Montag, 17. August 2015
ego


spiegeln
beleuchten
ins rechte-linke licht
rücken

brustarmebeine
gehirn
herz

bewaffnet
biss
an die zähne

grauzonen ausspähen
rotblaugrünschwarzweiß

scharf
stellen
weich
zeichnenmalen

einen punkt machen
ein zeichen setzen

unklar bleiben
uneins sein
und viele werden

polylux
polynom
polyamour.

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Freitag, 7. August 2015
(w)arm
ich bin um dich ärmer.
aber ich habe etwas gewonnen:
die gewissheit deiner zuneigung.

mir ist warm.
denn der kalte zweifel musste gehen.
jetzt gehe ich mit einem lächeln
in deiner gedachten umarmung.

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Donnerstag, 30. Juli 2015
intruder
ich habe mich die treppe bis in den dritten stock hochgeschlichen. die tür ist angelehnt, weil das objekt nur kurz hinausgegangen ist. ich schlüpfe rasch in den stockfinsteren flur. das herz klopft mir bis zum hals, ich atme schnell. wohin? wo soll ich mich verstecken?

dann nähern sich schon schritte aus dem hausflur der angelehnten tür, und mir fällt auf einmal ein, dass es ja auch die objektgepielin sein könnte. und überhaupt, vielleicht ist es doch ein wenig übertrieben, sich einfach so in eine fremde wohnung einzuschleichen?

bevor ich den gedanken zu ende denken kann, öffnet sich die tür und das objekt steht vor mir.
"morphine?" flüstert es, fast so, als hätte es auf mich gewartet.
"entschuldige, bitte sei mir nicht böse, ich will nur so gerne mit dir reden", sage ich.
das objekt starrt mich durch das dunkel an.
"hm", sagt es nicht unfreundlich. "da muss ich erstmal die gespielin rausbitten, damit wir ruhe haben."

ich folge dem objekt ins wohnzimmer, erleichtert, dass es meine invasion so gelassen, ja fast positiv aufgenommen hat. möglicherweise mag es mich immer noch?

auch die gespielin ist unerwartet freundlich, merkt an, dass sie eigentlich gemeinsam mit dem objekt schwimmen gehen wollte, aber das auch alleine machen könne. ich bin verwundert, seit wann geht die mopsige gespielin schwimmen? aber weil sie so nett ist, will ich nicht unnett sein, also schlage ich vor, dass sie und das objekt schwimmen gehen und ich einfach später noch mal vorbeischaue. die beiden finden das eine gute idee, packen ihre sachen und brausen dann auf dem motorrad der gespielin davon.

ich stehe im hausflur und bin erstaunt, wie groß das haus ist. in den zahlreichen winkeln stehen figuren wie man sie in einer kirche vermuten würde - engel, teufel, kreuze. alles ist in gold und schwarz gehalten. es ist atemberaubend schön und ein klitzkleinwenig gruselig. es gibt wahnsinnig viele flure in diesem haus, was wohl, so glaube ich, der tatsache geschuldet ist, dass das haus wie eine burg gebaut ist, so einmal im kreis herum. in den fluren gehen menschen auf und ab, einer sieht aus wie ein priester, und ich bin ganz verzaubert.

als die gespielin und das objekt zurückkehren, gibt es kuchen. den kuchen hat die mutter der gespielin, die offenbar gerade zu besuch ist, gebacken. ganz viele mandeln sind darin, und die glasur ist dicker honig.

wir sitzen am tisch und plaudern über dieses und jenes, und es ist so, als gehöre ich fest in diese konstellation wie eine uralte freundin. ich fühle mich wohl. es gibt nichts zu klären, die sympathie und herzenswärme, die in diesem raum stehen, machen jegliche fragen oder antworten überflüssig, denn sie sprechen für sich.


wach.

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Montag, 27. Juli 2015
*
die nächte haben ihren glanz verloren wie ein schopf, der langsam ergraut.

wir starren auf die geschlossenen pforten des himmels und wundern uns, ob es dahinter jemals etwas gab. die erinnerung liegt brach.

wir ziehen mit den anderen übriggebliebenen, tagelöhnern, taugenichtsen durch ein land, das uns keine heimat ist, an das wir jeden glauben verloren haben.

das einzige ziel: weiterträumen dürfen.

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Mittwoch, 15. Juli 2015
komm in den garten
so ein leben, so einen garten wie meine eltern hab ich nie gewollt. ordentlich beschnippelte büsche. farblich abgestimmte blümchen. rollrasen wie aus dem magazin.

jedes stückchen freiheit wird hier zunichte gemacht von maschendrahtzaun und grenzsteinen und den strengen blicken der nachbarn.

mittendrin nun ich. mit gartenschlauch. das derzeit einzig greifbare irgendwie schwanzartige ding in meinem umfeld. ich spritze auf die welke flora ab und lach mir einen ast.

am wegesrand neben der garage ein gänseblümchen, das, wenn meine eltern wieder zurückkommen, sicherlich ausgerupft und auf den kompost geworfen wird. es hat rosa blütenblattspitzen, die, wie man uns als kinder erzählte, der herr jesus geküsst habe.

in diesem totvertikuliertem park jedoch nutzt so ein kuss einen scheiß. denn hier ist nichts heilig.

dennoch bleibe ich noch ein weilchen stehen. die erde dampft mir warm entgegen. ein verwirrter schmetterling schüttelt die flügel. am horizont versinkt die sonne.

und aus das licht.

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Sonntag, 12. Juli 2015
halb sechs
der morgen liegt grau über der stadt. ich lehne mich gegen die absperrung und warte auf den bekannten, der mir eine zigarette dreht. als er mir die filterlose reicht, paffe ich drei, vier züge, dann gehe ich wieder hinein.

drinnen dröhnt dumpfes wummern aus den boxen. es ist immer noch voll, vor mir im takt zuckende leiber, geschlossene augen, jeder für sich. paul kalkbrenner zieht mich auf die tanzfläche. ich spüre meine füße kaum mehr, der kopf schwebt haltlos den wirbelnden grünen lichtern entgegen. der körper aber kann noch, will noch, und lässt sich vom stroboskop und den bässen ficken.

mein schweiß riecht nach chemie und alkohol. er legt sich kalt um meinen hals wie eine schlinge, während es unter der haut brennt. alle sinne sind weit geöffnet. die welt tropft auf mich herab wie sommerregen.

ich brauche keine menschen mehr. nur diese lichter. und den nächsten song. und diesen unwiderstehlichen ruf, dem ich folge, ohne das ziel zu kennen.

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Donnerstag, 9. Juli 2015
hardcore
keine antworten.
das bedeutet auch, dass fragen überflüssig sind.

dennoch kommt das große warum. immer wieder. steht sperrig im raum. lauert hinter einer ecke.

man stolpert darüber. fällt. bricht sich das herz.

das warum lässt sich nicht wegficken. nicht in wodka ertränken. nicht wegschneiden wie ein überflüssiges körperteil.

man steht mit ihm inmitten der normalität. und ist kein teil mehr von ihr.

alles ist hardcore.

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Dienstag, 23. Juni 2015
liebe arbeitgeber!
es ist ja gut und schön, dass qualifiziertes personal nichts kosten darf und kein privatleben haben sollte.

aber wenn ich wiederholt geld und zeit in dämliche blabla-gespräche und assessment-scheiße investiere, und ihr es nicht mal schafft, eine absage zu schicken, dann kann ich euch nicht garantieren, dass ich euch nicht irgendwann die pimmel abschneide. allen. ja, auch euch fotzen.

mit freundlichen grüßen

das arbeitsvieh

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Sonntag, 14. Juni 2015
graue nächte
die nacht so grau wie der tag. ohne unterschied streichen die stunden dahin. die gedanken ein testbild: sendepause.

unruhe. dem körper täte bewegung gut. doch die seele hängt schlaff in den seilen wie nasse wäsche, wie der himmel, aus dem es fortwährend nieselregnet.

der körper will sich in alkohol lösen. in der spelunke rechnet der kopf 20 euro in hochprozentiges um. der kopf schluckt und schluckt und sinkt dann auf den tresen, der besitzer schaut und lacht und tätschelt den arm. hinter den geschlossenen augen brennen unsichtbar tränen.

auf der heimfahrt klatscht der regen ins gesicht. die dünne fleece-jacke wird kalt und schwer. der körper will frieren, bis er die seele nicht mehr spürt.

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Freitag, 22. Mai 2015
verdammt tief unten
ich warte noch immer auf die selbstregulation meines stoffwechsels. und verliere langsam aber sicher den glauben an eine metamorphose. offenbar kann man nicht einfach beschließen, nicht mehr verrückt zu sein.

neben der schlaflosigkeit und der intensiven anspannung ist die lähmende traurigkeit mit voller wucht zurückgekehrt. das verträgt sich nicht mit dem schlafmangel. der körper kommt morgens nicht mehr hoch. im verlauf des tages schleicht sich die migräne an. arbeiten ist unmöglich.

da ich keinen therapeuten mehr habe, den ich belabern könnte, und die klinik wegen pfingsten unterbesetzt ist, hat sich mein hausarzt kurzerhand der problematik meines überquellenden herzens angenommen.
"setzen sie sich doch nicht so unter druck. sie können doch wieder mit den medikamenten anfangen!"
"ich weiß nicht mehr, was wahr ist... gaukeln mir die medikamente etwas vor, damit ich leben kann, während ich in wirklichkeit alles verändern müsste, weil es mir schadet, oder ist das meine matrix, die mir die normalität als tragödie anzeigt?"
mit der frage nach der wahrheit sind wir im bereich der philosophie, aber mein arzt kann eben nur medizin.

wir versuchen es mit homöopathie und viel baldrian. ich kann schwer dran glauben, versuche es aber, weil ich weiß: der glaube versetzt berge. ich will glauben. erst an die homöopathie und dann an die metamorphose.

abends sitze ich im moor. eine ente entsteigt dem gewässer, setzt sich vor meine füße und quakt mir zärtlich etwas vor, als wolle sie mir lebensweisheiten erzählen. die tränen laufen. gassigeher und ihre hunde starren mich an, es ist mir gleichgültig.

jeden abend verspreche ich mir, morgen wird ein neuer tag. vielleicht musst du nur mal schlafen. eine nacht normal schlafen. oder mit jemandem sprechen. oder eine umarmung.

ich bin schwer versucht, das objekt zu reanimieren, wie immer in schwachen momenten. ein mensch, der mich versteht. der die richtigen knöpfe drückt. haha, wie verführerisch. die sehnsucht ist ein arschloch.

ob wir hier jemals lebend rauskommen?

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