Samstag, 30. April 2011
364 objektive tage und (k)ein ende in sicht
das objekt war das produkt einer wilden tanz-in-den-mai-nacht und teil eines positivtrends in meinem leben im letzten jahr.

nach der langen schweigephase seinerseits habe ich gestern auf der rückfahrt in meine nördliche exilheimat festgestellt, dass das ewige auf und ab nicht spurlos an mir vorüberging. vor allem das "ab", welches da nun schon wieder vier wochen dauert. funkstille, bekifftes desinteresse. mit leichtem erstaunen bemerkte ich, dass ich geradezu stinksauer war.

schon am frühen abend überlegte ich, was ich tun sollte, wenn ich das objekt auf der anstehenden party treffe. große emotionale gesten im tonus von "du bist mir so wichtig und ich habe dich vermisst, geht´s dir denn auch gut?!" oder doch lieber smalltalk?
im grunde, bemerkte ich, war mir nach nichts von beiden. denn wenn ich ehrlich war, hatte ich weder ein positives gefühl noch lust auf blabla. egal, ich wollte tanzen, ich wollte spaß haben, ich wollte auf diese party fahren und mir nicht den kopf zerbrechen. vielleicht hatte ich ja auch glück und das objekt war immer noch in der sozialen versenkung.

natürlich hatte ich kein glück. das objekt war einer der ersten menschen, das ich vorne an der bar sichtete. ich nahm erstmal den anderen weg um das hintere ende der tanzfläche herum, wo ich dem dritten und der drittenfreundin in die arme lief. die beide waren schon lange nicht mehr unterwegs gewesen, weil sie um- und zusammengezogen waren, wie ich erfahren sollte. ich merkte, wie ehrlich ich mich freute, die beiden zu sehen. die drittefreundin fragte mich, ob ich mit ihr eine rauchen gehen wolle und ich schnallte, dass es offenbar redebedarf gab.

kaum dass wir saßen und ich der dritttenfreundin feuer gegeben hatte, legte sie auch schon los:
"sag mal... hast du heute schon mit dem objekt geredet?"
"nein", erwiderte ich. "vorhin war es im gespräch. außerdem haben wir gerade eh keinen kontakt."
"wie, ihr habt keinen kontakt? von ihm aus oder von dir aus?"
"er hat sich nicht mehr gemeldet, da war es mir irgendwann zu doof, noch nachzufragen."
"kann ich verstehen. mit uns hat es das auch gemacht. der dritte war jetzt auch eine zeitlang echt nicht gut auf das objekt zu sprechen. und neuerdings ist es ja auch noch immer mit dieser gräßlichen person unterwegs."
sie meinte die neue objektgespielin. die drittefreundin zog die nase kraus und schüttelte sich.
"hm", meinte ich, "ich kenne sie jetzt nicht wirklich. wir haben uns zweimal kurz unterhalten und das war recht nett."
"du WEIßT es noch gar nicht, oder??"
"nö, was soll ich denn wissen?"
"das objekt hatte schon letztes jahr was mit der! im winter, als er damals noch offiziell mit der objektfreundin zusammen war! und natürlich auch mit dir!"
"nunja, das wusste ich nicht, aber ich bin mir schon im klaren darüber, dass das objekt alles fickt, was ihm über den weg läuft."
"aber das ist ja längst nicht alles!"
und so erfuhr ich, dass die neue objektgespielin nicht ganz unschuldig am ende der großen liebe mit der objektfreundin war.
"das kleine miststück hat nämlich dem besten freund der objektfreundin gesteckt, dass sie was mit dem objekt am laufen hat. das ist so eine intrigante person... nimm dich bloß in acht vor der, die erzählt sonst auch irgendwelchen mist über dich!"

ich versuchte, die ungefragten informationen irgendwie zu ordnen und dabei das wegzulassen, was dem hang zu dramatischem klatsch und der mangelnden lebenserfahrung einer 20-jährigen geschuldet war. auch nach der informationsanalyse musste ich zugeben, dass mich das ergebnis nicht gerade begeisterte.

in diesem moment betrat das objekt zusammen mit dem dritten den raum. ich erstarrte auf meinem stuhl. nein, ich hatte kein bedürfnis, aufzuspringen und mich umarmen und knuddeln zu lassen.

das objekt starrte mich an und schien meine verhaltenheit zu spüren. es bedurfte eines ellenbogenstoßes des dritten, dass es sich auf mich zubewegte. ich blieb wie festgenagelt sitzen und bewegte mich nicht, während das objekt einen arm um mich schlang und meinen hals küsste. ich versuchte, nicht in wohlgeruch und der auf mich zuströmenden pheromonflut zu ertrinken und macht den rücken gerade, wodurch ich mich ein stück weit aus der umarmung wand.
das objekt stutzte, zog sich überrascht zurück und schaute mich verunsichert an. ich guckte verletzt - ich hoffte, nein, bitte nicht verletzt, aber für grimmig reichte es gerade nicht - zurück und drehte ihm dann den rücken zu. aus den augenwinkeln bemerkte ich, dass das objekt den raum verließ. der dritte kam auf mich zu, guckte wissend und nahm mich in den arm.
"ich werd ihn auch nie verstehen", flüsterte er mir ins ohr.
mit der drittenfreundin rechts und dem dritten links saß ich da und spürte unendliche dankbarkeit, dass diese beiden jungen menschen jetzt hier waren, menschen, die das objekt kannten und sich ebenfalls an ihm schon die zähne ausgebissen hatten.
"das objekt ist ja lieb und nett und alles, aber sonst ist es nicht weit mit ihm her", bilanzierte die drittefreundin altklug im o-ton einer großen schwester und ich musste ein wenig lachen.
"und die alte hab ich ja sowas von gefressen", grollte der dritte und meinte damit die neue objektgespielin. "echt, wie kann man nur so nen schlechten geschmack haben! nach all dem, was die mit der objektfreundin abgezogen hat!"
"aber es ist seine entscheidung", warf ich ein. "wenn das objekt ehrlich und aufrichtig wäre, hätten wir die ganzen probleme nicht."

wir beschlossen, eine runde tanzen zu gehen. als ich danach kurz alleine am rand der tanzfläche stand, kam das objekt wieder auf mich zu.
es sah mich ernst und nachdenklich an, setzte mehrmals zum sprechen an und sagte dann doch nichts. ich hielt die arme verschränkt, stemmte die beine in den boden und schaute stur geradeaus.
"ich frage mich..."
"was?!" blaffte ich zurück.
"... warum wir beide heute abend hier sind."
ich zuckte die achseln.
"ich weiß es auch nicht", sagte das objekt nach einer pause leise.
saublöde sprüche, lag mir auf zunge zu sagen, aber dann drehte mich um und ging.

im laufe des abends schlich das objekt noch einige mal fragend dreinschauend an mir vorbei. doch ich hielt eisern an mich ud switche zwischen dj-pult und dem jeweiligen standort des dritten und der drittenfreundin.
gegen fünf uhr morgens war ich müde und holte meine jacke. als das objekt meinen weg kreuzte, schaute ich nicht auf, sondern peilte geradewegs den ausgang an. am ausgang, wo man mich nicht mehr sehen konnte, wagte ich einen blick zurück. das objekt stand noch immer verdattert auf der treppe, doch es kam mir nicht nach.

draußen schwang ich mich auf mein fahrrad und versuchte mir einzureden, dass alles so ganz ausgezeichnet sei. ich hatte klare signale gesetzt und mich maximal denk-würdig verhalten. wenn dem objekt auch nur ein klein wenig an mir lag, musste es jetzt in die puschen kommen.
kurz, bevor ich zuhause ankam, plingte mein handy. es war die drittefreundin. sie fragte, ob wir morgen zusammen in den club gehen wollten. ich ahnte, dass sie fragte, weil sie wusste, wie hart die objektsituation gerade für mich war. ich antwortete ihr postwendend - und zum ersten mal, seitdem ich in hamburg lebte, hatte ich eine echte verabredung zum feiern. damit gibt es also doch einen grund, sich auf heute zu freuen.

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Samstag, 30. April 2011
a nice day for a white wedding
ich saß im zug und hab nichts mitbekommen. glück gehabt.

ich halte ja nix von ja-sagern.

aber gleichzeitig lasse ich mich unheimlich gern von meinen prinzipien abbringen. nicht von jedem. und auch nicht um jeden preis. aber grundsätzlich... ja.

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Donnerstag, 28. April 2011
sieben stunden zeitverschwendung oder vom versuch, sich zu verlieben
ich bin schrecklich schlecht im mich-verlieben. seit mich das objekt infiziert hat, sind alle beziehungsversuche nach spätestens einem monat gescheitert. dennoch bin ich eine naive volltrottelin, die die hoffnung nicht aufgibt. nachdem der mann vom bodensee nun täglich anrief und mehrfach um ein wiedersehen bat, solange ich noch in der nähe war, buchte ich kurzerhand einen teuren zug noch weiter richtung süden. der mann vom bodensee war begeistert und nahm sich gleich einen tag frei. er wünschte sich natürlich, dass ich uhrzeittechnisch möglichst früh käme, damit wir was vom tag haben würden. ich sträubte mich innerlich, schluckte aber das sträuben hinunter. na gut, wenn er sich schon extra frei nahm meinetwegen, wollen wir freundlicherweise auf den gesunden nachtschlaf verzichten und damit gleich die kompromissfähigkeit unter beweis stellen.
"ich ruf dich morgen früh dann noch mal an."
"wozu", fragte ich.
"damit du nicht verschläfst", meinte der bodenseeler mit schalk in der stimme.
als echter eulenmensch fand ich das keinen besonders gelungenen scherz, simulierte aber nichtsdestotrotz ein kichern. naja, humortechnisch mussten wir uns eben noch annähern.
"ich hol dich dann am bahnhof ab", sagte der mann vom bodensee.
"okay", meinte ich.

"und, meinst du, du verliebst dich", fragte mein papa am abend zuvor.
"ehrliche antwort? nein", meinte ich.
"aber warum denn nicht, lern den doch erstmal kennen!"
"er ist total sympathisch und sieht auch gut aus, hat nette ansichten, aber er lebt und denkt ganz anders als ich. und wenn ich mich recht erinnere, besitzt er nun mal leidergottes keine pheromone, die mich dazu bringen, in seiner gegenwart nur noch in schwänzen und muschis zu denken."
das war harter tobak für meinen papa:
"aber das ist es doch nicht, worauf es ankommt! es geht doch nicht nur um sex!"
"das sage ich ja auch nicht und ich muss es ja auch erstmal noch überprüfen. aber es sollte sich auch nicht so anfühlen wie der große bruder, verstehst du?"
verstand er nicht, aber die diskussion war damit vorerst beendet.

gestern ging es dann los. punkt neun klingelte mein handy. ich stand gerade unter der dusche.
"hallo, ich bin schon wach, ich dusche gerade", rief ich in den hörer, in der hoffnung, er möge auflegen und mich weiterduschen lassen.
aber nein. es gab den blubb zum morgen und dann auch noch den vom vorabend, weil wir da ja nicht telefoniert hatten. ich duschte dann trotzdem einfach weiter mit handy am ohr. endlich legte er auf und ich sprang in meine klamotten.

anschließend rannte ich zur s-bahn, dann fuhr ich weiter mit der regionalbahn. die stunden verstrichen langsam und mir war fad. zum glück war das wetter regenerisch, sodass die menschen stark verhüllt reisten und mich nicht mit ihrem gestank belästigten - so wie kürzlich ein junger mann in der u-bahn, dessen körpergeruchsintensität meine optische gestanksvorstellung, die ich aus seinem fettigen haar und dem versifften uralt-jogginganzug abzuleiten vermochte, noch mal um ein vielfaches sprengte.

ich tuckerte und tuckerte dahin, erwartungsfrei fröhlich, bis mein handy klingelte. es war der mann vom bodensee. ich dachte, oh, wahrscheinlich steht er im stau und will mir sagen, dass er sich verspätet.
"nein nein", dementierte er meine befürchtung, "ich wollte nur wissen, ob bei dir alles gut ist!"
ich überlegte, ob es einen anlass für einen ersten ehekrach gab, dann merkte ich, dass er wahrscheinlich nur wissen wollte, ob ich auch wirklich schon im zug sitze.
"alles gut", antwortete ich. "ich werde vermutlich ganz pünktlich ankommen."
"das wollte ich nur hören!"
mannmannmann, dachte ich. bin ich fünf jahre alt und schaffe es nicht, alleine zug zu fahren?

damit aber nicht genug. kurz, bevor ich am zielort ankam, rief er schon wieder an.
"was denn?" sagte ich etwas ungehalten.
"ich wollte nur wissen, ob du schon da bist."
"ja klar, ich habe meine tarnkappe aufgesetzt, stehe direkt hinter dir und beobachte dich, wie du dich suchend umschaust."
der mann vom bodensee fand meinen scherz nicht lustig. entweder hatte er nie das nibelungenlied und die aberwitzige szene der hochzeitsnacht mit brünhild, dem dicken versager-gunther und dem unsichtbaren siegfried erlebt, oder er mochte meinen zynisch-kritischen humor nicht.

egal, nun war ich schon da. ich stieg aus dem zug. mein verehrer trabte mir am bahnsteig entgegen und umarmte mich. vermutlich lag es an meinen halbhohen stiefeln, aber während der umarmung bemerkte ich, dass der mann vom bodensee eher etwas klein geraten war. da ich in der letzten zeit nur mehr oder minder breitschultrige 1,90m-typen um mich und in mir hatte, war das ein unangenehmer überraschungsmoment. hätte ich mal lieber flache schuhe angezogen, dachte ich, dann wären wir vielleicht gleich groß. dann fiel mir ein, dass das objekt immer sagte, dass große frauen in hohen schuhen das tollste auf der welt seien, weil das elegant und feminin aussieht. ich versuchte mich also elegant und feminin zu fühlen, mochte dabei aber irgendwie nicht an sex denken.

die zeichen standen denkbar schlecht. noch leicht genervt von den ständigen anrufen stiefelte ich an der seite meines kleingewachsenen verehrers durch die gassen. da es mittag war, wollte der mann essen gehen. ich, die ich wenn dann abends esse, beschloss, mich einfach mal anzupassen. am ort des geschehens gab es dann allerdings rotes curry, dass so scharf und lecker war, dass es meinen groll weitgehend betäubte. wir unterhielten uns eine weile ganz gut und ich musste schon wieder an das objekt denken, das, wenn es mich fütterte, immer sagte, dass es wichtig sei, den körper mit essen zu beschäftigen, damit sich der unruhegeist währenddessen ausruhen kann.

nachdem wir aufgegessen hatten, spazierten wir ein wenig herum. der ort war idyllisch, das gespräch wieder seicht und mir wurde langweilig. ich begann, bemerkungen über die kleinstadt, ihre sehenswürdigkeiten und die begrenzten kulturellen angebote zu machen, um zu signalisieren, dass ich gerne etwas erleben würde. wenigstens in ein museum gehen. oder eine kirche von innen angucken. mein verehrer war da allerdings weniger aufgeschlossen. kurze zeit später stellte sich dann auch noch heraus, dass er elektronische musik nicht mochte, so, wie er auch kein clubgänger oder freund von lesungen war. die möglichkeiten der gegenseitigen inspiration beschränkten sich immer weiter.

gegen fünf uhr, als wir wieder in einem café saßen, hatte ich das dringende bedürfnis zu verschwinden. ich brachte das schleppende gespräch vorsichtig auf das thema zeit und zugfahren. wir guckten nach einer verbindung. noch anderthalb stunden sollte ich warten müssen. ich wurde nervös. ich hetzte mit dem mann an meiner seite durch die wenigen straßen des ortes, um meine aggressionen abzubauen. insgeheim tat er mir ein wenig leid, aber aus mitleid würde ich mich schon dreimal nicht verlieben.

der abschied fiel entsprechend kühl aus. zum glück versuchte er nicht, mich zu küssen, sondern hatte wohl schon gespürt, dass hier nichts laufen würde. ich war unheimlich dankbar und flüchtete in das abteil meines zuges. ich war mir sehr sicher, dass wir uns nie wieder sehen würden. mehr als sieben stunden lebenszeitverschwendung wollte ich mir keinesfalls zumuten.

mein papa war enttäuscht. der mann vom bodensee hat nämlich einen guten job und ein auto. deshalb wäre er ein erwünschter schwiegersohn gewesen:
"und du meinst nicht, dass sich da noch was bei dir tut?"
"du meinst, dass ich noch mehr mörderische aggressionen entwickle?!"
da sah auch mein papa ein, dass es nichts bringen würde, mich weiter auf konfrontation mit dem unerträglichen zu schicken. als mörderin konnte ich mich schließlich nicht mehr fürs lehramt bewerben. womit dann auch die letzten hoffnungen, dass einmal etwas anständiges aus mir werden könnte, begraben werden müssten.

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Dienstag, 26. April 2011
des terrors älteste gesichter
wer mich ein wenig kennt und geschnallt hat, dass ich vier freie tage habe, wundert sich vermutlich, dass ich jetzt, für meine verhältnisse zu nachtschlafender zeit, blogge. aber seit zwei stunden hat der terror einzug gehalten - der älteste terror der welt. er raubt mir den schlaf und bringt den nachbarhund zum jaulen. vergessen sie mal getrost die al kaida. die al-kaida-bombenschmeißer könnten mich nicht beunruhigen, denn da wüsste ich: wenn´s rummst, bin ich wech. hier rummst es seit um sieben uhr morgens und ich bin voll da weil wach und ärgere mir die pest an den hals.

die terroristen, von denen ich spreche, wohnen nebenan, sind knapp 70 und brechen gerade aus nicht religiösen gründen eine oder mehrere wände durch. motiv: nicht nachvollziehbare platzbedürfnisse. die terroristen sind weder rollstuhlfahrer - in diesem fall hätte ich gesagt, gut, muss man eben alles ein wenig hindernisfreier gestalten - noch bekommen sie gerade fünflinge (aus biologischen gründen nicht mehr möglich) und benötigen großflächigere zimmer, damit sich pipi, kacka, rotz und breiflecken übersichtlicher verteilen können. die gründe für den durchbruch sind rein egoistisch-nestbaulicher natur und rufen daher meinen groll auf den plan. wäre ich osama tochter laden, würde ich ich my personal selbstmordattentäter bestellen und ihn nach nebenan schicken. dann hätten sich gleich zwei probleme mit einer einzigen zündschnur erledigt: die wandgeschichte plus der verspätete nestbautrieb. so billig und schnell kommt man sonst nicht zu mehr platz und ruhe. aber gut, gibt auch unschöne flecken, wie mein papa sagen würde, und nachher ist keiner mehr da, der sie wegputzt.

auf der straße tuscheln die anderen nachbarn. die haben nicht mein problem, dass sie ausgeschlafen sein müssen, weil sie gleich wieder kreative ideen scheißen sollen. die müssen nur tratschen und den klatsch verbreiten. trotzdem erhält man so wertvolle informationen. unter anderem, dass es ärger im heimwerker-paradies gibt weil die wände ein wenig dicker seien als angenommen, da der bauherr einst da nicht so recht den überblick behalten hatte. jedenfalls seien die baupläne wohl falsch und die durchbruchsberechnungen daher auch.

meine mama, besorgt, dass ich meine drohung wahrmachen und frühzeitig abreisen könnte:
"hörst du, das liegt nur an den dicken wänden, dass das so laut ist!"
"das interessiert mich nicht, alles, was ich wissen will, ist, dass das vorzugsweise noch heute wieder aufhört."
meine mama dackelt verzweifelt auf und ab und ich muss ein bisschen lachen, obwohl ich stinkewütend bin. meine mama schiebt mir ein stück kuchen hin, zucker wirkt bei kindern ja bekanntlich beruhigend, aber ich bin so müde, dass mir übel ist.

seit zehn minuten herrscht nun allerdings totenstille. die kleinstadtnachbarschaft hat es auch schon bemerkt. probleme beim bau, sagt der alte herr s., von dem alle wissen, dass er gerne heimlich pornos guckt, in denen sich blutjunge blondinen riesige analdildos in den hintern schieben. dass "das alte schwein", wie meine mama den herrn s. gerne nennt, trotz seiner sexuellen vorlieben recht hat, bestätigt sich nun: die eben entfernte wand hat sich unerwarteterweise als eine tragende erwiesen. nun bröckelt die decke herunter und es herrscht große verzweiflung, sodom und gomorrha.

rache ist blutwurst. gott war auf meiner seite - die früchte eines theologiestudiums. zum glück hab ich mit dem al-kaida-bomber noch gewartet.

p.s.: wahrscheinlich liest wegen des auffälligen al-kaida-contents inzwischen das lka mit - aber leute, bleibt mal locker: ich bin für nachhaltigkeit und will meine staatszersetzenden kräfte dann doch lieber etwas pädagogischer anbringen.

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Freitag, 22. April 2011
now playing: vögelgezwitscher
nachdem ich gestern einen höllentag im büro mit abschließenden harten, aber erfolgreichen gehalts- und arbeitszeitverhandlungen hinter mich gebracht, mein ehemals plattes fahrrad nunmehr unplattbar vom fahrradfuzzi abgeholt, die wohnung geschrubbt, koffer gepackt und noch ein wenig getippt hatte, überfiel mich das unwiderstehliche verlangen nach feiern. ich fand, das hatte ich mir nach diesem donnerstag auch redlich verdient.

es gab auch gleich zwei potenziell gute parties zur auswahl. vielleicht würde ich auf einer das verschollene objekt oder mitglieder der objektboygroup treffen, hoffte ich. also warf ich mich in schale und fuhr los.

party nummer eins war recht wenig party für recht wenig geld mit recht wenigen gästen. ich traf meinen netten bekannten vom letzten wochenende wieder, der als einziges vertrautes gesicht die zwanzig-mann-party angenehm ergänzte.
"ist ja öde hier", fand ich.
"ja, ich würde ja theoretisch auch noch weiterziehen..."
"lass uns doch auf den kiez gehen. da ist noch ne andere party!"
"weiß nicht, ich hab nur noch zehn euro, die müssen bis montag reichen."
ich stutzte. dann erfuhr ich vom nicht zahlen wollenden kunden, der meinem bekannten das osterwochenende versaute.
"drecksack", meinte ich.
da ich aber ein deutliches interesse am weiterfeiern, vorzugsweise nicht alleine, hatte, erklärte ich mich bereit, den weiteren gemeinsamen abend zu finanzieren. mein bekannter fand das natürlich klasse, trank sein letztes bier aus und holte seine jacke.

eine gute halbe stunde später befanden wir uns auf der reeperbahn und eilten zur mir vorschwebenden lokation.
"ich hoffe mal, das ist nicht so eine kiddie-rock-party", meinte mein bekannter, der den veranstaltungsort von früher kannte und fürchtete.
"neenee, erwiderte ich, "das soll schon elektronisch sein, wenn auch nicht ohne gitarren und so."
an der tür schallte uns joy division entgegen. wir sahen uns an und nickten, dann enterten wir die hallen.

als wir den eingangsbereich passiert hatten, stellten wir fest, dass der große saal geschlossen war.
"ist DAS jetzt die party?!" entsetzte sich mein bekannter.
"sieht so aus", nuschelte ich.
eine eingangsbereichparty also. na gut. die 20 anwesenden gäste hätten sich im großen saal vermutlich auch verloren.
"was ist heute eigentlich los?!" fragte ich. "wo sind die denn alle? was machen die leute bitte an so einem verfickten gründonnerstag?"
"keine ahnung, vielleicht dsds oder die heidi-klum-show gucken", meinte mein bekannter.
"na toll", fand ich. mein bekannter und ich waren uns sehr einig: fernsehen macht nicht nur dumm, sondern auch noch tanzfaul, fett und hässlich.

das dj-set war nichtsdestoweniger exzellent, ja sogar ausgefallen. mein bekannter tanzte ausgelassen, während ich an meinem bier nippte und mich unbefriedigt fühlte. klar. zweimal eine zwanzig-mann-party für einen haufen rausgeschmissener kohle waren trotz anwesenheit des netten bekannten nur schwer erträglich.

gegen halb fünf uhr morgens meldete ich den wunsch zu gehen an.
"ich hab ja noch so weit", argumentierte ich, "und in dreieinhalb stunden muss ich schon im zug sitzen."
"du kannst doch auch bei mir schlafen", meinte der bekannte, der in ottensen zuhause war und daher nicht weit hatte.
"neenee!" legte ich veto ein. das letzte mal, als ich das getan hatte, endete die nacht in vögelei, nach der sich alle beide etwas seltsam fühlten. manche bekannte müssen einfach bekannte bleiben.
"schade", fand mein bekannter. dann nahm er mich bei der hand und wie ein altes ehepaar wankten wir die straße bis zu meiner bushaltestelle entlang. dort angekommen stellte ich fest, dass der bus eben abgefahren war. in 20 minuten kam erst der nächste.
"ich lauf dann noch ein stück", sagte ich.
"ich muss aber in die andere richtung", meinte der bekannte.
"ist doch kein thema", fand ich.
"aber das hier ist kiez, willst du da alleine lang?!"
"hab ich bisher immer unbeschadet geschafft."
"na gut."
mein bekannter verabschiedete mich herzlich, dann zogen wir in entgegengesetzte richtungen von dannen.

nach einer weile des einsamen spazierengehens bemerkte ich schritte hinter mir. es kam mir vor, als folgten sie mir dezidiert. ich schalt mich eine blöde hysterische kuh und stöpselte meinen mp3-player ein.
kurze zeit später dann bemerkte ich meinen verfolger knapp hinter mir. ein rascher schulterblick sagte mir türke, jung, sehr klein und schmächtig. falls er kein messer bei sich trägt, bin ich die körperlich überlegene, beschwichtigte ich das unangenehme gefühl in mir.
tatsächlich ging mein verfolger kurze zeit später auf tuchfühlung.
"was? wiebitte?" fragte ich und schaltete den mp3-player ab.
mein verfolger lächelte sehr nett und ein wenig schüchtern.
"entschuldigen sie bitte, ich wollte nur wissen, ob sie zufällig lust auf sex haben", sagte er höflich und in einwandfreiem deutsch.
in anbetracht von so viel offenherzigkeit musste ich schallend lachen.
"entschuldigung, ich wollte nicht unhöflich sein", stotterte mein verfolger.
"neinnein", beruhigte ich ihn. "kann man doch mal fragen, ist doch nichts bei."
"es ist nur so, ich finde, sie sind eine sehr attraktive frau."
na das hört frau doch immer gerne.
"danke", sagte ich.
"könnten sie sich vorstellen, dass wir mal einen kaffee zusammen trinken?"
"wenn du nicht davon ausgehst, dass das dann bei sex endet."
"schade", fand der kleine türke. "aber ich würde das auch so machen."
da notierte er mir seine telefonnummer.
"tschüß", sagte ich und bestieg den bus, der endlich angekommen war.
das mit dem kaffeetrinken werde ich mir allerdings noch einmal ganz genau überlegen.

zuhause angekommen legte ich mich für ein stündchen aufs ohr, bevor ich mich auf den weg zum bahnhof machte, um richtung heimat zu fahren. schon die u-bahn schien vor menschen mit koffern zu bersten und war ein unheilvoller vorgeschmack auf das, was mich im zug erwarten sollte.

am hauptbahnhof war mein abfahrtsgleis brechend voll. wie sollen all diese menschen in einen zug passen, fragte ich. das erfuhr ich zwei minuten später. es wurde gequetscht und gedrängelt, die hälfte der fahrgäste hatte keinen sitzplatz, und dazwischen meckerten entnervte muttis, die mir mit ihren riesenkinderwägen über die zehen rollten und alle naselang ihre kreischenden blagen aus den augen verloren.

ich hatte noch nie angenommen, dass die deutsche bahn so etwas wie vorausschauende planende fähigkeiten besitzt. aber dieses desaster übertraf vieles, was ich bislang erlebt hatte. hier versuchte ein unternehmen, profit um jeden preis zu machen, indem es für unangebracht hohe summen so viele menschen wie möglich auf so kleinem raum wie möglich zusammenzupferchen versuchte. ich fühlte mich wie eine anarchistin auf der deportation in ein neuzeitliches kz. ich verbrachte fast fünf stunden in einer nische zwischen zwei koffern, halb an, halb unter einen sitz gekauert. irgendwann aber erinnerte ich mich daran, dass ich ja schmerzpatientin war und holte meine opiate aus der tasche. wenn schon eingequetscht und unkomfortabel reisen, dann wenigstens ordentlich gechillt.

bei fulda, als ich schon eine ganze weile fröhlich vor mich hingrinste und mich überhaupt nicht mehr für das chaos um mich herum interessierte, fiel mir ein mittelalter typ auf. schicke kleidung, schicke brille, laptopköfferchen. ich spürte seine blicke, während ich plenzdorfs "die neuen leiden des jungen w." las, dann wagte ich es, zurückzuschauen. einen moment smilten wir einander an, bevor wir über ein dickes kleines mädchen lächelten, das zwischen den beinen der fahrgäste herumwuselte und einen heidenspaß an der extremen überfüllung hatte.

hinter würzburg folgte ich dem attraktiven mann dann auffällig-unauffällig ins bordbistro, wo er mich ansprach. er entpuppte sich als unverheirateter, recht unspektakulär lebenden bodenseeler mit einem sehr hohen sexappeal und dem dringenden wunsch nach luftveränderung. er hatte sich die woche über wohnungen in der hafencity angesehen und zukunftspläne geschmiedet. spontan bot ich mich als blindenhund an, sofern er mal wieder nach hamburg kommen sollte.
"das wäre unheimlich nett", strahlte er mich an.
er drückte mir seine nummer aufs auge und ich ihm die meine. dann musste ich aussteigen. schon im auto neben meinem vater meldete das handy den eingang einer sms. es war der mann vom bodensee, der sich noch einmal für meine entzückende begleitung bedankte.

zuhause bei meinen eltern legte ich mich dann entspannt auf der terrasse ab und schlief zu vogelgezwitscher ein.
liebes schicksal, ich sage danke für diese beiden tage mit ihren kleinen, feinen lichtblicken. ich bin bereit für den aufschwung auf allen eben - egal ob hamburg, bayern oder bodensee.

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Donnerstag, 21. April 2011
heute bitte daumen drücken
es geht noch mal hart in die verhandlungen um meinen dumping-lohn!!

gott (oder wer auch immer sonst da oben rumhängt, um es mal mit thomas d. zu sagen) möge mir die kraft geben, ggf. nein zu sagen und zu gehen.

rückgrat gerade, schultern gestrafft, kinn in kampfposition.

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Mittwoch, 20. April 2011
ferien für depressive
"bring den doch einfach mit", schlug meine mutter am telefon vor, als ich neulich in einem offenen moment vom objekt, der seelenrettung meiner niedergeschlagenen wenigkeit und den objekt-suchtproblemen erzählte. "den kriegen wir schon wieder hin."

in sachen optimismus kennt meine mutter kaum grenzen und ist immer wieder aufs neue enttäuscht, wenn das elterliche fallnetz nicht greift, weil ganz woanders gesprungen wurde. gut meint sie es. aber das objekt würde sich nicht zu meinen eltern aufs sofa setzen, da bin ich mir sicher. außerdem hätte mein vater sicherlich etwas dagegen, wenn in seinem haus gefickt wird - und das auch noch in der lautstärke und intensität, in der das objekt und ich zu vögeln pflegen, wenn wir denn mal dazu kommen, weil beide gerade das richtige level zwischen nüchtern und out-of-space haben.

im moment ist das objekt ohnehin offline. das heißt, es ertränkt sich vermutlich in alkohol und schiebt merkwürdige seelenzustände. so, wie ich in solchen momenten das bedürfnis habe, mich mitzuteilen und leerzuweinen, verschanzt sich das objekt, verschließt sich komplett und schaltet das handy ab. dass unsere verzweifelung so unterschiedliche ausprägungen hat, obwohl wir uns so ähnlich sind, erstaunt mich immer wieder. während ich wie eine reife pflaume mit melodramatik und pathos vom hochhausdach zu fallen drohe, kappt das objekt einfach alle vernetzungen zur außenwelt und verschwindet in einer flasche. einmal, so erzählte mir der dritte im bunde, habe das objekt diese soziale sperre über mehr als eine woche durchgezogen. der dritte hatte ihn dann gefunden, indem er in die objektwohnung gekommen war (der dritte hat den zweitschlüssel). das objekt sei am küchentisch gesessen und habe ins leere gestarrt. es war in dieser zeit nicht auf arbeit gewesen, nicht draußen, war einfach nur dagesessen und hatte nichts gemacht.
"ich habe einen mann gesehen, der am ende war", so der dritte wörtlich, und noch immer spiegelt sich das entsetzen auf seinem jungen gesicht, wenn er von diesem moment erzählt.

am ende, am anfang. morgen um diese zeit beginnt mein urlaub. ich bin zu müde, um freude zu empfinden. dabei sei freude die gesundheit der seele, sagt aristoteles. ich hänge an schlauen sprüchen, habe mir sogar margot käßmanns "sehnsucht nach leben" gekauft und in einer woche schon fast das vorwort geschafft, oho. dass sehnsucht nicht nur motor, sondern auch sucht sein kann, habe ich zuvor noch nirgendwo gehört, aber ich kann es unterschreiben, zu 100 prozent. anders kann ich meine neigung, immer wieder hinzuwerfen und neu zu starten, nicht erklären. sehn-sucht macht frei, weil es bedeutet, nie irgendwo anzukommen, nirgendwo zuhause zu sein. aber sie macht auch rastlos und einsam. eines der beiden parameter überwiegt je nach lebensumfeld und aktuellem selbstbewusstsein, scheint mir.

kann man diese sucht heilen? diese sucht, die vielleicht auch für die anderen süchte verantwortlich ist?
wer kennt das rezept, wer verrät es?
ach bitte.
es könnte zwei leben retten.



(subheim - no land called home)

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Sonntag, 17. April 2011
wochenendnotizen
bilanz zweier physisch bewegender nächte.

freitag

todmüde, nach vier stunden schlaf, durch die allgemeine bürohölle geschleppt mit fokus auf den lichtblick des abends. eine neue lokation auf dem kiez feierte eröffnung, da wollte ich gerne einen blick reinwerfen. lange gehadert, da die knie vor erschöpfung wacklig und der kreislauf ganz eckig wurde. dann doch in den bus gestiegen und schon mal gleich auf der hinfahrt eingenickt.
nach dem zurücklaufen (zwei statioonen verpennt) durch die kühle nacht war ich dann etwas wacher. den laden erkannte ich schon von weiten, da sich eine große truppe düsterer gestalten davor versammelt hatte. drinnen war es klein, eng und laut. auf unbehagen folgte die umarmung eines ziemlich betrunkenen bekannten, über dessen anwesenheit ich dann ziemlich froh war. sonst war niemand da, den ich kannte. kein objekt, keine objektboygroup. aber die musik war nicht schlecht. getanzt und noch mehr getanzt.
auf den dritten blick dann fand ich den ort sympathisch, ansatzweise gemütlich, bis mich die müdigkeit wieder in ihren bann zog und jeder widerstand zwecklos wurde. den bus verpasst, drei stationen gelaufen trotz versagenden kreislaufs. nachhause gefahren und neun stunden sehr gesund geschlafen.

samstag

nach einem arbeitsreichen nachmittag und abend den allwöchentlichen exkurs in die stamm-lokation geplant. aufreizende kleidung anprobiert, falls wir den k. aus der objektboygroup treffen sollten. das lieblingsparfum aufgelegt, falls das objekt alleine da sein sollte, um die körpereigene pheromonattraktion noch einmal zu erhöhen.
diesmal keine senioren auf sexraubzug getroffen. die hinfahrt war trotzdem beschwerlich, denn trotz langen nachtschlafs packte mich die müdigkeit von neuem. überlegt, chemisch dagegen vorzugehen. idee wieder verworfen, wohlwissend um den kater am morgen danach.
im club kein objekt. auch keine objektboygroup. k. abwesend. ich grollte und stellte mir das objekt fröhlich betrunken mit der objektboygroup und der neuen potenziellen objektfreundin woanders feiernd vor, bis ich die neue kandidatin auf der tanzfläche traf. sie erkannte mich gleich und kam energiegeladen auf mich zugestürmt. die neue kandidatin ist, wie ich zugeben muss, aus einem ganz anderen holz wie die exobjektfreundin. natürlich und vor allem: nicht eifersüchtig. ich überlegte, ob ich das thema objekt ansprechen sollte. idee wieder verworfen, stattdessen nett und unkompliziert unterhalten.
stranges musikprogramm, aber extrem viel getanzt. sehr spät nach hause gefahren. katerstimmung kam trotz nüchternheit bereits im bus. ausgestiegen und den rest des weges gelaufen. füße autsch. knie autsch. der rücken sendet inzwischen nur noch taubheitsgefühle.
die nacht dann endete mit tränen im bett. ich schob es auf den objektentzug auf die tatsache, dass die neue kandidatin keine arrogante kleine kuh, sondern eine hoffnungsträgerin ist. also nicht für mich.

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disziplin, wenn ich bitten darf
wenn das muttitier da unten im treppenhaus ihre kleine drecksblage noch länger kreischen lässt, muss ich eine bombe schmeißen. leute, es ist sonntag, ich muss arbeiten.

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Samstag, 9. April 2011
elektrofucking
nein, nicht, was sie jetzt denken, nix elektroparties und o.n.s., denn nach dieser mörderwoche bin ich gestern ganz brav zuhause geblieben. vielmehr geht es noch mal um meine waschmaschine, das unbekannte wesen.
nachdem sich die gute per kurzschluss aus meinem haushaltsleben verabschiedet und dabei gleich die heiztherme mit ins off genommen hatte (kalt duschen im april geht übrigens GAR nicht), wollte ich nicht glauben, dass ich jetzt, nach überstandenem umzug, mir solch einen koloss von haushaltsgerät neu anschaffen musste. also überlegte ich, ob das teil noch zu retten war. reparieren konnte ich elektroidiotin es nicht, der blick auf den kabelwust im inneren verursachte sofort panische angst vor tödlichen stromschlägen. also beschloss ich, einfach so zu tun, als wäre nichts gewesen, das ding wieder ans stromnetz zu nehmen und einzuschalten.

der testlauf war von unerwartetem erfolg gekrönt: die maschine schaltete sich an, pumpte wasser und begann, die trommel zu drehen. juhu, dachte ich, drehte das rädchen vor bis auf "abpumpen", ließ das wasser wieder raus und freute mich. es galt also doch, was ich gemeinhin immer befürchtet hatte und was auch meine chefs immer wieder so tapfer am eigenen beispiel verifizieren: den dummen gehört die welt. ich drückte den off-schalter und alles war gut.

der triumpf währte etwa zehn minuten. während ich mich der technik obsiegend wähnte, machte es plötzlich klack und die lichter gingen aus - genau wie damals, als die waschmaschine zu ihrem letzten schleudergang ansetzte. allerdings war die maschine zum augenblicklichen zeitpunkt ja gar nicht in betrieb. was ein ärger. da dachte ich, ich hätte die technik überlistet, jetzt aber verarschte sie mich so richtig, indem sie den kurzschluss waschmaschinenbetriebsunabhängig auslöste.

ich tappte im doppelten sinne des wortes im dunkeln, bis ich ein feuerzeug ertasten und die sicherung wieder reinmachen konnte. fiat lux, sprach ich, und es wurde licht.

so schnell gebe ich allerdings nicht klein bei. ich fragte meinen vater um rat.
"kind, lass bloß die finger davon, das kann einen gefährlichen kabelbrand geben!" rief mein vater beunruhigt ins telefon. "kauf dir was neues, und nicht so ein billiges ding, sondern was gutes, was mit garantie und so."
"aber papa, das ist auch eine siemens-maschine und trotzdem ist sie anscheinend hin."
"naja, mach, wie du meinst, aber sei da vorsichtig."
die kabelbrandgeschichte machte mir angst. in meiner ehemaligen heimat in der straße bei mir um die ecke gab es mal einen, da musste ein ganzes haus evakuiert werden.

nachdem ich nun einige tage überlegt hatte, beschloss ich heute, alle warnungen in den wind schlagend, das experiment zu wagen. wäsche rein, waschpulver und spüler rein, angesteckt, eingeschaltet und los ging es. nach fünf minuten der erste kurzschluss. ich drückte die sicherung wieder rein. nach etwa 20 der zweite. noch einmal das ganze. danach passierte nichts mehr.

im moment befindet sich die waschladung wenige minuten vor der härteprüfung: dem finalen schleudergang. es macht mir ein wenig angst. vorsichtshalber habe ich die heiztherme ausgeschaltet, nicht, dass ich dann wieder kein warmwasser mehr habe.

drücken sie mir die daumen.

achja, und gute ratschläge sind natürlich immer willkommen.

nachtrag: wir sind bis schleudern und abpumpen gekommen. erst in den moment, als sich die maschine abschalten und die verriegelung öffnen sollte, machte es wieder klack.

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