Samstag, 9. August 2008
hilfe!
meine eltern wollen mich besuchen kommen. und der gedanke ist mir überraschenderweise nicht mal angenehm. ganz im gegenteil: es sind menschen,an die ich kaum denke.
"ja, es geht mir gut", sage ich dem telefonhörer, der 600km weit die stimme meiner mutter überträgt. der kater huscht herbei und sagt mit den lippen an meinem nacken "und du wirst du geliebt!!"
manchmal trifft der kater mit seinen aussagen genau den richtigen zeitpunkt. das ist so einer. die sekunde, in der man sich fragt, was diese menschen da weit weg im süden bewegt haben mag, dich zu produzieren und auf diese welt zu setzen. diese aussage, die dir die antwort gibt, die sie dir jahrzehntelang nicht zu geben vermochten: du bist liebenswert. ganz egal, wie du bist, solange du du bist.
ich verliere hin und wieder ein wort über das verhältnis zu meinen eltern. dass ich sie nicht vermisse. dass mir nichts fehlt. dass ich lediglich die ruhe genieße. den abstand.
meine chefin telefoniert jeden tag mit ihrer mama. "meine eltern zahlen bis heute einen teil meiner miete", sagt sie, "sie wissen ja, dass jeder pfennig in diese agentur fließt." ich bin einen moment neidisch. so viel verständnis, soviel rückhalt. und dann wieder nicht mehr. ich bin allein. alleine zu zweit. ich schaffe mir meine eigene familie. und ob ich je ein kind möchte, von dem ich mich dann enttäuscht fühle und das ich mit meinen unerfüllten wünschen und vorstellungen in den wahnsinn treibe, das darf ich später entscheiden. das nenne ich freiheit. eine freiheit, die ich mit 27 habe und die sich andere noch nicht einmal mit 40 erarbeiten konnten.
ich bin gespannt, ob es mich berühren wird, wenn ich sie sehe. ob ich wenigstens mitleid empfinden werde für all die rückständigkeit und lethargie. oder ob ich einfach nur feststellen werde, dass mich das alles nichts mehr angeht.

sagen sie mal. egal was.