Montag, 17. November 2014
o2 can do (evil)
ich habe meinen festnetzanschluss bei o2 formerly known as alice. zum festnetzanschluss gehören eine telefonflat ins deutsche festnetz (wegen mama und papa) und eine dsl-6000-flat. der spaß kostet mich 29,90 € monatlich und ist monatlich kündbar. soweit, so gut.

vor wenigen wochen erhielt ich einen anruf von o2 - oder vielmehr einem callcenter, das von o2 beauftragt worden war, den neusten scheiß zu verkloppen. am hörer hatte ich einen fürchterlich gelangweilt und genervt klingenden jungen mann, der mir ohne luft zu holen in wenigen sekunden erklärte, dass ich ab sofort nur noch 21,90 € für meinen anschluss bezahlen müsse, wenn ich mit einer 24-monatigen vertragslaufzeit einverstanden sei.
"aber ich ziehe vielleicht bald weg", wagte ich einzuwerfen.
"sie können den anschluss doch mitnehmen", sagte der junge mann pampig.
"und wenn ich die nummer ändern will."
"das geht auch", erwiderte der callcentermensch im tonfall eines lehrers kurz vorm burnout.

"na gut", sagte ich, wenig überzeugt. "sie können mir ja mal informationen schicken, dann schau ich mir das mal an."
"ich schicke ihnen dann auch noch eine sim-karte für den mobilfunk mit, die ist kostenlos."
"brauche ich nicht, ich habe schon einen vertrag."
"aber damit können sie KOSTENLOS telefonieren und SMS schicken! und sie haben eine 1 gb flat fürs internet."
das klang interessant, hatte ich doch einen vertrag, der mich 10 euro monatlich kostet und der lediglich eine 250 mb-flat beinhaltete.
"hm" sagte ich.
"ist alles kostenlos für sie", wiederholte der junge atemlos und mechanisch wie ein roboter.
"also gut, ich fasse zusammen: meine monatlichen fixkosten für festnetz und internet reduzieren sich um acht euro auf 21,90 €, dafür akzeptiere ich eine 24-monatige vertragslaufzeit und bekomme zusätzlich eine sim-karte, mit der ich kostenlos telefonieren und smsen und 1 gb lang im netz surfen kann?"
"genau", sagte der junge mann genervt.
"das klingt ja fast zu gut um wahr zu sein. und wenn ich das dann doch nicht will?"
"sie haben die möglichkeit, die sim-karte innerhalb von zwei wochen zurückzuschicken und damit den vertrag zu widerrufen. tun sie nichts, aktiviert sich der vertrag automatisch nach zwei wochen."
"das heißt, ich habe mit diesem gespräch schon einen vertrag abgeschlossen, den ich dann nur noch widerrufen kann? ist das nicht illegal?!"
"wir machen nichts illegales", sagte der junge mann beleidigt und böse. vermutlich hätte er gern noch hinzugefügt "du dumme alte schlampe", aber dann hätte er sein ziel verfehlt.

ich überlegte. die 1 gb flat lockte mich. und wenn man den vertrag widerrufen konnte, war ja nichts schlimmes bei, fand ich.
"na gut", sagte ich überrumpelt. "dann schicken sie mal."
der junge mann leierte die vertragsbedingungen für eine gesprächsaufzeichnung herunter und verabschiedete sich dann so ruppig, wie er mich begrüßt hatte.

drei tage später kam die sim-card an. im beipackzettel stand, wenn ich diese durch eingabe des pin-codes aktivierte, würde der vertrag gültig. mir kam das komisch vor, denn warum sollte ich eine sim-card aktivieren, um einen bereits geschlossenen vertrag zu schließen? ich las mir die beiliegenden schreiben durch und versuchte herauszufinden, welchen vertrag ich nun eigentlich hatte. clever wie o2 war, stand das nirgendwo bei.

böses misstrauen befiel mich. also durchsuchte ich die homepage von o2 nach einem vertragspaket, das meinen bedingungen ähnelte. nach längerem suchen wurde ich fündig: kostenreduktion von 29,90 auf 21,90, 24 monate laufzeit - und eine für 12 monate kostenlose sim-card.

moment mal, dachte ich, bei 24 monaten laufzeit bedeutet 12 monate kostenlos doch, dass danach noch 12 kostenpflichtige monate folgen würden. ich war verwirrt und rief im schurkenstaat von o2 an.

der erste berater konnte mir meine frage, was ich denn nun eigentlich als vertrag hätte, nicht beantworten und wollte mich gerne abwürgen.
"hören sie mal, ICH WURDE VERMUTLICH VON IHREM MITARBEITER BETROGEN", wurde ich nun sauer.
"das sind irgendwelche callcenter, damit haben wir nichts zu tun", sagte der o2-mitarbeiter. "das kann schon sein, dass sie falsche informationen erhalten haben, die bekommen provisionen und tun folglich alles, um ein produkt zu verkaufen."
"das heißt, ich muss bei ihnen damit rechnen, dass ich jederzeit unter angabe falscher informationen zum kauf von nutzlosem, teuren mist überredet werde?" sagte ich stinksauer.
"äh, äh, ich verbinde sie mal weiter, ja", haspelte der mitarbeiter schnell und drückte mich weg.

mitarbeiter nummer zwei war ein freundlicher älterer herr mit bayrischem akzent.
"dann schaumermal, was wir für sie tun können", sagte er, als ich das problem schilderte.
"jaja, die callcenter... das ist so bei denen", bestätigte er mir, was ich schon von mitarbeiter nummer eins wusste.
"also, nach 12 monaten bezahlen sie für den moilfunkvertrag 26,90 €", klärte er mich weiter auf.
"na toll. das wurde mir verschwiegen!"
"das tut mir leid."
"soll ich ihnen dann die sim-card zurückschicken?" wollte ich wissen.
"ach, machen sie sich keine umstände. ich storniere ihnen das jetzt gleich online."
herrlich unkompliziert und nett.
"trotzdem muss ich noch mal sagen, das geht gar nicht, kunden so hinters licht zu führen", wiederholte ich. "ich hätte nicht übel lust, mir einen neuen telefonanbieter zu suchen. wenn ich nicht schon wüsste, dass die anderen auch nur scheiße zu gold machen, dann wäre das jetzt keine zweite überlegung wert."
der berater bedauerte dies erneut sehr und wünschte mir dann noch einen schönen abend.

ende dieses monats wird sich nun herausstellen, ob meine bemühungen zur stornierung des vertrages wirksam waren. wenn nicht, verkaufe ich meine story an die blöd-zeitung und schicke o2 einmal durch die hölle.