Dienstag, 15. September 2015
underdogs im mittelstandspomp
all diese gutaussehenden menschen, die in zdf-20:15-filmen in diesen sterilen häusern sitzen, aus jeder pore gutsituiertheit atmen und vortäuschen, dass das alles so leicht und selbstverständlich ist, dass wir alle in blankenese wohnen oder am wannsee oder in irgendeinem geilen schloss mit kamin im wohnzimmer, dass wir alle so superharmonische einheiten bilden, mamapapakind, friedefreudeeierkuchen, und einen gutbezahlten, gediegenen 9-5-job haben, markenklamotten tragen und schicke autos fahren.

die lassen mich kotzen. die lassen mich so sehr kotzen. weil es in der realität inzwischen viel zu viele menschen gibt, mit zwei, drei jobs, die nicht wissen, wo sie einkaufen sollen, damit es am ende noch für stromgaswasserscheiße reicht und die nächste miete, die mutterseelenallein ihre kinder großziehen, die sie im nachhinein lieber nicht bekommen hätten, und deren größter kampf der mit dem sozialamt um ein bisschen wohngeld ist.

aber wahrscheinlich braucht der ultrakapitalismus solch betäubende bilder und geschichten, damit die underdogs glauben, dass sie sich nur noch ein kleines bisschen mehr anstrengen, sich nur noch klein bisschen jünger, schlanker, schöner, besser machen müssen, und nur noch ein paar mal öfter die parolen der brave new world nachplappern müssen, bis sie es schließlich auch geschafft haben.