweifelt und enttäuscht und voller wut. meine mutter will wissen, was los ist. ich brülle und schreie und tobe und weine, dass ich das nicht mehr aushalte, wie sehr ich das objekt hasse und wie weh es mir die ganze zeit tut.

meine mutter sieht mich nur an, und ich begreife, dass ich das alles nicht ihr, sondern dem objekt vor die füße spucken müsste. ich habe die konfrontation gemieden. ich habe versagt. ich bin gegangen wie ein totaler loser.

als ich aufwache, ist das entsetzen noch nicht gewichen, und ich kann die verzweiflung aus diesem ungeheuer aussagekräftigen traum noch immer wie einen schweren zweiten körper auf mir lasten fühlen.
weil ich eben diesen einen menschen viel zu lange im herzen getragen habe.

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Samstag, 11. Oktober 2014
having fun and dying
heute eine biografie über anna nicole smith geguckt. sie wissen schon, dieses marilyn-monroe-double mit den dicken titten, das 2007 den abgang gemacht hat.

mich schaudernd drin wiederentdeckt, obwohl mir der porno-ruhm, doppel-d und ein kind, das noch vor mir an einer mischung aus meinem methadon und psychopillen abkratzt, sicherlich fehlen.

aber sonst so. die zentralen borderliner-fragen.
warum machen die dinge, die einem so sehr schaden, am meisten spaß?
warum ist man so fucking intensiv, dass einen keiner lieben kann?
und wie schafft man es, jede, aber auch jede chance so gründlich zu vergeigen, obwohl man derart von eifer getrieben ist?

ein heilloses chaos, innen und außen. bis einen keiner mehr ernst nehmen kann. und man selbst sich erst recht nicht.

vermutlich hält man so nicht länger als bis 39 durch. bis dahin sind alle synapsen einfach durchgeglüht.

derzeit bin ich ja vernünftig. nehme regelmäßig meine medikamente, versuche selbstschädigendes verhalten einzuschränken, meide partys und das objekt, halte lose kontakt zu anderen (normaleren) menschen, und verschleudere mein liebeskontingent an eine katze. es ist allerdings ein bisschen so, wie wenn man rumgeizt und das ersparte in ein sparschwein steckt. irgendwann kommt der große rappel. und während der ottonormalo dann in den apple-store rennt und sich ein neues apfel-fon holt, lasse ich es schneien, gehe mit einem arschloch ficken und hinterher heulen. und alles immer schön bis zur bewusstlosigkeit.

irgendein schlauer psychofritze hat mal analysiert wie das ist mit dem bravsein, dem belohnungsdenken und den schuldgefühlen im nachgang. wie die schuldgefühle anschließend das belohnungsdenken antreiben und umgekehrt. bis der teufelkreis perfekt ist.

aber das zu wissen nützt einen scheiß. es müsste mich schon jemand anbinden und zwingen.

schau dir in die augen, kleines. bis zum grund der zirbeldrüse, bis in den schlund des schweinehunds.

und dann.
und dann musst du die zauberformel kennen.

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Sonntag, 5. Oktober 2014
the final curtain
das objekt taucht im club auf und macht party, als wäre nichts gewesen. es begrüßt mich kurz, ignoriert mich dann und bequatscht den rest des abends eine neue ische, mit der es - die körpersprache schreit es laut heraus - garantiert noch abstürzen wird.

ich schaue dem treiben eine weile zu, werde früh müde und nehme den mantel.

das objekt sieht mich gehen, kommt auf mich zu, um mich zu verabschieden. ich bleibe stehen, sage nur:
"ich schick dir die tage dein zeug."
das objekt guckt verdattert und nickt verwirrt.

wären wir in einem film, zerfiele nun unser kosmos theatralisch in tausend scherben, während meine kleine welt sich wacker schlägt, zusammengehalten von einer extra hohen dosis medikamente.

dann drehe ich mich um und gehe.

keine träne, nicht eine.

vorhang, bitte.

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ich erzähle meiner mutter davon am telefon und sie weint in den hörer und sagt mir, wie leid ihr das für mich tut und dass sie mein leben ganz, ganz schrecklich findet.
hachja.

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Dienstag, 30. September 2014
fingerprints
deine spuren auf meinen gedanken sind wie fingerabdrücke, man sieht sie nur in einem bestimmten licht. man möchte das hirn in beide hände nehmen, es unter eiskaltes wasser halten und schrubben. und danach in klarsichtfolie wickeln, des besseren durchblicks wegen.

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Montag, 29. September 2014
sehnsuchen
seit drei tagen weiß ich, dass der zweite tumor, den man jetzt gefunden hat, wahrscheinlich auch gutartig ist. noch ein mrt, dann können wir operieren. juchee.

seitdem ich keine todesangst mehr habe, denke ich wieder ans objekt. und habe sehnsucht. ich schreibe ihm dummerweise eine nachricht. eisernes schweigen von der anderen seite. fast bin ich dankbar.

am wochenende dann clubbing. doppelclubbing, obwohl mir nicht nach feiern ist. ich will einfach nur das objekt finden. doch das schicksal bewahrt mich offenbar vor einem fehler. das objekt bleibt wie vom erdboden verschluckt.

heute, im arm meines neuen mannes, überfällt mich die große geilheit. und während man(n) mich bekocht, gehe ich auf sein klo und lege hand an. später sitzen wir da, löffeln suppe und essen selbstgebackenes brot und ich betrachte den mann, dankbar und zärtlich und wehmütig zugleich, weil ich mir so wünsche, dass er den bann brechen könnte, und weil ich so genau weiß, auch er wird es nicht schaffen.

das kann doch alles nicht so weitergehen.

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Samstag, 20. September 2014
krass
"du findest mich krass?"
"ja, das tue ich, denn es scheint, als lebtest du in deiner eigenen welt, und die welt der anderen kann dir nichts anhaben, weil du ja nicht zu ihr gehörst."

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Mittwoch, 10. September 2014
zirkeltraining
diese ungeheuere anstrengung, sich selbst eine plattform zu bauen. ach was plattform, das hier ist eher ein kleiner felsvorsprung. fußbreit. gezimmert aus einer handvoll bröseliger selbstliebe.

da steht man nun und guckt. nach einem ästchen, das irgendwo herabragt. nach allem, was dich ein stückchen weiter nach oben bringen könnte, denn um sich am eigenen schopf aus dem abgrund zu ziehen, dazu hat man einfach schon zu viele federn gelassen.

jeden tag ein klimmzug.

oder das level halten. halten. halten.
wenigstens halten.

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Mittwoch, 3. September 2014
pulse
wie wir uns verschlingen mit blicken.
wie wir einander speisen mit unserem atem.
wie wir uns begegnen im traum, in der erinnerung.

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Mittwoch, 13. August 2014
peak
wenn sich alles in meinem leben so exorbitant steigern ließe wie meine demotivation.

wenigstens das a-amt ist auf meiner seite, was meinen ausbeuterischen arschloch-chef betritt. das zu wissen tut schon mal gut. und gut, dass ich den mumm hatte, diesen sack an himmelschreienden ungerechtigkeiten einmal aufzumachen.

ansonsten mit dem mitinsassen von fernen kontinenten träumen.

wish me luck.

ich bin zu absolut allem bereit.
theoretisch.

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