Sonntag, 22. Juli 2012
würdest du dich für mich prügeln?
party, nach sehr sehr langer zeit mal wieder, im liebeswertesten kreis: das objekt, mr. shyguy, eine bekannte und ich.

als ich ankomme, rennt mir das objekt entgegen und knutscht mich vor versammelter mannschaft nieder:
"my suicide girl! wie geht es dir?"
auch die anderen erkundigen sich brav nach der werten befindlichkeit. von so viel aufmerksamkeit geht es mir gleich besser. ich kann sogar tanzen und mich ein bisschen freuen.

dann sitze ich mit der bekannten rum und rauche. die bekannte hat seit monaten schlimme schlafstörungen. ich gebe ich ihr ein paar medikamente ab und sie freut sich.
"guck mal, da drüben, kennst du den typ", fragt sie dann.
"ja, der ist voll eklig, der hat mich schon zweimal angequatscht und kapiert nicht, dass ich ihn hässlich finde."
"ja, der ist echt hartnäckig und unangenehm. und immer total betrunken."
"bäh. komm, lass uns wieder raus zu den anderen gehen."

wir stehen neben der tanzfläche. mr. shyguy, objekt und die bekannte rocken ab, ich setze mich irgendwann an den rand und gucke.
und plötzlich ist da der ekeltyp, über den wir uns vorhin unterhalten hatten. er glubscht und grinst fies. ich versuche, mich irgendwie unsichtbar zu machen, doch dann kommt er angewackelt und sagt irgendwas, was ich nicht verstehe, weil die musik zu laut ist. ich antworte nicht und gucke weg. und schwupps, habe ich seine hände an meinen brüsten.

ich bin so perplex, dass ich nicht sofort zuschlage, sondern mit offenem mund dem fix davonwuselnden arschloch nachstarre.
die bekannte kommt und fragt: "was ist denn los, was schaust du so?"
ich: "der hat mir gerade an die titten gefasst."
"nein, ist nicht wahr, oder?!"
"doch."
"mir hat der auch mal die hand auf den schenkel gelegt. aber an die brust fassen, das ist ja wirklich die härte."
"ich hätte ihm gleich eine reinhauen sollen."
"ja, hättest du."
"aber ich war so... sprachlos."
"sollen wir es dem türsteher sagen?"
"nee", schüttle ich den kopf, "ich hab ne bessere idee."
"was denn?"
ich grinse: "pass mal auf."

ich schnappe mir das objekt, entführe es in den raucherraum, schenke ihm eine zigarette und frage dann frank und frei: "sag mal, würdest du jemandem für mich eine reinhauen?"
das objekt schaut mich an und fängt dann an zu lachen.
"das ist nicht dein ernst."
"mein voller."
ich gucke streng und beim objekt fällt der groschen, dass ich nicht ohne grund frage.
"ja klar würde ich das machen, nur wem soll ich eine reinhauen und warum?"

ich wusste es. auf das objekt war verlass.
"hast du vorhin den typen gesehen? nicht besonders groß, ziemlich fett und hässlich, mit so ner komischen brille?" hake ich nach.
das objekt überlegt kurz:
"ich glaub, ich weiß, wen du meinst."
"fabelhaft. der hat mir an die titten gefasst."
das objekt macht augen so groß wie untertassen und fragt dann ganz langsam:
"der hat bitte WAS?!"
"der hat mir an die titten gefasst."
das objekt schluckt und meint dann:
"okay, das können wir so nicht auf sich beruhen lassen."

da betritt der ekeltyp zufällig den raum.
"der da?" fragt das objekt und macht eine kopfbewegung in seine richtung.
ich nicke.
schwupps, ist das objekt aufgesprungen und geht in großen schritten auf den grabscher zu. der weicht sofort zurück, wohl ahnend, was ihm gleich blüht, doch das objekt hat ihn schon am hemdkragen gepackt und schleift ihn in den raum nebenan, wo keine leute mehr sind. durch die glasfront kann ich sehen, wie das objekt mit dem verhör beginnt.

während ich darauf warte, dass die auseinandersetzung eskaliert, kommt die bekannte wieder und setzt sich zu mir.
"der ekeltyp kriegt gerade richtig ärger", sagt sie und deutet nach drüben.
"ja, den ärger hab ich ihm auf den hals gehetzt."
"nicht wahr, oder?" die bekannte kichert.
"ich freu mich schon, wenn der da mit veilchen wieder rauskommt."

wir spähen angestrengt nach nebenan, sehen aber nicht viel. das objekt redet sich in rage, gestikuliert wild und schubst den typ ein bisschen, der sich aber nicht großartig wehrt.
"ich hoffe, es passiert ihm nichts", sage ich und meine das objekt.
"glaub ich nicht, der ist doch mindestens einen kopf größer als der ekeltyp... und muckis hat der, der klatscht den doch an die wand."

inzwischen steht der ekeltyp tatsächlich mit dem rücken zur wand. das objekt hat sich bedrohlich vor ihm aufgebaut und den arm zwei zentimeter neben dem ohr des typen an die kacheln gestützt. die stirn des objekts kommt dem gesicht des ekeltypen immer näher.
"oh gott, er bricht ihm aber nicht die nase, oder?" fragt die bekannte.
"von mir aus darf er."

dann stürmt das objekt aus dem raum und kommt zu uns herüber. es ist vor wut ganz rot im gesicht.
"so ein arschloch! so ein widerliches arschloch!"
"was ist denn los?" frage ich.
"er leugnet und versucht sich rauszureden, er könne sich nicht mehr erinnern, weil er zu betrunken sei."
"und jetzt?"
"er hat jetzt fünf minuten zeit, sich zu erinnern und sich bei dir zu entschuldigen, sonst brech ich ihm den kiefer, hab ich gesagt."
das objekt lässt sich neben mich fallen und bittet um eine weitere zigarette.
"du bist ja richtig aufgebracht", stelle ich fest.
"das ist widerlich. genauso ein feiges und versoffenes arschloch wie mein vater. ich will, dass der sich jetzt bei dir entschuldigt. ich geh da sonst echt noch mal rein."

doch das ist nicht nötig. denn vor ablauf der fünf minuten geht die tür auf und der ekeltyp steht vor mir und stottert eine entschuldigung, macht eine kurze versöhnliche geste und verkrümelt sich dann sehr rasch.
das objekt beobachtet die szene kritisch und fragt mich dann:
"willst du das gelten lassen?"
ich überlege nicht lang:
"doch. will ich. deeskalation, sagst du doch sonst auch immer."
das objekt muss lächeln.
"die madame hat sich was gemerkt. schön." und es küsst meine stirn.

dann erhebt es sich.
"ich muss los, ich muss in einer dreiviertelstunde auf arbeit sein."
"machst du mal wieder durch?"
"ja."
"na gottseidank hast du ihm jetzt nicht den kiefer gebrochen, sonst müsstest du noch mal nach hause und dich umziehen und kämst zu spät zur schicht."
das objekt kichert kurz, wird dann aber wieder ernst:
"und wenn das in so ein stalking übergehen sollte... sagst du mir bescheid, ja?"
"glaub ich nicht."
"trotzdem."
"aye-aye."
ich bekomme noch eine bärenumarmung, dann verschwindet das objekt in den morgen.

ich tanze noch ein letztes lied, nehme meine freunde in die arme und mache mich dann ebenfalls auf den heimweg. die sonne scheint mir entgegen, die vögel zwitschern. für den moment ist alles gut. das objekt hat mich beschützt.