Dienstag, 25. November 2008
morgenstund
wenn die sonne gerade erst knapp über dem horizont hängt und fenster blendet, wenn der frost der nacht noch als dampf in den straßen steht, wenn man am langenzug über die brücke geht und die alster kaiserlich wie ein zinnspiegel vor der stadt liegt - dann weiß man, dass es immer zeit für träume geben wird.
just make a wish.

was wünscht ihr euch, jetzt, in diesem moment, wenn ihr für fünf sekunden die augen schließt?


(ich stelle fest, dies war ein interaktiver beitrag!)

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Sonntag, 16. November 2008
*
und schließlich kapituliert man doch. es scheint eine innere kraft zu geben, die einen in den entscheidenden momenten mobilisiert, eine art selbstschutz. man rennt und rennt und kommt dann dort an, eine merkwürdige entschlossenheit redet dir den mund, lässt deine hände dinge zusammentragen. nicht aufzuhalten. nicht durch tränen, die strömen, sobald du orte voller erinnerung passierst, nicht durch eine vertraute umarmung, die dich sonst hätte versöhnen können. etwas tief im körper weiß wohl, wann die seele detoniert.

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seemannsknoten
wie seemannsknoten schlingen sich die gedanken, halten vergangenheit, ist- und soll-zustand nur noch vage auseinander. ich wünschte, ich hätte den mut, alle magie und schicksal zu leugnen und glück ausschließlich auf das zu reduzieren, was man selbst mit beiden händen bewirkt. augen und ohren zu verschließen vor einem größeren sinn, vor der tiefe der dinge und einfach ackerbau betreiben an der kargen oberfläche, die man sich schön redet.
weiß ich´s doch längst besser und habe achtung und demut empfinden gelernt. fakt ist, ich kann wollen, was ich will und mich verausgaben, wenn der boden schlecht ist, wird es nur mickrige pflanzen geben oder gar keine. und kein zauber dieser welt, keine vielversprechenden samen werden die naturgesetze zerbrechen.
doch will ich nicht glauben, dass wieder alles nur ein testlauf war, ein höhnischer himmlischer mittelfinger. es hieße, alles aufgeben. mich dazu.

nirgends, geliebte, wird welt sein, als innen. unser leben geht hin mit verwandlung. und immer geringer
schwindet das außen.


aus: rilke - siebente elegie

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Freitag, 14. November 2008
ufer
da drunten am wasser tümmelt es sich, schwarz und weiß wirbeln durch die lüfte. gefächerte schwingen, flirrende federn und zärtliches krächzen grüßen den jungen winter.
raben und möven, vor grauen bäumen vermischen sich gegensätze. wenn es immer so einfach wäre, so anmutig und schwebend. ich bin dankbar für den moment, der mir leben nach allem abschied verheißt.

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Sonntag, 9. November 2008
stilfragen für berlin und das leben
man kann etwas wegbomben. man kann etwas wiederaufbauen. man kann aber auch zwischen das übriggebliebene etwas neues stellen. neues neben antikem und dazwischen ein west-östlicher divan. auf den ersten blick sieht das aus wie kraut und rüben.
immer wenn ich nach berlin komme, ist mein erster gedanke: gottseidank, dass ich da nicht wohne. was für eine hässliche stadt. vor allem der westen. da raus richtung pankow ist es ja fast noch gemütlich. rückständig, aber wohnlich.
nach zwei bis drei tagen gewöhnt man sich aber auf geheimnisvolle art und weise an kraut und rüben. so ist das mit dem geschmack: eine frage der nase und wie schnell sie sich auf etwas einstellt. und nach zwei tagen merkt sie kaum mehr, wie sehr es auf dem alex stinkt (nach pisse und faulen eiern). stattdessen geht man andächtig über den potsdamer platz und bemerkt die kleinen raffinessen der architektur. versetzt hintereinander geschachtelte mauervorsprünge. auf spiegelung konstruierte glasfronten. und wie die fensterlamellen die linien der treppen kontrastieren. es lädt zum fotografieren ein, ausschnittweise. es ist surreal, aber okay. man muss sich darauf einlassen anstatt zu verdammen.
die frage anschließend ist, ob man mehr möchte als betrachten. bleiben zum beispiel. wie lautet die formel für großstadtglück?

im osten, schon etwas weiter draußen, wo es noch kleine verfallene häuser und viel leerstand gibt, weil der soli anscheinend nur partiell bis in die peripherie durchdringt, fragt mich der kater "meinst du, die sind glücklich da drin?" und deutet mit dem kinn auf ein fenster, in dem ein grüner papierdrachen hängt. "klar, warum nicht", sage ich. ein einfaches leben ist nicht gleichbedeutend mit unglücklich-sein.
luxus dagegen ist wie nikotin: irgendwann glaubt man, das leben ohne wäre irgendwie weniger schön. wer viel bekommt, wird immer mehr wollen. um dann irgendwann festzustellen, dass die quantität und noch nicht einmal qualität gleichbedeutend sind mit glück. weil die sache mit dem glück ein tiefseegraben ist, nicht die wellen, die man darauf sieht. denn man sieht nur gut mit dem herzen, schrieb einst saint-exupéry sinngemäß. das herz schafft mehrere kilometer, das auge nur ein paar zentimeter. es kommt also nicht darauf an, was man sieht, sondern wie man sieht.
so löst man wohl letztlich auch die frage mit berlin: ist es schön oder hässlich? nicht, indem man stilfragen diskutiert. sondern, indem man lebt, entdeckt und es lieben lernt, stück für stück.

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Mittwoch, 22. Oktober 2008
.
es ist an der zeit dafür.

ein - muss es nicht sein, das wäre theatralisch. das liegt mir nicht, das ist für die anderen.

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Mittwoch, 8. Oktober 2008
fetzen (nicht so fetzig)
es gibt nichts traurigeres als alleine eine gemeinsame wohnung auszuräumen.

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das schicksal trifft anscheinend auch andere hart. was nicht unbedingt bewirkt, dass es mir leichter fällt, das meine zu akzeptieren.

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es gibt seiten, auf denen fantasiearme menschen mindestens einmal pro beitrag ihre nichtssagenden visagen abgelichtet online stellen. natürlich mit fünffach photo-shop-filter und allerlei bamselkram. es fühlt sich an wie die mischung von nötigung und betrug. gleich wegklicken. verdirbt den charakter.

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hamburger studentinnen erkenne ich mittlerweile allesamt an ihren hässlich-auffälligen strümpfen, am liebsten in komination mit kurzen emo-röckchen (und da können die schenkel noch so fett oder noch so hühnerbeinartig sein) und turnschuhen. ja, mädels, ich weiß, die sache mit den studiengebühren zwingt euch auf den kiez, aber könntet ihr bitte wenigstens tagsüber in der u-bahn so ab und an einfach mal jeans tragen? danke.

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soll ich oder soll ich nicht? 250 euro auf den poker-tisch legen?

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gelernt: feta eignet sich zum überbacken so rein GAR nicht.

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Sonntag, 28. September 2008
heldensterben
es gibt phasen, in denen ich unansprechbar bin. vielleicht ist es pms, der dauerhafte ausstrahlende schmerz im rücken oder einfach nur die tatsache, dass mich das schicksal mal wieder so am arsch gekriegt hat, dass ich am liebsten vom dach des radisson-gebäudes springen würde - oder die mischung daraus.
trotzdem gibt es augenblicke, die mich zumindest temporär aus dieser stimmung herauskatapultieren können. das sind die momente mit menschen, die ich als scharfsinnig, kultiviert und smart empfinde und die ich dann zu helden des abends küre, klammheimlich. es ist die große schwester oder der große bruder, zu dem man aufschaut und für den das alles so leicht zu sein scheint, was einem selbst wie ein betonklotz am fuß hängt. für den man so viel empfindet: bewunderung, neid und ein kleines stück seelenverwandschaft.
jeder mensch hat solche helden. und jeder kennt die gelegenheiten, bei denen man solche helden treffen kann. manche zahlen dafür und lasten sich weite wegstrecken auf, andere müssen nur das telefon zur hand nehmen.
früher hatte ich viele helden oder wenigstens ein paar.
heute stelle ich fest: helden sterben aus. was von ihnen übrig bleibt sind leere flächen, auf denen firmen aufkleber verteilen: grabpflege günstig.
weil nichts mehr da ist außer einer mäßig hübschen hülle.
es gibt so viele menschen, die bis ins hohe alter sagen können, dem oder der möchte ich gerne einmal die hand schütteln. ich kann gerade nur sagen: ich möchte dem und dem und der und der und den allen da einmal ins gesicht spucken.

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Freitag, 1. August 2008
em/o-ton
gestern in der u3: "wenn er aussieht wird n emo, wird er wohl auch n emo sein", sagt ein mädchen im leicht verächtlichem brustton der überzeugung zur anderen.

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nive-autsch!
manche nennen es sommerloch, ich nenne es die nackte wahrheit, wenn im juli und august kein trallala mehr die vertrocknete grütze bedeckt.
die kleine fette kelly ausburn, die sich das sperma ihres wasweißichwas in die haare schmiert, frau müller und herr meier, die sich als opalgräber in australien versuchen oder frau gülle-can, die lesbische experimente in kuhmist veranstaltet: ob ich nun eine der dünnen, überteuerten zeitschriften aufschlage oder abends zwangsbefernseht werde, ich kriege kotzkrämpfe. nicht mal mehr ins kino gehen möchte ich. sogar der letzte party-samstag im kir war eine musikalische vollentgleisung. ein fünfjähriger mit seinem brummkreisel hätte mehr gerockt. der kater und ich überlegten kurzzeitig, eine frau abzuschleppen, aber das angebot war einfach niederschmetternd. nervenkitzel bei null.
fazit:
das lebensgefühl von vor drei bis fünf jahren geht mir hier genauso ab wie anderswo. vermutlich bin ich langsam einfach zu alt für alle formen kindischer freude, verrücktheiten und politscher wie sexueller offensive. wenn ich mal geld habe, werde ich aller voraussicht nach alkoholikerin. und vertreibe mir meine abende mit gülle-can und kelly ausburn.

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