Sonntag, 22. Juni 2008
und darauf einen vodka
ich habe viele russen gekannt. ohne großgrundbesitz auf dem taufschein bin ich in einer mehrfamilien-mietswohnungs-asselgegend aufgewachsen, die fest in russischer hand ist - bis wir dann in die vorstadt zogen und spießig wurden.
ich habe die russen geliebt. warum, kann ich nicht sagen. vielleicht, weil sie meistens so wunderbar melancholisch-brutal dreinschauen.

der kater sitzt heute mal wieder wie festgebacken auf dem sofa. "meine jungs", seufzt er und meint die russen, dann kommt der anpfiff und 120 minuten lang spiegelt sich das spiel auf seinem gesicht. nicht einmal die bierflasche hat eine chance, seine lippen zu berühren, wenn der ball in tornähe kommt. ich, die ich lapidar meinte, "nach 20 minuten haben die holländer mindestens zwei zu null im kasten", bin erstaunt über das, was mir da von russischer seite geboten wird. und weil ich immer für die besseren bin, bin ich nach einer knappen halben stunde ebenfalls für die russen.
"ich mag auch den trainer so", strampelt und juchzt der kater, nachdem das eins zu null gefallen ist. beim anblick des trainers fällt mir ein satz ein, den mir ein ungar einst sagte, "bei uns im osten muss ein mann wie ein bär sein". bären haben als einzige raubtiere keine mimik, und so verzieht auch der gute guus nach dem sieg nicht einen mundwinkel, während seine hände nach den jungen gesichter der spieler greifen, sein mund küsse auf die glatten wangen verteilt.

ich verteile meine küsse auf die katerwangen. katzen haben ja zum glück mimik.