Freitag, 2. Januar 2015
sky and sand
silvester war beschaulich und partyfrei. sieben menschen, sechs davon fremd, zwei katzen, fünf tischraketen, eine packung wunderkerzen. jahreswechsel auf einem balkon am rande von lübeck, in die ferne starren, die melancholie mit einer zigarette verdrängen, die jacke enger um sich schlingen. verlegene umarmungen, nach den katzen sehen, noch ein kleiner whiskey.

um halb zwei sitze ich leicht angetüddert neben dem werten herrn gibson auf dem beifahrersitz von dessen brandneuem firmenwagen, in dem nicht geraucht werden darf. das letzte, was ich bewusst wahrnehme, ist ein auto vor uns, es trägt das kennzeichen oh-rk und ich muss kichern, hihi, ein ork. dann wache ich erst in kiel wieder auf.
"die haben alle nix getrunken", beschwere ich mich beim herrn gibson.
"der eine komische typ schon", antwortet mir herr gibson. "den fand ich aber unsympathisch."
"aber sonst wars echt ganz nett. jedenfalls besser als alleine irgendwo auf einer party rumhühnern."

zuhause beim herrn gibson bin ich kurzzeitig unangenehm wach, döse dann aber noch mal gut weg bis mittags um zwölf. nach einem kaffee machen wir uns auf zum strand, ein bisschen spazierengehen. es ist stürmisch und kalt.
"verdammt, ich hätte mal noch eine jacke unter den mantel ziehen sollen", flucht herr gibson, dem normalerweise immer heiß ist, woraufhin ich beschließe, heute mal nicht zu frieren und den herrn gibson ein bisschen zu quälen.

dann gehen wir den weg zum strand hinunter.
"haha, guck mal, das straßenschild, die straße hat aber einen witzigen namen!" rufe ich.
herr gibson schüttelt leicht den kopf und schaut mich schräg an.
"guck mal, da ist eine uhr, die sieht aus wie bei mir zuhause!" fällt mir wenige meter weiter auf.
herr gibson verdreht leicht die augen und zeigt dann aufs meer hinaus:
"guck mal, robben."
"wo?" frage ich.
"da", deutet herr gibson noch mal auf die zwei typen in taucheranzügen.
"haha", sage ich, und herr gibson grinst sich einen.

nach einer weile machen wir kehrt, weil es einfach zu kalt wird.
"guck mal, wie komisch der mann da drüben grinst", stupse ich herrn gibson an.
"der freut sich halt des lebens", sagt herr gibson lakonisch. "du brauchst dafür uhren, die aussehen wie bei dir zuhause."

ich lächle, atme tief die würzige meeresluft ein und merke, wie entspannt ich bin. ich stapfe weiter über getrockneten seetang, kleine muscheln und steine und beuge mich dem wind entgegen. meine sorgen und ängste bleiben dabei relativ, in ihrer echten dimension, tragbar. ein bisschen gespannt bin ich ja schon, was 2015 passieren wird. heute jedoch bleibt alles unaufgeregt, begleitet von kleinen highlights wie unserem spaziergang mit taucher-robben, vertrauten uhren und komischen grinsern, einem köstlichem abendessen und einem warmen schaumbad später.

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