Mittwoch, 24. November 2010
die volle breitseite glück
vor einer stunde klingelte das telefon. es war schon wieder das objekt.
der grund der kontaktaufnahme war nicht besonders schmeichelhaft. das objekt schob kalten entzug:
"kann ich bittebitte dein schlaraffenland anzapfen?"
schon praktisch, wenn man als junkie eine schmerzpatientin kennt, deren hausapotheke aus sauberen und legalen produkten besteht - gekauft mit einem grundehrlichen rezept - für die sich andere auf dem schwarzmarkt die beine in den bauch stehen müssen.

20 minuten später klingelte es an meiner tür. das objekt, eigentlich der unpünktlichste mensch auf der welt, ist im wahrsten sinne des wortes immer sehr fix, wenn es darum geht, den affen auszubremsen.
ich gab ihm ein paar von meinen hammerpillen und wusste, es würde sich gleich auf dem absatz kehrt machen, eine ruhige ecke suchen und sich was einschmeißen. doch nein. es stand ganz ruhig in meiner wohnung und sah sich um.

"ich bin froh, wenn du hier raus bist."
"warum das denn? die wohnung ist okay. gut, die neue wird vergeichsweise genial, aber das hier war eben mein wartezimmer zum paradies."
"da sind überall böse geister, die dich runterziehen."
"ja, klar", lachte ich. das objekt war ein echter spökengucker und glaubte noch viel mehr als ich an zeichen des schicksals und bedeutungsvolle zufälle.
"hör auf", fauchte das objekt da, "ich weiß, dass es dir nicht wirklich gut geht."
"es ging mir schon schlechter."
das objekt sah mich zweifelnd an:
"versprichst du mir was?"
"was denn?"
"dass du dir für deine neue wohnung wenigstens eine blume kaufst. und vielleicht ein paar bilder."
"meine wände bleiben weiß."
"ja, gut, aber dann eine blume, bitte. du brauchst ein bisschen leben um dich."
"okay. was für eine?"
"eine, die zu dir passt."
"kaktus, wa?!"
das objekt packte meinen nacken und gab mir einen kuss auf die stirn.
"wenn dann ne königin der nacht."
soviel romantik war ich nicht gewohnt. aber was dann kam, haute mich schlichtweg aus den latschen.

das objekt kramte in seiner tasche und zog einen schein aus dem portemonnaie.
"ich nehm kein geld dafür. die scheißpillen zahlt mir die krankenkasse, wenn ich schon keine sinnvolle therapie kriege", sagte ich.
achtung, und jetzt kam es.
"gut", sagte das objekt und packte seine mäuse wieder ein. "dann lass uns die kohle anderweitig auf den kopf hauen. lass uns mal wegfahren. wir nehmen uns ein haus am see und machen uns eine schöne zeit zu zweit."

ich träume, dachte ich, gleich wache ich auf und bin traurig, weil das nicht wirklich ist. aber das objekt stand in seiner vollen pracht vor mir und löste sich auch beim heftigsten blinzeln nicht in luft auf. es lachte auch nicht, haha, scherz, ich weiß doch, du stehst gar nicht auf so nen romantischen scheiß und du willst ja auch keine beziehung. nein, es hatte es offenbar tatsächlich ernst gemeint. und das auch noch nüchtern.

ich musste unkontrolliert grinsen und kriegte wacklige knie und kein wort raus. wir hatten noch nie mehr als 12 stunden am stück miteinander verbracht und diese dann auch ziemlich ausschließlich besoffen und breit im club und anschließend im bett.

der november wird magisch, habe ich am 1. des monats forsch behauptet. doch vielleicht geht der traum noch weiter als der zauber wirkt?

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worte, worte, nichts als worte
und doch viel mehr.

gestern haben l´object et moi noch sehr lange über unsere seltsame liebe gesprochen. denn um nichts anderes handelt es sich wohl, darin gehen unsere ansichten nicht viel auseinander.
man kann nach diesem gespräch auch nicht von der hand weisen, dass wir beide ziemlich gestörte existenzen sind und niemals eine klassische partnerschaft führen werden. aber dadurch, dass wir uns dessen bewusst sind und weltanschauung sowie aktuelle gefühlslagen inzwischen auch dem jeweils anderen angstfrei und recht unmittelbar mitteilen können, hat unsere merkwürdige beziehung noch einmal neue qualität bekommen, um es mal mit den objektworten auszudrücken.

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