Mittwoch, 15. Juli 2015
komm in den garten
so ein leben, so einen garten wie meine eltern hab ich nie gewollt. ordentlich beschnippelte büsche. farblich abgestimmte blümchen. rollrasen wie aus dem magazin.

jedes stückchen freiheit wird hier zunichte gemacht von maschendrahtzaun und grenzsteinen und den strengen blicken der nachbarn.

mittendrin nun ich. mit gartenschlauch. das derzeit einzig greifbare irgendwie schwanzartige ding in meinem umfeld. ich spritze auf die welke flora ab und lach mir einen ast.

am wegesrand neben der garage ein gänseblümchen, das, wenn meine eltern wieder zurückkommen, sicherlich ausgerupft und auf den kompost geworfen wird. es hat rosa blütenblattspitzen, die, wie man uns als kinder erzählte, der herr jesus geküsst habe.

in diesem totvertikuliertem park jedoch nutzt so ein kuss einen scheiß. denn hier ist nichts heilig.

dennoch bleibe ich noch ein weilchen stehen. die erde dampft mir warm entgegen. ein verwirrter schmetterling schüttelt die flügel. am horizont versinkt die sonne.

und aus das licht.

... link


Sonntag, 12. Juli 2015
halb sechs
der morgen liegt grau über der stadt. ich lehne mich gegen die absperrung und warte auf den bekannten, der mir eine zigarette dreht. als er mir die filterlose reicht, paffe ich drei, vier züge, dann gehe ich wieder hinein.

drinnen dröhnt dumpfes wummern aus den boxen. es ist immer noch voll, vor mir im takt zuckende leiber, geschlossene augen, jeder für sich. paul kalkbrenner zieht mich auf die tanzfläche. ich spüre meine füße kaum mehr, der kopf schwebt haltlos den wirbelnden grünen lichtern entgegen. der körper aber kann noch, will noch, und lässt sich vom stroboskop und den bässen ficken.

mein schweiß riecht nach chemie und alkohol. er legt sich kalt um meinen hals wie eine schlinge, während es unter der haut brennt. alle sinne sind weit geöffnet. die welt tropft auf mich herab wie sommerregen.

ich brauche keine menschen mehr. nur diese lichter. und den nächsten song. und diesen unwiderstehlichen ruf, dem ich folge, ohne das ziel zu kennen.

... link


Donnerstag, 9. Juli 2015
hardcore
keine antworten.
das bedeutet auch, dass fragen überflüssig sind.

dennoch kommt das große warum. immer wieder. steht sperrig im raum. lauert hinter einer ecke.

man stolpert darüber. fällt. bricht sich das herz.

das warum lässt sich nicht wegficken. nicht in wodka ertränken. nicht wegschneiden wie ein überflüssiges körperteil.

man steht mit ihm inmitten der normalität. und ist kein teil mehr von ihr.

alles ist hardcore.

... link


Dienstag, 23. Juni 2015
liebe arbeitgeber!
es ist ja gut und schön, dass qualifiziertes personal nichts kosten darf und kein privatleben haben sollte.

aber wenn ich wiederholt geld und zeit in dämliche blabla-gespräche und assessment-scheiße investiere, und ihr es nicht mal schafft, eine absage zu schicken, dann kann ich euch nicht garantieren, dass ich euch nicht irgendwann die pimmel abschneide. allen. ja, auch euch fotzen.

mit freundlichen grüßen

das arbeitsvieh

... link


Sonntag, 14. Juni 2015
graue nächte
die nacht so grau wie der tag. ohne unterschied streichen die stunden dahin. die gedanken ein testbild: sendepause.

unruhe. dem körper täte bewegung gut. doch die seele hängt schlaff in den seilen wie nasse wäsche, wie der himmel, aus dem es fortwährend nieselregnet.

der körper will sich in alkohol lösen. in der spelunke rechnet der kopf 20 euro in hochprozentiges um. der kopf schluckt und schluckt und sinkt dann auf den tresen, der besitzer schaut und lacht und tätschelt den arm. hinter den geschlossenen augen brennen unsichtbar tränen.

auf der heimfahrt klatscht der regen ins gesicht. die dünne fleece-jacke wird kalt und schwer. der körper will frieren, bis er die seele nicht mehr spürt.

... link


Freitag, 22. Mai 2015
verdammt tief unten
ich warte noch immer auf die selbstregulation meines stoffwechsels. und verliere langsam aber sicher den glauben an eine metamorphose. offenbar kann man nicht einfach beschließen, nicht mehr verrückt zu sein.

neben der schlaflosigkeit und der intensiven anspannung ist die lähmende traurigkeit mit voller wucht zurückgekehrt. das verträgt sich nicht mit dem schlafmangel. der körper kommt morgens nicht mehr hoch. im verlauf des tages schleicht sich die migräne an. arbeiten ist unmöglich.

da ich keinen therapeuten mehr habe, den ich belabern könnte, und die klinik wegen pfingsten unterbesetzt ist, hat sich mein hausarzt kurzerhand der problematik meines überquellenden herzens angenommen.
"setzen sie sich doch nicht so unter druck. sie können doch wieder mit den medikamenten anfangen!"
"ich weiß nicht mehr, was wahr ist... gaukeln mir die medikamente etwas vor, damit ich leben kann, während ich in wirklichkeit alles verändern müsste, weil es mir schadet, oder ist das meine matrix, die mir die normalität als tragödie anzeigt?"
mit der frage nach der wahrheit sind wir im bereich der philosophie, aber mein arzt kann eben nur medizin.

wir versuchen es mit homöopathie und viel baldrian. ich kann schwer dran glauben, versuche es aber, weil ich weiß: der glaube versetzt berge. ich will glauben. erst an die homöopathie und dann an die metamorphose.

abends sitze ich im moor. eine ente entsteigt dem gewässer, setzt sich vor meine füße und quakt mir zärtlich etwas vor, als wolle sie mir lebensweisheiten erzählen. die tränen laufen. gassigeher und ihre hunde starren mich an, es ist mir gleichgültig.

jeden abend verspreche ich mir, morgen wird ein neuer tag. vielleicht musst du nur mal schlafen. eine nacht normal schlafen. oder mit jemandem sprechen. oder eine umarmung.

ich bin schwer versucht, das objekt zu reanimieren, wie immer in schwachen momenten. ein mensch, der mich versteht. der die richtigen knöpfe drückt. haha, wie verführerisch. die sehnsucht ist ein arschloch.

ob wir hier jemals lebend rauskommen?

... link


Mittwoch, 29. April 2015
cherry blossoms
ein schwarzer hund watschelt über den sandweg, und auf der wiese neben mir rupfen graugansküken gras, streng bewacht von mama und papa.

ich sitze an meinem lieblingsplatz am wasser, stille und abendkühle umfangen mich und streifen die alltagsgedanken aus wie ein weiches tuch, das man im styx getränkt hat.

über mir blüht eine kirsche, mit jeden windstoß fallen blütenblätter auf mich:

bäumchen rüttle dich, bäumchen schüttle dich, wirf weiß und purpur über mich.

und für einen moment muss man auf keinerlei wunder mehr warten.

denn ich bin mittendrin.


See all music videos Tindersticks

... link


Sonntag, 26. April 2015
selfie-schulterklopfer
bevor ichs vergesse:
das war woche nummer 3 ohne medikamente.

und das alles trotz familiärer katastrophen, mieser sozialkontakte, noch mieseren auftragsaussichten, rückenschmerz deluxe (= entzugserscheinung, war beim letzten mal auch so) und qualvollen objekt-reminiszenzen.

vielleicht bin ich ja auf dem weg, mich einfach an den ganzen mist zu gewöhnen? so mit ein bisschen sonne, sport und maximalem einsiedlertum?

... link


Donnerstag, 2. April 2015
frei
die ruhe, die sich über mich stülpt wie ein warmer handschuh. wie der hauch eines vertrauten dufts. wie das verheißungsvolle sirren in der luft, das mir flüstert: alles wird gut.

es gibt sie, die guten tage. die guten menschen.

manchmal macht die welt eine versöhnliche geste. nichts außergewöhnliches, nichts, was mein leben verändert. aber sie sagt mir in diesem moment: eigentlich ist doch alles in ordnung. eigentlich ist es doch alles ganz einfach.

und: chill mal.
du musst nicht immer jagen.
manchmal genügt es, sich zurückzulehnen.
mal die anderen machen lassen.

have a litte faith.

mach ich, liebe welt, sage ich. sechs tage auszeit, viereinhalb davon in der heimat.

treiben lassen. easy. awesome.
und atmen.

... link


Montag, 30. März 2015
psychomotorische unruhe
extrem unangenehm, wenn so ein innerlicher spannungszustand nach außen will. als kind/jugendliche hab ich immer die hände aneinander gerieben oder mit den füßen getrippelt oder an den nägeln gekaut. hat meine eltern irre gemacht. andere kinder haben gelacht.

leptin-mangel, hab ich nun gelesen.

gibts den scheiß irgendwo zu kaufen?

ich brauch endlich nen vernünftigen neurologen, der nicht nur psychpharmazeutische neuheiten an mir austestet.

... link