Samstag, 11. Juni 2011
i walk the line between good and evil
im süden.

die erkältung hat mich voll im griff. drei wochen lang ein up and down. seit der zugfahrt gestern ist wieder alles maumau. ja, das objekt hängt mir auch körperlich nach, ich verstehe schon, was mir der körper flüstert.

ich weiß mal wieder nicht, was ich treiben soll. heute nachmittag aus langeweile bei k. angerufen. wider erwarten war er zuhause, hatte aber gerade geschlafen, nach einer feuchtfröhlichen und langen nacht. heute abend gehen sie alle in den club und ich bin nicht dabei.

meine eltern sind ganz süß. meine mutter kuschelt mich trotz ansteckungsgefahr und genießt die tatsache, dass ich mich gerade wieder zaghaft verliebe, in einen mann, der vielleicht ein wenig erreichbarer ist. trotzdem bin ich mit meinen gedanken ganz weit im norden. der fehlt mir: meine nach altem holz duftende dachgeschosswohnung, der park, die seeterrassen an der alster.
warum auch immer. aber irgendwas fehlt immer. ich muss wohl mal akzeptieren, dass mein leben nie vollkommen sein wird.

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Donnerstag, 9. Juni 2011
k.ein abend
nach einigen drinks schlendern k. und ich schon etwas gehunsicher durch die schanze. und nein, ich kann nicht klagen. hab mich beim inflationären lächeln ertappt und dabei, wie der flügellahme schmetterling in meiner magengrube neugierig die eingestaubten fühler gen sonne streckte. hab mir die lippen wundgeküsst und im unterärmeln zweisamkeit geübt. hab mich vierfüßig für zwei schritte sicher gefühlt, und das als einzel-gängerin.

später, in der amethyst-schwarzen wohnung mit dem silbernen himmelbett, sitze ich auf der couch und zittere vor anspannung. auch, als wir schließlich zusammen im bett liegen und k. mich in den armen hält, ohne die hände wandern zu lassen. ich bin angetan von so viel achtung und zugleich zutiefst bestürzt. als k. einschläft, liege ich endlos wach und lausche stunden später dem zaghaften vogelgezwitscher, während das licht aus der nacht steigt und sich morgenmatt durch die lamellen der jalousien zwängt.

als der wecker ungehört klingelt, muss ich an das ebenso komatös schlafende objekt denken und innerlich schmunzeln, bevor ich k. erst anstupse und dann zu schütteln beginne.

während k. im bad steht, schlendere ich in die küche. kaffee gibt es nicht, genau wie beim objekt, obwohl das objekt immer cappucchino für mich kaufte. im kühlschrank steht in etwa das getränkeangebot, das auch das objekt aufzubieten hat: cola, wodka, red bull, wenn auch nur EINE flasche wodka statt zwei oder drei. k. trinkt gerne, aber nicht unmäßig, was mich beruhigt. er stammt aus einer alkoholikerfamilie, zu der er gesuden abstand wahrt. er ist auch kein kiffer, wie ich inzwischen weiß, lässt es aber gerne desöfteren mal schneien.

kurz nach acht uhr muss k. los und küsst mich zum abschied.
"du weißt, wie du zur s-bahn kommst?"
ich nicke, denn k. wohnt nur zwei straßen vom objekt entfernt.
"was frag ich eigentlich, du kennst ja den weg", sagt er dann zu meiner überraschung.
ich starre ihn an, weiß nicht, wie viel er weiß.
"warst du eigentlich in das objekt verliebt?" fragt er dann.
"nein", antworte ich ud k. umarmt mich noch einmal.

das war keine lüge, sage ich mir später auf dem weg zur s-bahn. denn in der vergangenheit sprechen darf ich noch längst nicht, dem positiven anfang mit k. zum trotz.

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Samstag, 4. Juni 2011
unfreiwillige wirklichkeiten
am gestrigen abend platzten ein paar illusionen.

die objektexfreundin war überraschend auf dem gestrigen großevent aufgetaucht und hatte das objekt mit der objektgespielin gesichtet. daraufhin musste das objekt farbe bekennen. in einem mehrminütigen gespräch, von dem ich nur überreichliches gestikulieren mitbekam, setzten sich die beiden mit den tatsachen auseinander. dass die objektexfreundin anschließend umgehend die lokation verließ, signalisierte mir, dass das objekt diesmal offenbar nicht gelogen hatte. zugleich war mein verdacht bestätigt, dass die erneute kontaktaufnahme der objektexfreundin nach dem beziehungsaus tatsächlich nur einen grund gehabt hatte, der mit postamouröser freundschaft nichts zu tun hatte.

anschließend diskutierte das objekt längere zeit mit der gespielin, da ihm nach dem abgang der objektexfreundin nicht nach einem gemeinsamen kuschelabend war. schließlich war die objektexfreundin so lange der totale burner gewesen. woraufhin die gespielin trotz altersunentsprechend großer souveränität etwas angefressen war.

eine stunde später nahm das objekt auch mich, die ich mich bis dato aus angst vor weiteren spontanen verwicklungen abseits gehalten hatte, wahr. es kroch betrunken neben mich auf einen barhocker und lallte:
"ich bin so viel und so viele, aber für alle immer zu wenig."
das spielte an auf etwas, was ich dem objekt mal geschrieben hatte: dass ich zu viel sei, zu viel emotion für eine einzelne person, und zugleich eine unheimliche leere, die auch viele gleichzeitig nicht zu füllen vermochten.
dem objekt ging es im grunde ähnlich, nur nahm es sich dabei aus einer anderen perspektive wahr und begriff den mangel nicht als überborderndes bedürfnis und überfluss, sondern als manko.
da ich wusste, wie schrecklich diese momente der persönlichen unzulänglichkeit sind, nahm ich das objekt spontan in den arm. es lehnte sich alkoholschlaff mit vollem gewicht an mich und meinte:
"ach morphine, jetzt fühle ich mich zum ersten mal an diesem abend sicher."

nachdem wir eine weile so da saßen, kamen der dritte und die drittefreundin.
"wir nehmen ihn mit, der ist ja völlig betrunken."
"ich bin aber mit dem rad da", wehrte sich das objekt, "ich muss fahren."
"neenee", sagte der dritte streng. "wir haben doch so was wie verantwortung."
"oooch, ihr seid so ne schatzis", nuschelte das objekt in meine schulter.
dann ärmelten wir das objekt unter.
"mutti links, vaddi rechts", kicherte ich und objekt und dritter lachten, während die drittefreundin schon wieder etwas verständnislos den kopf schüttelte. mit vereinten kräften verfrachteten wir das objekt an die frische luft.
draußen verabschiedete ich die drei.
"ich bleib noch", sagte ich.
"übertreib es nicht", meinte der dritte liebevoll.
"schließlich wollen wir morgen auch noch was machen", fügte die drittefreundin hinzu.

ich blieb nicht mehr lange, sondern beschloss, wachheit und nüchternheit zu nutzen für eine unbeschwerte radtour nach hause.

an der hudtwalckerstraße passierte ich wie immer den kleinen park. dort schläft jede nacht derselbe penner. tagsüber sitzt er immer vor der haspa. er scheint der einzige penner in winterhude zu sein. und irgendwie sieht er gar nicht aus wie ein penner. die haare ordentlich, der bart gestutzt, brille, teuere herrenlederschuhe. wenn er nicht immer da sitzen würde und diese schmutzige reisetasche bei sich hätte, man könnte ihn für einen etwas verwahrlosten lehrer oder abteilungsleiter oder so halten.
er läuft schwerfällig, scheint ein problem mit den knien zu haben. das gesicht ist rot und sonnenverbrannt und trägt einen intelligenten, feinen ausdruck, tagsüber wie auch nachts.

auch heute morgen war der penner wieder da, die mütze trotz der sommerlichen temperaturen tief ins gesicht gezogen. er war wie immer allein.
und ich fragte mich wie so oft, was machen solche menschen in verzweifelten momenten? mit wem sprechen sie über ihre sorgen?
wie immer hielt ich kurz an und sah ihn an, wünschte ihm in gedanken ein gutes aufwachen und versuchte, ihm positive energien rüber auf die parkbank zu schicken. wenn es einen gott gibt, dann möge er bitte gut auf diesen menschen aufpassen. und auf das objekt. und auf den dritten und seine freundin. und auf die objektexfreundin, die gestern sehr traurig gewesen sein muss... ja, und auf mich, wenn denn dann dafür noch zeit bleibt.

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Donnerstag, 2. Juni 2011
ein vadditag - wie er sein sollte
nach einigem hin und her haben wir es gestern nun doch mal wieder geschafft. morphine meets objekt im semiprivaten rahmen. es geschah dabei etwas, was wir noch nie getan hatten: wir gingen zusammen aus, im schlepptau mr. shyguy, ein schüchterner junger freund des objekts.

im vorfeld ein plausch in der objektküche. da monatsanfang war und wir alle drei knapp aber solide schwarze zahlen schrieben, gab es ein breites schmaus- und rauschangebot, bestehend aus sushi mit ente, martini, whiskey, wein, wodka sowie diversen wachmach-drogen. das objekt erläuterte während des gelages seine aktuelle frauenproblematik und seine befürchtung, dass sich die aktuelle gespielin und die objektexfreundin irgendwann über den weg laufen und dies zum super-gau führen könnte. gleichzeitig hatte es bedenken, dass die objektgespielin heute auf der party anwesend sein und davon ausgehen könnte, dass das objekt sie später mitnähme. nach der zweiten line meinte ich reichlich angesext und übermütig, ist doch egal, dann nehmen wir sie doch wirklich einfach mit - was das objekt natürlich begeisterte.

irgendwann stieg das objekt in seine ausgeh-hosen. beim hochziehen des reißverschlusses gab es allerdings einen lauten ratsch und der reißverschluss hing in fetzen. das objekt machte ein langes gesicht, da dies seine lieblingshose war und die andere ausgeh-hose gerade in der waschmaschine ihre feuchtfröhlichen runden drehte.
"gottseidank haste ja eine frau im haus", meinte mr. shyguy.
"ehrlich? kannst du nähen?" fragte mich das objekt.
"besser als kochen."
"aber du kannst doch gar nicht kochen, sagst du."
"eben. also ich kann ein bisschen nähen. socken stopfen und knöpfe annähen und so kram."
"klasse", fand das objekt und vertraute mir seine heilige beinbekleidung an.
"da kann ich auch nix machen", sagte ich, nachdem ich den zerfetzten reißverschluss sah. "du kannst den reißverschluss nur rausschneiden und einen neuen einsetzen lassen."
"aber ich muss die hose JETZT tragen können", jammerte das objekt.
wir überlegten alle drei.
"näh den hosenstall doch einfach ganz zu", schlug mr. shyguy vor.
"genau!" fand das objekt.
"und was machst du, wenn du auf klo musst?"
"das wird schon gehen", meinte das objekt. "pass auf, ich zieh die hose jetzt mal an und du nähst einfach immer höher, bis sie hält und ich trotzdem noch den schwanz rauskriege."
ich guckte skeptisch.
"und was, wenn du kacken musst?"
"ich muss jetzt aber nicht kacken", meinte das objekt.
"naja, ich meine ja nur. amphetamine können ja sehr verdauungsfördernd wirken, ab und an."
"das ist ein eins-a-stoff", kritisierte mich das objekt.
"ich wollte ja nur drauf hingewiesen haben. waschen werd ich dir die hose nachher jedenfalls nicht auch noch."
"zerbrich dir mal nicht deinen hübschen kopf", entgegnete das objekt.
entschlossen stand es auf und holte sein nähzeug.

dann begann die erste herausforderung: im leichten speed-tremor den faden durchs öhr zu kriegen. am ende fummelten wir zu dritt herum, bis es dann endlich losgehen konnte.
"pass bloß auf, wo du hinstichst", kicherte mr. shyguy.
"merk dir eins", sagte das objekt zu mr. shyguy. "dieser frau kann ich quasi alles anvertrauen."
dann begann ich, das objekt in seine hose zu nähen.
"so, test", sagte ich nach den ersten zentimetern.
"du kannst noch ein bisschen."
ich nähte noch zwei zentimeter weiter.
"warte mal", meinte das objekt und schob die hand in die hose. mit mühe erreichte es, was es suchte.
"näh noch einen zentimeter, bitte."
"ganz sicher??"
"zur sicherheit. ich will nicht entblößt auf der tanzfläche stehen."

endlich waren wir fertig und das objekt schlüpfte zufrieden in sein transparentes hemd.
"machst du mich noch hübsch, so zum vatertag", bettelte das objekt.
ich holte kajal und wimperntusche aus meiner tasche.
"oh toll", jubelte das objekt. "du machst das ja ganz dezent, man sieht kaum, dass ich geschminkt bin. bei mir werden das immer so fette dunkle balken."
"das sieht dann aber auch total schwuchtelig aus."
das objekt schubste mich. ich schubste zurück:
"willst du ärger, pussy?"
"wiebitte - pussy?! soll ich dich mal beißen?!"

gegen zwei uhr brachen wir endlich auf.
"es ist voll spät", sagte mr. shyguy.
"ich hab mich vorhin aber noch nicht nach ausgehen gefühlt", sagte das objekt, das eine erkältung ausbrütete. ich war derweil gespannt, ob die objektgespielin anwesend sein und wie ihr das objekt den geplanten dreier verklickern würde.

zu meiner enttäuschung war es dann zwar sehr voll, allerdings nur mit unbekannten leuten. auch der dritte und die drittefreundin fehlten. nachdem wir ein stündchen getanzt hatten und langsam aber sanft runterkamen, lümmelten wir sehr gechillt im raucherraum herum.
"ich will nach hause", sagte das objekt.
"ich auch", meinte ich.
"dann lasst uns doch aufbrechen", stimmte mr. shyguy zu.
"gut", sagte das objekt. "lasst mich aber mal noch eben auf klo."

das objekt verschwand hinter der silbernen tür. wir warteten. und warteten.
"sag mal, ist das objekt ins klo gefallen oder was", fragte ich irgendwann schon ein bisschen gereizt mr. shyguy.
"keine ahnung", erwiderte der. "vielleicht hat es ja nachgelegt und zu viel dabei erwischt."
"gehst du bitte mal nachsehen", bat ich mr. shyguy.
fünf minuten später kamen beide gemeinsam aus dem klo. das objekt wirkte zerknirscht.
"was ist denn?"
mr. shyguy prustete los: "die hose ist jetzt doch irgendwie zu eng geraten."
"oh nein, dann müssen wir jetzt hier wen um eine schere bitten und die hose aufschneiden."
"spinnst du", meinte das objekt. "ich kann doch nicht mit zerschnippelter hose rumlaufen. wir gehen jetzt nach hause und ich geh später da auf toilette."

mr. shyguy nahm sich ein taxi, das objekt und ich gingen zu fuß. als wir endlich die straße, in der das objekt wohnte, erreichten, waren wir ziemlich alle.
"ich bin müde", seufzte ich und strauchelte. das objekt fing mich auf.
"und ich habe hunger! du nicht?"
"doch, irgendwie schon."
"bestimmt bist du unterzuckert und dir ist deshalb schwindlig."
"ich hab eher zu wenig getrunken."
"dann komm! nichts wie rein", hielt mir das objekt die haustür auf.

zuhause angekommen holte das objekt töpfe und teller heraus.
"kochst du?" fragte ich ungläubig.
"klar."
"jetzt?! um halb sieben uhr morgens?"
"hey, nur was asiatisches. geht ganz schnell."
dann bekam ich einen halben liter apfelsaftschorle.
"austrinken!" befahl mir das objekt.

danach wechselten wir satt und zufrieden ins schlafzimmer über. das objekt zog das hemd aus.
"hilfst du mir mal mit der hose?"
ich holte eine schere und begann, das objekt aus seinen klamotten herauszuschneiden. schließlich stand der mann nackt und schön vor mir und strahlte mich an. allein der anblick bewirkte, dass mir das blut in den unterleib schoss.
"zum niederknien", fand ich.
"dann mach doch", grinste das objekt frech.
"okay, dann gibt es jetzt das vatertagsspecial", sagte ich, manövrierte das objekt richtung bett und verband ihm mit einem halstuch die augen.

später, in postkoitaler schläfrigkeit, zog es mich an sich und hielt mich fest.
"müde?" fragte ich.
"müde?! nein, das ist... das kann man nicht beschreiben. göttliche erschöpfung oder so. "
"dann muss ich ja gar nicht fragen, und schatz, wie war ich."
das objekt kicherte, dann gähnte es in löwenmanier.
"schlafen?" fragte ich.
das objekt sah mich mit grünen raubtieraugen an. dann schüttelte es den kopf.
"was dann?"
"ich will dich so gern noch mal in den arsch ficken."

als wir schließlich zur ruhe kamen, war es gegen neun uhr morgens. das objekt stellte den wecker.
"so gegen eins kommt der kleine."
"das heißt, ich sollte bis dahin was anhaben?"
"wär gut, ja."
"okay."
das objekt sah mich liebevoll an:
"ich glaube, es gibt keinen kerl auf dieser welt, der einen besseren vatertag hatte als ich heute. danke dafür."
"na hör mal, ich bin ja auch auf meine kosten gekommen. und du weißt ja: das wird alles eines tages gegen dich verwendet."
"ich bitte darum", schmunzelte das objekt.
dann schliefen wir ein und hatten tatsächlich eine stunde zeit, bis die kindsmutter anrief und terz machte. vaterfreuden eben.

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Mittwoch, 1. Juni 2011
erotischer kuhklau und kalte hummel
mittagspause ist zeitunglesen-zeit. auf stern online heute einen videolink gesichtet: "die erotischen spiele des ladendiebes".
gedacht: "wow!", und sofort geklickt.
gestutzt: da steht eine junge frau bei kühen. klaut die jetzt die kühe, fragte ich mich irritiert.
noch mal den videotitel gelesen. steht da doch: "die erotische seite des landlebens".
nunja. also doch kein diebstahl. das erklärt aber noch lange nicht die sache mit der erotik und den kühen, meine herren!

später draußen auf dem bürgersteig eine verwirrte hummel aufgelesen. für die kleinen ist es hier ja im schatten echt noch zu kalt. wechselblütersyndrom. hummel mit ins büro genommen und aufgewärmt, dann aus dem fenster fliegen lassen.
der azubi beobachtet mich mit einem grinsen wie es sonst nur junge leute aufsetzen, wenn sie debile senioren beim selbstgespräch begucken.
als ich ihm die dinge der natur erkläre und dass hummeln bei kälte erstarren, lacht er verblüfft: "das hab ich ja noch nie gehört: dass es kalte hummeln gibt!"

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Samstag, 28. Mai 2011
objektfrei
ein objektfreier abend.
nachdem ich gestern erst auf der geburtstagsparty meiner nachmieterin war, die, wie ich entsetzt feststellen musste, nicht 27, sondern erst 25 wurde (immer diese jungen hühner), begab ich mich mit vollem bauch und ethanolangereichertem blut noch auf den kiez. dort hatte ich ein date mit dem menschen, der indirekt dafür verantwortlich ist, dass es dieses blog überhaupt gibt.

besoffen auf dem kiez radfahren ist übrigens sehr schön, stelle ich wiederholt fest. so entspannt. man macht sich so gar nichts aus spacken, die einem "ey fotze, ey ficken" hinterherschreien, mülleimer aus ihren halterungen treten oder den mageninhalt auf offener straße abgeben. es ist ein friedvoll entrücktes schauspiel, eine freak-show, angereichert mit uringeruch, der dann und wann aus grauen ecken aufsteigt.

als ich den club betrat, war der mann des abends schon da. ich musste erstmal auf klo, das nervositätspipi loswerden. auf toilette begegnete ich sogleich der objektexfreundin. sie sagte sogar "hallo" anstatt mich wie üblich mit blicken zu töten. da ahnte ich, dass das objekt wahrscheinlich nicht da sein würde. sicherheitshalber fragte ich noch einmal die drittefreundin, die an diesem abend die objektexfreundin begleitete.
"nein, das objekt hatte schon zu viel getrunken und hat es dann nicht mehr aus der wohnung geschafft. eigentlich war es heute mit der objektexfreundin verabredet... und sie hatte sich doch schon so auf ihn gefreut!"

danke, lieber freund rachmaninoff. ich sagte nichts dazu, obwohl ich zur abwechslung mal die besser informierte war. am donnerstag hatte mich nämlich das objekt angerufen und wir hatten uns sehr lange unterhalten. das objekt erzählte unter anderem von der objektexfreundin und seinen schlussmach-gründen. seine darstellung des sachverhalts unterschied sich natürlich deutlich von der horrorstory der drittenfreundin, die damals vermutlich die version der objektexfreudin an mich weitergegeben hatte. das objekt jedenfalls sagte, ihm sei das egomanische verhalten der objektexfreundin und ihre unfähigkeit zuzuhören auf den keks gegangen.
"die ist so ein prinzesschen, das wohnt in seiner strahlewelt und da gibt es nur sonnenschein und party, und wenn ich dann sage, mir geht es so schlecht, ich würde auf dem fenster springen, wenn ich ein paar etagen weiter oben wohnen würde, dann hat sie das einfach ignoriert und mir irgendwelche stories aus ihrer arbeit aufs auge gedrückt."
das war auch der grund, warum das objekt eine freundschaft scheute:
"die macht jetzt einen auf oberflächlich-freundlich, hat dabei aber definitiv hintergedanken, daher bin ich sehr vorsichtig..."
da das objekt sonst eher selten und ungern über seine frauengeschichten sprach, meinte ich:
"ich finde es sehr schmeichelhaft, dass du so offen bist."
"mir fällt eigentlich nichts ein, was ich dir nicht erzählen könnte", meinte das objekt darauf. "du verstehst mich einfach so gut, du bist ja auch wie ich."
obwohl ich in diesem moment innerlich mindestens zwei zentimeter wuchs, wusste ich um die kehrseite dieses kompliments: ich erhielt auch viele ungefragte informationen, die mich schmerzten.

jedenfalls war der objektfreie gestrige abend sehr famos. das lag auch an der anwesenheit des mannes des abends, der hier auch heimlich, still und leise mitliest.
ach du, ich kann dir auch nicht sagen, warum immer wieder dieselben dinge passieren. was heißt: warum sie passieren! eher: warum ich es will und warum dieses wollen offenbar nicht ganz einseitig-einerseits ist. das geheimnis des lebens und des liebens, ich kenne es auch nicht, aber wie wir schon feststellen, vielleicht darf man es nicht hinterfragen, wenn man den zauber als solchen möchte, mit haut und haaren. ich wehre mich nicht dagegen, muss es auch nicht, warum auch, ich bin frei wie ein vogel, vogel- und vögelfrei... ich sauge den moment in mich auf und kann ihn inzwischen auch schmerzfrei wieder ziehen lassen. es ist ein kommen und gehen, ich brauche keinen festen platz, es war voll-kommen für einen augenblick und allein die augenblicklichkeit garantiert uns vermutlich auch die vollkommenheit.
von daher: ja, es ist gut, dass ich hier bin und du nicht.

in meinem horoskop steht übrigens, dass ich gerade emotional sehr offen bin und menschen damit überraschen könnte. induktive beweisführung war mir bei aller hermeneutik schon immer das liebste, so als synthetikerin.
es stand da übrigens auch, dass dieser kommende sonntagmorgen etwas ganz besonderes werden würde, das ich festhalten solle. nun, wir werden sehen...


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Donnerstag, 26. Mai 2011
schenkelklopfer des tages
bei rewe:

aktionspreis für salatgurken: 29 cent.

wohl bekomm´s.

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Mittwoch, 25. Mai 2011
dogma 25/05
ein tag wie im dogma style. alles ein bisschen unscharf und verwackelt. das lag an der langen nacht mit den wirren träumen.

ich war mit meinem nachbarn vögeln. ach was vögeln, das war schon fast liebe machen. und dann wurden wir ein paar. es war der totale hammer. der traum war extrem realistisch. auch von den emotionen her. kann man sich im traum verlieben?

das aufwachen war auch der hammer. hammerhart. der nacken sendete sofort scharfe schmerzsignale richtung schläfen, die sich im laufe des tages zu dumpfem, ziehendem kopfweh verdichteten, das das augenlicht zum flackern brachte und das bild des monitors in unstete drehbewegungen versetzte. die muskulatur wie kieselsteine, die sich geräuschvoll verschieben lassen. drei voltaren, tramal und jede menge cortison eingeworfen. den restliche whiskey draufgegossen. ich kann verstehen, warum curt cobain zu fixen begann.

hm. heute abend sehe ich dann das dritte date in dieser woche. wieder mit jemand anderes. keine schlechte bilanz. das leben ist gerade echt spannend.

p.s.: hab mir ein bodenlanges kleid aus durchsichtiger spitze gekauft. war arschteuer. aber es kommt auch verdammt selten vor, dass ich meinem spiegelbild mal sagen muss: alte, du siehst oberhammergeil aus. einen hübschen slip, halterlose strümpfe und keinen bh drunter - und ich bin absolut objekttauglich. und nachbartauglich. gnihihihi.

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winning hearts
im augenblick habe ich ja meine philanthrope phase. ich strahle. ich labere. ich ziehe menschen an.

vorhin klingelte es an meiner haustür. und surprise, surprise, es war mein schnuffiger nachbar von nebenan. er wollte mir seinen schlüssel aufs auge drücken, weil wir morgen wartung der rauchmelder haben. was ich glatt verschwitzt hätte, ohne den unfreiwilligen reminder durch den nachbarn. weshalb ich aber selbst eben ziemlich ratlos war, was die schlüsselproblematik betrifft.

vom schlüsselthema weg kamen wir dann mit einem male echt ins quatschen. ich stand unter der tür, schwarze haarpampe auf dem kopf, mein nachbar im flur, in dem ständig das treppenhauslicht ausging. und weil ich ja gerade so philanthrop drauf bin, meinte ich, lass mich doch eben die matsche vom kopf waschen, dann klingel ich bei dir und wir trinken noch ein bier zusammen. entgegen aller erwartungen war mein nachbar total begeistert. er wollte sich ebenfalls gern noch schnell eine stulle zwischen die kiemen schieben.
"in einer stunde dann?" fragte ich.
"oh super", fand mein nachbar. "komm einfach rüber."
"ich kann whiskey mitbringen", erinnerte ich mich meiner vorräte.
"oh", freute sich der nachbar.
gleicher guter billigfusel-geschmack. ich sagte ja schon mal: objekt II.

soeben komme ich wieder von drüben. und bin um einige promille sowie infos reicher. unter anderem hat der vom lande stammende schnuffige nachbarn offenbar keine freundin und auch keine nennenswerten freunde. weshalb er ständig bei mama auf dem lande abhängt. woraufhin ich stupste und schubste, in richtung kultur und party. woraufhin er mir dann dankbar die funktion des dooropener ins hamburger nachtleben übertrug. das lässt auf folgebegegnungen hoffen.

der nachbar ist übrigens verdammt jung. zwei jahre trennen uns. wenn man genau hinschaut, sieht man die in seinem jungsgesicht, das sehr niedliche lachgrübchen hat. objekt-style eben. neben dem objekt erinnert er mich an meine erste "feste" affaire, die ich neben meiner ersten großen liebe hatte und die ich in trennungsphase immer mal wieder aufleben ließ. diese affaire war damals übrigens ebenfalls 28. man/frau bedient also unbewusst die immer gleichen schemata. ich sagte ja neulich schon mal: gendefekt.

was mir sonst noch so an meinem nachbarn gefällt:
- wenn er sich gut unterhält, vergisst er anscheinend ebenso die zeit wie ich, bereut das aber nicht, indem er sagt, er setze eben prioritäten
- seine wadenmuskulatur
- die aufgeschürften knie (= offenbar dieselbe tendenz, desöfteren auf die fresse zu fallen)
- seine abneigung gegen unloyale menschen
- seine gleiche sensibilität für menschliche gerüche (haben uns sehr lange über abartige stinkende personen in u-bahnen unterhalten)
- seine langen, langen wimpern, die fast weiß die strahlend blauen augen umrahmen

ich werde heute nacht unruhig schlafen. und falls wir uns wiedersehen, muss ich mir vermutlich vorher mit klebeband die hände auf dem rücken zusammenbinden. was mich nicht vom sabbern abhalten wird.

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Sonntag, 22. Mai 2011
fusselalarm und neue töne
im augenblick ist es beinahe sinnlos, die wohnung zu putzen. irgendwelche komischen bäume gehen rücksichtslos ihrem fortpflanzungsdrang nach (ferkelei!) und setzen massenhaft wattebauschartige pollen frei. überall schweben kleine weiße geister herum und konglomerieren zu ausgewachsenen teppichen. wenn einem das zeug ständig in gesicht und nase hängt, wird es auch für nicht-heuschnupfennasen wie mich schwierig, das niesen zu unterdrücken. der totale nerv jedenfalls, und das mitten in der steuererklärung. ich bin ja für die züchtung von bäumen, die keine pollen produzieren. so wie kernlose trauben oder mandarinen, wissen sie? in großstädten wird der baumbestand ohnehin menschlich reguliert, damit alleen alleen bleiben und damit nicht zu viel schatten auf herrn und frau schnöselmeiers terrasse fällt. deshalb macht pollenflug per se gar keinen sinn. liebe gentechniker, könnt ihr euch nicht mal was ausdenken?

meinen gestrigen nächtlichen ausflug habe ich der erstickungsgefahr zum trotz mit dem fahrrad getätigt. sie war auch einfach zu schön, diese maiduftende dunkelheit (hatschi). auf meinem weg ganz vom norden runter bis nach a. fuhr ich aus nostalgischen gründen eine schleife durch den lunapark und die augustenburger straße. als ich vor einem jahr immer hier lang radelte, ahnte ich noch nichts von den dramtischen ausmaßen, die die objektgeschichte noch bekommen würde. da war ich einfach nur entsetzlich angefixt. 12 monate später war ich zwar immer noch angetan, aber auch desillusionierter - vor allem in der erwartung der anwesenheit der objektexfreundin an diesem abend.

nachdem ich den eingang zum club passiert hatte, schaute ich mich zunächst nach dem dritten und der drittenfreundin um. keiner da. faule socken.
als ich unter der tür zum raucherraum stand, rempelte mich ein typ mit dem ellenbogen in der rippengegend an und drängte sich unwirsch an mir vorbei. bevor ich noch richtig reagieren konnte, sah ich, wie eine hand den rempler von hinten beim schlafittchen packte. die hand gehörte dem objekt. der rempler, der eine visage wie ein pitbull terrier hatte, drehte sich erstaut um und guckte in die armageddon-funkelnden objektaugen.
"suchst du ärger", fuhr das objekt den rempler an.
der pitbull guckte verdattert.
"du hast eben die frau hier geschubst", setzte das objekt seine strafpredigt fort.
"schulligung", nuschelte der pitbull.
"ja, nicht bei mir musst du dich entschuldigen, sondern bei ihr!"
"schulligung", nuschelte der pitbull nun noch einmal brav in meine richtung.
"und guck sie gefälligst an, wenn du mit ihr sprichst", setzte das objekt noch einen drauf. jetzt machte es sich allerdings schon wieder einen spaß aus der situation und zwinkerte mich über den kopf des pitbulls hinweg an. der pitbull verdrückte sich eingeschüchtert und das objekt nahm mich in die arme.
"na, du strenger vaddi, wie war die schulveranstaltung", sagte ich zur begrüßung.
"frag nicht. lauter vertrocknete spießermuttis, die mit ihren komischen spießertypen in reihenhäusern wohnen und die vermutlich schon seit 100 jahren keinen sex mehr hatten. ich bin ja der jüngste papa in dieser klasse."
"klingt deprimierend."
"naja, unterhalten konnte man sich da leider mit niemandem. aber der lütte und ich haben trotzdem die bude gerockt und ab nachmittag gabs voll den kuchen- und bratwurstexzess."
"dann hat es sich ja doch gelohnt", bilanzierte ich, die ich die verfressenheit des objekts kannte.
"für dich wär das nichts gewesen, du wärst da gestorben, für so ne veranstaltungen bist du viel zu sophisticated und zu..."
"zu was?"
das objekt suchte nach einem attribut.
"exzentrisch."
"soso."
"naja, du weißt, wie ich das meine: wie du redest und wie du du eben bist... du bist halt keine so ne stino-bratwurst-mutti. du könntest nie so werden."
"tja. meine fleischlichen gelüste sind auch etwas anders gelagert."
wir grinsten uns an.
"auster", schlug das objekt vor, "und venusmuscheln."
"da sag ich auch nicht nein."
"shrimps?"
"büschen klein. garnele darfs dann schon sein."
"sag mal, kann es sein, dass du über sex redest?" grinste das objekt und rückte interessiert näher. eine pheromonwolke driftete auf mich zu. außerdem duftete das objekt heute leicht nach orange.
"neues parfum?"
"shampoo. nicht ablenken", erwiderte das objekt. "ich finde, wir sollten das unbedingt mal näher erörtern."
das objekt lüpfte mein shirt und platzierte einen finger in meinem nabel.

"was machst du denn da?"
wir fuhren herum. ich hatte eigentlich die objektexfreundin erwartet, aber da stand nur die aktuelle objektgespielin, die, wie ich ja wusste, dem objekt ziemlich am allerwertesten vorbeiging.
"sie hatte ne fussel im bauchnabel", grinste das objekt unverfroren. "weißt ja, die dinger, die da zur zeit überall rumfliegen."
die objektgespielin, um einiges souveräner und abgebrühter als die gleichaltrige objektexfreundin, machte keine szene, sondern fragte nur:
"kommst du tanzen?"
"später", antwortete das objekt.
als die objektgespielin abgedampft war, lehnte sich das objekt an meine schulter.
"ich finde, wir sollten uns demnächst mal treffen. so in aller ruhe. an einem samstag oder so."
holla die waldfee.
"und was schwebt dir vor?"
"hm, vorlesen? kochen? ein bisschen nackt durch die wohnung laufen? "
"muss ich mir mal überlegen. die reihenfolge gefällt mir aber schon mal."

ich stupste das objekt, um wieder etwas abstand zwischen uns zu bekommen, und es nahm den schweren kopf von meiner schulter. dann löste ich mich aus der unheilvollen verstrickung und ging an die bar, um mir ein eiskaltes wasser mit zitrone zu bestellen. anschließend begab ich mich nach draußen in den hof, um den roten mond anzugucken und kleine wattebausch-pollen auf mich herabregnen zu lassen. ein perfekter moment, dachte ich, und eine verlockende aussicht...

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