Sonntag, 13. November 2011
is this your girl-friend?
die gestrige party war die after-show-party von kmfdm. ein konzert, das ich für die lesung freiwillig verpasst hatte, weil ich kmfdm zwar mag, aber eher als hintergrund- denn aktiv-zuhör-musik.

als ich ankam, war die tanzfläche relativ leer, da sich die bandmitglieder im raucherraum befanden, wo sie inmitten einer gruppe von groupies gewissermaßen unsichtbar waren. einer meiner bekannten war ebenfalls da und saß ein stück weit entfernt vom großen haufen an der bar. da ich ungern loveparade-artig niedergetrampelt werde, wählte ich den freien hocker neben meinem bekannten und bestellte erstmal ein getränk. mein bekannter begann, mir ein ohr abzuschwallern, da er seit einigen wochen der ansicht ist, dass ich die frau seines lebens bin und wir aufgrund unserer drei gemeinsamkeiten - die vorliebe für den club, brutale horrorfilme und abartige sexuelle fantasien - dringend heiraten sollten.

plötzlich lichtete sich der groupie-haufen und die bandmitglieder strebten richtung bar. mein bekannter, der eine alte labertasche und selbst musiker ist, verwickelte sofort zwei der jungs in ein fachliches gespräch. ich schwieg, da ich mich für mein schlechtes schulenglisch schämte und guckte in mein glas.

plötzlich bemerkte ich, dass ich gesprächsthema war.
"is she your girl-friend?", fragte der eine typ mit dem iro und den vielen tätowierungen.
"no", sagte mein bekannter. "this is my wife."
"hey!"
ich schubste meinen bekannten und er kippte lachend vom hocker.
"he´s kidding", sagte der tattoo-mann und guckte mich an.
"yes", stotterte ich.
"nice to meet you", sagte der tattoomann dann. "you´re very beautiful."
"äh, thank you."
er küsste meine hand und sah mich lange, lange an. dann berührte er mit zwei finger meinen hals, meine schultern und meine wangen.
"oh my god, you´re such a beautiful thing. your eyes, your lips, you hair!"
ich schwieg verlegen und freute mich, dass ich zu viel make-up im gesicht hatte, um sichtbar rot zu werden.
inzwischen hatte sich auch der rest der band der band um mich gedrängt und beäugte mich wie ein zootier.
"oh yeah, she´s beautiful", begannen nun auch zwei andere.
ich sagte nichts und trank lieber schnell mein glas leer.

die situation war unglaublich peinlich und schmeichelhaft zugleich. im hintergrund standen die groupies und glotzten böse.
der tattoo-mann nahm mir das leere glas weg und ließ es neu befüllen. dann bestellte er eine runde für sich, seine jungs und meinen bekannten.
"and she really isn´t your girl-friend?", sicherte sich der tattoo-mann noch mal bei meinem bekannten ab.
"unfortunately not", sagte der. ich stieß ihm den ellenbogen in die rippen.
wir tranken zusammen, dann fragte der tattoo-mann nach meinem namen. zwei augenblicke später küsste er mich. und mein lieber scholli, der kuss war nicht von schlechten eltern.

im hintergrund stand einer der clubgäste, glotzte und machte beifall-geräusche.
der tattoo-mann ließ mich los und sagte grimmig:
"is she your girl-friend?"
der gast schüttelte irritiert den kopf.
"then fuck off", sagte der tattoo-mann.
der gast hob beschwichtigend die hände und verkrümelte sich.
ich war für einen augenblick froh, dass das objekt nicht da war. das hätte sonst am ende wieder die fäuste ausgepackt. und ich dankte gott auf knien, dass der architekt ebenfalls nicht da war. denn dann hätte ich meine beziehungspläne in die tonne treten können.

wir verloren ein wenig das gefühl für zeit und raum. als wir das nächste mal aufsahen, waren die anderen bandmitglieder und auch die groupies verschwunden.
"oh fuck", sagte der tattoo-mann.
dann stürmte eine frau mit blauen haaren den raum und kreischte:
"come on, come on, you´re missing the bus!"
"oh fuck", sagte der tattoo-mann noch mal. "i have to leave!"
dann sah er mich an: "don´t you wannna come with us?"
ich lachte: "no. i have to go to work on monday."
der tattoo-mann nahm mich an der hand zog mich dennoch mit nach draußen, um sich zu verabschieden.

um den tour bus herum standen die groupies bei den anderen bandmitgliedern.
einer der jungs kam zum tattoo-mann und knuffte ihn in die seite.
"tell me, is she your girl-friend now?"
der tattoo-mann schubste seinen kollegen und lachte:
"no, she is my wife!"
dann küsste er mich zum abschied.
"i will never forget you", sagte er.
"you will, i´m sure", sagte ich.
"no", sagte er. "maybe you will, but i won´t."
hach, wie romantisch. wüsste ich es nicht besser, ich wäre beeindruckt gewesen.

der rest der band verabschiedete sich per handschlag und umarmung, dann bestiegen sie den bus und fuhren in die nacht.

ich stürmte die tanzfläche und blieb dort, bis der morgen dämmerte.