Dienstag, 10. Juli 2012
valsches leben
vor meinem fenster spielt ein vati mit seinem lütten fußball. vati ist um die 40, sportlich, schlank, graumeliert, trägt eine der üblichen medienfuzzibrillen und ist immer gut gekleidet. er geht morgens mit mir mit arbeitstasche unter dem arm aus dem haus und kehrt auch ungefähr um dieselbe zeit (also späääääääääääääät) zurück.

zu vati gehört neben dem offensichtlich sehr mittelmäßig intelligentem kind (schnallt nicht, wohin der fußball fliegt bzw. dass man diesem unwissen mit einer kopfbewegung abhelfen kann) eine unglaublich dicke blonde mutti, die den ganzen tag damit zubringt, telefonierend, essend und rauchend am fenster zu stehen oder, bei gutem wetter, den ganzen tag auf der wiese vor dem haus zu liegen (essend, rauchend, telefonierend). mutti trägt gerne knallige farben und alles, was ihrem volumen noch mehr volumen verleiht (querstreifen, gelb, weiß, gepunktet oder blumentapetenmuster).

im grunde genommen eine sehr beruhigende situation, die mir sagt: wenn ich es schaffe, noch etwa 30 kilo zuzunehmen, meine schwarze garderobe durch neonfarben und muster zu ersetzen, meinen job zu verlieren und den ganzen tag auf der wiese zu lümmeln, bekomme ich eines tages auch einen dieser stilsicheren, beruflich offenbar erfolgreichen, graumelierten männer mit medienfuzzibrille.
und, fuck, dafür würde ich sogar ein balg werfen. kümmert sich ja dann sowieso der vaddi drum.