Sonntag, 11. Januar 2015
bad girls
gestern abend habe ich die irre auswahl zwischen drei partys. wie so manches mal bin ich davon völlig überfordert. doch das wetter nimmt mir die entscheidung ab: party nummer eins ist sturmbedingt wegen ausfallender s-bahnen für mich unerreichbar. daraufhin überlege ich, wie hoch die wahrscheinlichkeit ist, dass das objekt auf party nummer zwei aufkreuzt. ich rechne nach und komme auf mindestens 50 prozent. ich funke meinen bekannten v., der bereits dort ist, an:
'kannst du mir sagen, ob das objekt heute auch da ist?' schreibe ich. 'ich bin heute so gut drauf, das will ich mir nicht durch seinen anblick versauen.'
v. schreibt zurück, dass das objekt nicht da, die party selbst jedoch leider schlecht besucht und bislang auch noch nicht so pralle sei.

trotzdem mache ich mich auf, in der hoffnung, dass es noch besser wird, bis ich da bin.
als ich schon in der bahn sitze, überfällt mich ein spontaner impuls. an der nächsten station steige ich aus, nehme den bus und fahre in den club. dort ist es warm und viel gemütlicher, garantiert objektfrei, obendrein gibt fröhlichere musik und gratis-drinks vom lieblingsbarkeeper - und genau danach ist mir heute.

die spontan-umentscheidung stellt sich als goldrichtig heraus: die stimmung ist gut, die musik tanzbar, und auch meine freundin b., die vor einem monat die große offenbarung gegenüber der objektgespielin geleistet hatte, ist da. wir umärmeln uns und wünschen uns erstmal noch ein gutes neues jahr.

"wie war dein silvester", will ich von b. wissen, die den jahreswechsel in hamburg auf einer einschlägigen party verbracht hatte.
"ging so. die party war komisch."
"ich hätte da auch überhaupt keinen bock drauf gehabt. war da jetzt drei jahre hintereinander. das war jedesmal nur deshalb gut, weil ich mit netten leuten unterwegs war."
"das objekt war übrigens auch da", informiert mich b.
mir fällt die kinnlade auf die brust.
"echt?"
"ja."
"mit seiner ische?"
"nee, ganz alleine."
ich stutze:
"aber silvester verbringt es normalerweise immer bei seinen eltern. letztes jahr war auch die gespielin mit dabei."
"nee, der war da allein."
"krass! hat er was gesagt?"
"der ist mich total angegangen!"
"neeeeiiin.... erzähl!"
"er kam her und meinte, dass er das total scheiße von mir fand."
"hat er dich bedroht?"
"nein, aber er hat sich total aufgeführt und mir alles mögliche schlechte an den hals gewünscht."
"aber die gespielin hatte dir doch versprochen, dass sie ihm nicht sagt, von wem sie es weiß?"
b. zuckt mit den achseln.
"diese falsche fotze", sage ich.
"mir isses eigentlich egal, ich bin ja weder mit ihr noch mit ihm irgendwie befreundet", sagt b. cool. "sie schuldet mir daher auch keine loyalität. ich hab damit gerechnet, dass sies ihm sagt."
ich nehme b. in den arm:
"maaaaaaaaaann... das tut mir leid, dass du für mich den kopf hinhalten musstest!"

"wie verhält er sich eigentlich dir gegenüber?" will b. dann wissen.
"wir ignorieren uns. vollkommen. ich hatte zunächst die sorge, dass es mir wie dir ergeht - oder schlimmer, weil ich dem objekt seiner meinung nach vermutlich die stange halten müsste. ich hatte ehrlich gesagt sogar ein bisschen angst, dass es handgreiflich wird."
"aber das kann es nicht erwarten, es hat dich so schlecht behandelt!"
"ich glaube nicht, dass es das so sieht."
"tut mir leid, wenn du wegen mir schwierigkeiten hast."
ich sehe b. an:
"du, noch mal: es war richtig so. ich bin jetzt an einem punkt, an dem ich schon lange hätte sein wollen. ich bin immer wieder auf das objekt zugegangen, hab ihm immer wieder verziehen... jetzt kann ich das nicht mehr, selbst wenn ich wollte."

b. nimmt schweigend einen schluck aus ihrem glas und fragt mich dann:
"und wie gehts dir damit?"
"also, wenn ich ganz ehrlich bin..." ich muss kichern: "die tatsache, dass es silvester alleine in hamburg verbracht hat, erfüllt mich so ein bisschen mit schadenfreude. das objekt hat mir ja immer groß erklärt, das alles karma sei. jetzt kann es mal sehen, was mit seinem passiert ist."
"meinst du, die haben sich getrennt?"
"nee, das glaub ich nicht. er ist ein großer manipulator und sie ist wachs in seinen händen. aber vermutlich war weihnachten nicht ganz so eidideiditrallala wie er sich das vorgestellt hatte."
b. grinst.
"gott, wir sind schlimm."
"ein bisschen schon. aber es ist menschlich, oder?"

mein abend ist gerettet, aber sowas von. ich merke, wie ich fröhlich durch die gegend grinse. auf der tanzfläche ist tatsächlich mal ein hübscher mann, der sich obendrein auch noch gut bewegt. leider hat er eine freundin, wie ich kurz daraufhin feststelle.

später liege ich mit b. auf dem sofa und quarze. da kommt ein blonder typ, der mich schon länger beobachtet, auf mich zu und quatscht mich an. nach ein paar minuten smalltalk will er wissen:
"bist du allein da?"
"nee, mit meiner freundin."
ich stupse b. an, die schläfrig die augen öffnet. dann gebe ich ihr einen kuss. b grinst, kuschelt sich an mich und schielt frech zu dem typen rüber. der guckt wie eine kuh wenns donnert.
"ähm..."
"ja ähm", sage ich provokant.
"würdest du trotzdem mal mit mir kaffeetrinken gehen?" berappelt sich der typ dann.
"kommt drauf an, was du unter kaffeetrinken verstehst."
b. prustet neben mir los und kriegt sich nicht mehr ein.
"na, kaffeetrinken halt."
"nicht ficken?"
der typ schaut überrascht:
"naja... nein... also ich meine... klar, wenn du willst, sehr gerne!"
ich kichere und gucke dann zu b.:
"sorry, ich ficke nur frauen."
"deine freundin kann auch mitkommen", grinst der typ.
nun richtet sich b. auf und sagt schroff:
"kein interesse, und jetzt schieb ab."

als der typ weg ist, schaut mich b. streng an:
"gott, morphine, du bist einfach viel zu nett. sag ihm doch, dass er sich verpissen soll."
"sorry, erziehungsfehler."
"quatsch erziehungsfehler... dann haste gleich wieder son objekt an der backe!"
"du bist so straight, das mag ich so an dir", muss ich schmunzeln.

die party will kein ende nehmen. um sieben uhr morgens ist der laden immer noch halbvoll und die bars schenken freigetränke aus. ich kann nicht mehr stehen, so sehr schmerzen meine füße vom tanzen, und ich kann nicht mehr trinken. b. schläft auf dem sofa, ich sitze währenddessen an der bar zwischen bekannten.
"das leben kann echt schön sein", säusle ich selig und der barkeeper beugt sich über den tresen, um mich in den arm zu nehmen.
"sag ich doch auch immer."

gegen acht schlurfe ich mit b. zum bahnhof. es graupelt, aber der sturm hat ein bisschen nachgelassen.
"boah, wenn ich zuhause bin, dann schmeiß ich mir schön ein paar schlaftabletten rein und dann kriege ich keinen kater, sondern penne gleich bis morgen abend durch", sagt b.
"aber du hast zu viel getrunken, da kannst du doch jetzt keine tabletten nehmen", mahne ich.
"sagt die frau auf psychopharmaka", lacht b.
ich schubse b., dann umarmen wir uns und jede steigt in ihre bahn.

als ich zuhause bin, umfängt mich eine leichte, süße melancholie, ich lege mich schlafen und träume einen wunderschönen traum, in dem ich zum jupiter und zurück reise.

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