Freitag, 1. Juni 2012
froschkönigin
mein neuer liebster platz ist das moor. alles ist so verdammt lebendig dort. der boden ist mal fest, mal weich, es ist ein senken und heben, und falls man zu faul war, die gummistiefel mitzunehmen, heißt es hinterher erstmal schuhe schrubben.

nach 22 uhr geht das allabendliche froschkonzert los. manchmal kommt das objekt, das in der nähe arbeitet, mit. dann sitzen wir auf der bank wie omma und oppa, rauchen einen joint und schweigen, stupsen uns nur hin und wieder an, um auf schlafende gänseküken, kämpfende amseln oder die wasserlilien zu zeigen, die sich in der dämmerung im wind wiegen.

"froschkönigin", sagt das objekt, als ich auf mein nagelneues uraltes grünes fahrrad steige und wir noch ein paar meter zusammen die laute straße entlangfahren.
"froschkönige sind friedensherrscher", gebe ich zurück.
"dann regiere deine kleine welt auch so", findet das objekt, nimmt meinen kopf in seine hände und küsst mich. "lass den kriegsfuß mal aus der tür."
"ich bin die marc aurel unter den froschköniginnen."
"marc aurel hat auch kriege geführt", verbessert mich das objekt.
"schnauze", erwidere ich, "ich bin die religionslehrerin von uns beiden!"

das objekt knufft mich, umarmt mich noch einmal und entschwindet dann in die nacht. ich sehe dem wehenden roten haarschopf hinterher und mache mich dann meinerseits auf den weg.