Mittwoch, 4. September 2013
adrenalin
ich könnte steine schmeißen und leute in ihre fressen treten. aber alles, was mir bleibt, ist die lederjacke anzurufen, ein bisschen empört ins telefon zu schnaufen und dann zu diskutieren, was wirkungsvoller ist, gala-leser in der bahn mit schweigender verachtung zu strafen oder bonzenautos mit kaugummis zu bespucken.

die kaugummi-nummer hat sich die lederjacke von mir abgeschaut. immer wenn wir nachts besoffen durch die straßen eiern, wird alles hochkarätige und auffällige auf vier rädern einmal mit spucke getauft, inklusive kaugummi, und den dann schön auf die windschutzscheibe, idealerweise knapp unter die scheibenwischer. kindisch, das wissen wir. aber seelisch entschlackend aus proletarischer sicht.

den bullen immer hübsch mit nem halben arsch entkommen. das ist die krönung. das ist adrenalin. adrenalin und das subjektive gefühl von antimaterialistischer gerechtigkeit.
"was würdest du sagen, wenn sie uns erwischen", frage ich.
"dass ich besoffen bin", erwidert die lederjacke. "besoffen vor hass auf so ein scheißland, wo man sich den arsch abarbeitet, aber nur so ein paar wichser ganz oben die knete kassieren."
dann schaut sie mich an und will wissen, was ich zu meiner verteidigung vorbringen würde.
"nix", meine ich. "ich bin offiziell irre."

obwohl die lederjacke kinder hasst, findet sie, dass wir tolle eltern wären. ich finde das auch. selbstgerechte systemkritiker unter sich. dann sehen wir uns an, asexuelle wesen, die wir sind, ich krieche an die lederjacke heran und schnuppere ihren ungeheuere wohlgeruch und fühle, wie mir der rest der welt den buckel runterrutschen kann.

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Montag, 2. September 2013
besonders
und just, als die inneren widerstände besonders groß sind, überrascht mich der neue mann mal wieder.

"ich hab schon gemerkt, dass du sehr viel zeit für dich brauchst... aber ich habe auch verstanden, dass es dich anders nicht gibt. und ich will dich verstehen und kapieren, was in diesem hübschen, klugen kopf vor sich geht. alles, was du so erzählst, ist einfach sehr besonders und ich hatte das so noch nie. aber du bist eben besonders."

"du kannst das vielleicht", sage ich zögerlich, "aber du bist auch ein mensch mit viel selbstbewusstsein. du lebst so dein eigenes, unabhängiges leben neben mir. du machst dir über vieles keine gedanken. das macht dich robust. robuster als andere."

wie auch immer. ich bin ein bisschen verliebt in diese enorme toleranz. in diese selbstverständlichkeit. auch wenn ich die fragezeichen sehe, da im hinterkopf.
und ein bisschen muss ich mit den tränen ringen, als ich sage: "ich jedenfalls würde mich an deiner stelle nicht wollen."
als der neue mann mich da einfach an seine brust zieht.
als ich ganz ruhig werde und dieser enorme innere widerstand langsam, langsam verpufft.

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Dienstag, 27. August 2013
wie man es schafft, dass einem wer zu füßen liegt?
man muss lediglich ein hähnchen teilen.



happy püppi. ihre kleine, fetttriefende welt steht kopf.

manchmal überlege ich ja, ob ich das monster nicht behalten soll.

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Dienstag, 20. August 2013
_*^*_*^*_*^*_
das neue medikament: ein tiefschlag. wie nach einem schlag in die fresse fällst du in tiefschlaf.

mattscheibe. du guckst durch zuckerwatte, den ganzen tag. im hinterkopf nebel und nacht, vorn blendet die sonne.

die ganze welt ein kaputter schein-werfer: nur schein statt sein.

der ohrwurm singt: alle vöglein sind schon da.
du sagst: kamikaze, du wurm!

und lachst.
tränen.

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Sonntag, 18. August 2013
zweidimensional
an manchen tagen schrumpfe ich wieder auf das etwas zwischen laken und decke und warte darauf, in der leere zu verpfuffen.

dennoch warte ich noch auf etwas anderes. darauf, dass jemand diese isolation durchbricht. jemand, der das zauberwort kennt.

ich warte darauf, dass die angst vor der welt, den menschen, dem draußen nachlässt.

ich warte darauf, dass das warten aufhört und das handeln beginnt. das sinnvolle, das zielgerichtete, das erfolgversprechende.

die hoffnung ist noch immer nicht tot. manchmal wünsche ich mir, sie wäre es. weil sie so verdammt wehtun kann.

das katzenklo sauber machen. das wäre vielleicht ein erster schritt. ein ganz kleiner.

aber ein richtiger.

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Mittwoch, 10. Juli 2013
pöh
um 18:21 uhr schickt mir die gf eine präsentation für einen neukunden mit dem hinweis: "lektorieren!" schon nach vier seiten merke ich: das ist nicht verwendbar. die gf hat das teil mal wieder in einer vögelpause mit ihrem lover ohne zu denken runtergeschrubbt und glaubt jetzt, das team macht das schon, im notfall auch bis spät abends.

ich also die sache liegengelassen. ich werde mich schließlich nicht in meinen letzten wochen und monaten noch krumm machen. ich küsse mir heimlich für meine konsequenz im spiegel auf der toilette entgegen. dann radle ich gen feierabend.

die pupsimausi empfängt mich gnatschig. nachdem sie gestern an mein ben & jerrys gegangen ist, hat sie nachts fürchterlich durchfall bekommen. tja. karma, oder eben laktose. recht geschieht ihr. katze muss ja nicht alles fressen, was ihr zufällig vor die nase fällt. so wie ein eisbecherdeckel.

also habe ich fisch und milchfreien milchreis gefüttert. während die exkatz das ohne zögern wegschlabberte, ist die olle fauchkatze hier wählerisch. nein, das sind keine chips oder wantans oder krupuks, das ist kein cholesterin in reinform, das fressen wir nicht. in einem unbeobachteten moment ergattert sie knäckebrot, was beim reinbeißen wie chips klingt, aber offensichtlich nicht so schmeckt. die krümel werden liebevoll in der gesamten wohnung verstreut.

ich gieße mir einen holundersekt ein und feiere den moment. potenzieller arbeitgeber in spe nummer eins hat mir heute noch mal positives feedback geschickt. ein vielleicht-bis-wahrscheinlich-job. ich visualisiere meine zukunft und versuche elementale zu erzeugen. es muss doch. herrgottnochmal.

die pupsi faucht und kommt dann doch kuscheln. das sträuben werde ich euch allen schon noch austreiben. so auf die charmante.

der rest kann mich gern am arsch lecken.

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Donnerstag, 4. Juli 2013
schwanz einziehen und heulen
jeden tag ein neuer schlag.

das finanzamt hat meine zugegeben etwas murksige steuererklärung wohl falsch verstanden und mich zu 600 euro nachzahlung verdonnert, möchte sich aber den fehler, der m.e. auf ämterseite liegt, nicht gerne erklären / unterjubeln lassen.

woher nehmen, wenn nicht stehlen? (für prostitution bin ich leider nicht mehr frisch genug.)

auch sonst nichts gutes.

nachdem ich gestern bis nach 23 uhr für die kackfirma durch big b gejoggt bin, durfte ich heute ja großzügigerweise eine stunde später ins büro kommen. wow.

immerhin fünf stunden schlaf. oder vielmehr: bettkonktakt. denn die reise ins land der träume blieb aus.

schuld dran ist die katze. die katze macht neuerdings um 5 uhr morgens terror, mauzt ohne unterbrechung lauthals und schabt die schlafzimmertür durch. nicht, weil sie zu mir reinmöchte. nicht, weil ihr irgendwas fehlt. sondern offenbar einfach aus langeweile. was macht man da?

am liebsten würde ich fristlos kündigen, das mistvieh rausschmeißen, meine koffer packen und an einen sehr stillen, einsamen ort fahren.

lady marmalade verdingt sich zu später stunde als seelenretterin. ich heule ein bisschen in den hörer und gehe dann pflichtbewusst duschen.

immer dieses unbedingte funktionieren-wollen. oder vielmehr nicht wollen. zwangshandlung ist das eher. wem bin ich denn verpflichtet außer mir?

aus trotz eben aus dem büro eine bewerbung verschickt.

wollenwa doch mal sehen.

if life kicks ass, kick back.

ist ja ein schönes motto.
man bleibt beim arschtreten nur leider immer mit dem fuß ganz tief im arschloch des lebens stecken.
ganz harter schließmuskel, sage ich ihnen. no escape.

wer möchte, kann mich dann wahrscheinlich demnächst erstmal wieder in der psychiatrie besuchen.

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Dienstag, 2. Juli 2013
ach leben,
ich strecke und recke mich.

und du streckst und reckst mir immer nur den mittelfinger entgegen.

immer, wenn ich einen funken vertrauen auf das glück setzte.

du bist nur mit sehr viel chemie zu ertragen.

du bist nur zu ertragen, weil ich weiß, dass du ein ende hast.

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Donnerstag, 27. Juni 2013
obsession
dass mit macke immer alles zur obsession werden muss. trinken, rauchen, drogen.
sex. menschen. arbeiten. essen.

alles zu viel. und dann von allem wieder viel zu wenig oder noch besser: gar nichts.

schwelgen und askese. party und kater. freud und leid.

psychopharmaka helfen nicht, die regulationsmechanismen zu erlernen. vielleicht gibt es für sowas auch ein zeitfenster. so eine art anale phase. wer die nicht gut absolviert, bleibt ein leben lang ein hosenscheißer. kennen wa ja, sind wir ja jeden tag von betroffen, von hosenscheißern und reviermarkierern und verbalinkontinenzlern.

fragenfragenfragen.

hätt ich einen draht zum lieben gott, ich würde den den ganzen tag löchern. du sag mal. was haste dir dabei eigentlich gedacht?

eine frage, die ich meiner mutter gerne mal stellen würde: warum haste mich eigentlich nicht abgetrieben? haste nie gemerkt, dass die welt nix für mich ist?
jetzt haste ein kind mit vollmeise. ist doch peinlich vor den nachbarn. und überhaupt.

einen hund aus dem tierheim willste auch nicht, sagst du. weil die sind ja alle gestört. die wurden ja ausgesetzt und haben wasweißich für traumata. wie hast du ein kind großziehen und nie merken können, was das für ein wesen ist? so eines, das die eigene seele irgendwo ausgesetzt hat und sie nicht wiederfindet?

ich frag lieber nicht.
es gibt sowieso keine antworten.
wenn doch, sind sie nicht wahr.
und wenn sie wahr wären, wer garantiert mir, dass ich sie ertrage?

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Mittwoch, 13. März 2013
you and me and the rest of the world
wenn du schweigst, wenn du verschwindest, dann stelle ich mir vor, wie du durch deine sehr eigene welt gehst, gebeugt und doch stolz, ein verwundeter krieger von noch immer ungebrochener kraft. ein kind auf der suche nach dem schatz, den es irgendwann einmal eigenhändig vergraben hat, der jetzt grau im vergessen liegt. weil du deine erinnerung brandrodest, mit allen mitteln, mit aller macht.

but it´s still you and me and the rest of the world.

deine stimme füllt räume, die ich nie zu betreten wagte und bereitet mir darin ein zuhause. deine gedanken öffnen türen zu einem universum von geborgenheit und lust. ich liebe deine hände und die art, wie sie mich ergründen und erkennen. ich kenne und liebe jede sommersprosse auf deiner haut, jede furche, jedes haar. du bist der mensch, mit dem ich gerne alt werden würde. mit dem ich alles teilen möchte, weil ich weiß, wir könnten nicht verlieren.

wenn du schweigst, wenn du verschwindest, dann gehe ich durch meine sehr eigene welt, gebeugt und doch stolz, eine verwundete kriegerin von noch immer ungebrochener kraft. ein kind auf der suche nach dem schatz, den es irgendwann einmal eigenhändig vergraben hat, der jetzt grau im vergessen liegt.

because it´s still me and the rest of the world.

doch will ich mich immerfort an dich erinnern, mein leben lang.

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