Samstag, 19. Juli 2008
die döner-schnecke - ein hamburger psychothriller
gestern abend guckten katerhase und ich einen film. hier eignet sich mein schnarchasyl-bett wunderbar als zweite couch, da es im günstigen winkel zum bildschirm steht und mit ein paar kissen zur ultimativ gemütlichen cineasten-lümmelstätte wird. bei unten-ohne-dress und langatmigen szenen lädt es außerdem zu gewissen anderweitigen beschäftigungen ein.

irgendwann stieß mein fuß im halbdunkel gegen etwas dunkles, schleimiges, raupenartiges am fußende des bettes. mir entkam ein kleiner schreckensschrei, der den kater aufrecht sitzen ließ.
"was ist denn?!"
"da!! da ist ein vieh im bett!!"
"oh, was ist das denn?"
"keine ahnung. eine nacktschnecke oder raupe oder sowas. ein glibbervieh eben."
mein finger, vorsichtig ausgestreckt, stupste das ding an. es war kalt und weich.
"wo kommt die denn jetzt her?"
"keine ahnung. bestimmt warst du vorhin am fenster rauchen und hast die an deiner hose mit hier herein geschleppt."
"meinst du?"
ich begutachtete die raupe näher. sie war definitiv schon tot. der kater, der beim filmgucken immer ein wenig strampelt, hatte das weichtier schon bisschen im laken verteilt.
"guck mal, du hast das ganze bett verschmiert!"
der kater guckte nun auch. dann ging ihm ein licht auf:
"das ist gar keine schnecke! das ist dönerfleisch!"
"iiiiiiiiiiiiiiiiiiiihhhhhhhhhhhhh..."
und es fiel mir wie schuppen von den augen: der kater hatte ja heute die pizza-diät unterbrochen und zwei döner zu abend vertilgt. auch der schreibtisch, der neben meinem schnarchasyl steht, war vorhin mit dönerschnipseln, kohlraspeln und knoblauchsaucenspritzern übersät, weil el kater das krümelmonstergen in sich trägt.

der kater erbarmte sich, holte als tapferer kammerjäger die rolle mit dem küchenkrepp und entfernte die döner-schnecke. die müffelnden flecken blieben natürlich.
zum glück hatte das sägewerk in dieser nacht einen ruhetag. wozu ernährungsumstellung nicht alles gut ist. so musste ich nicht in mein verpestetes bett auswandern, sondern konnte neben dem kater in den sauberen laken schlummern...

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Freitag, 18. Juli 2008
new lover
ich mag ja hunde eigentlich gar nicht. hunde mögen mich dafür in der regel ebenso wenig. aber der hier, der hat sich einfach durch meine harte herzensschale gegraben.


er bewachte mich den ganzen tag. lag auf meinen füßen. legte die schnauze auf mein knie. bellte jeden an, der sich mir näherte.
und ich. ging zum ersten mal in meinem leben mit einem hund alleine gassi.
neues leben, neue erfahrungen. so ist das wohl. vielleicht werde ich ja demnächst schwanger. weil ich plötzlich kinder mag.

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Mittwoch, 16. Juli 2008
kraftstoff-experimente
der kater isst seit sechs wochen pizza. pilzpizza, käsepizza oder thunfischpizza. immer von dr. ötzi. seit letzter woche aber nicht mehr einfach so, sondern:
"ich will mit tuning!"
tuning bedeutet: extra käse.
wir fingen an mit schimmelkäseresten. dann nahm ich schweizer käse. dann beides zusammen. das war schon ziemlich fettig. heute gab es pilzpizza und ein tuning mit schätzungweise einem halben pfund käse: gorgonzola, camembert und einige scheiben höhlenkäse. es war also eher pizzakäse denn käsepizza. und eigentlich wollte ich nur sehen, dass dem kater mal so richtig schlecht wird. gerade vom gorgonzola, den ich mit seinen über 50% fett i.tr. immer nur herzinfarkt-käse nenne.
der kater setzte sich mit dem käsemonster vor den fernseher und mümmelte bedächtlich. "kann man das noch essen?" fragte ich ungläubig. der kater nickte ungerührt. ich wartete, wollte nicht glauben, dass er das monster schafft. nach einer halben pizza aß er langsamer. doch beim nächsten hingucken war nur noch ein stück übrig. "du hast sie tatsächlich geschafft!" ich war verblüfft. doch damit nicht genug. inzwischen löffelt der kater sein heidelbeer-rahmjogurth und schaufelt melonenstücke dazwischen. er grinst mich an und reibt sich den bauch: "diese maschine will gefüttert werden!"
dann werde ich nachher mal testen, wieviel power diese maschine so hat...

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Samstag, 12. Juli 2008
erfahrungswerte
alleine heulen, vor allem auch noch darüber heulen, alleine zu heulen, verursacht rückenschmerzen.

heulen in den armen des anderen dagegen löst verspannungen.

wunderbares gefühl zwei stunden später.

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Freitag, 4. Juli 2008
hasta la windows vista
da der lüfter meines alten notebooks voller hornissen ist, die auch nach mehrmaligem ein- und ausbau des ventilators immer wiederkehrten, haben wir also das projekt neubau ausgerufen. neues notebook für arme hascherln. der dvd-brenner im hornissennest war sowieso schon länger im allerwertesten - die entscheidung zwischen multiplem aufrüsten und neukauf fiel mir schon immer leicht.
eigentlich wollte ich ja warten. und mein erstes gehalt, so es denn dann mal anfang nächsten jahres kommt, für ein macbook verpfeffern. bei genauerer überlegung kam ich aber zum schluss: wozu sollte ich mir so ein schickimicki-teil zulegen? habe ich etwa hartz IV, unterhalt von eltern oder exmännern oder sonst irgendwelche geschenkten gelder zu verprassen? möchte ich also für das geld, für das ich mir den arsch abarbeite, nicht eine ökonomische lösung? so eine, die mir die option offenlässt, in nur zwei bis drei statt zehn jahren mal in urlaub zu fahren? außerdem, stellte ich fest, fehlt mir ganz eindeutig die markant-eckige superwichtiger-medienfuzzi-brille, sodass ich mit einem macbook im straßencafe ohnehin nur halb so pseudointellektuell gewirkt hätte.
also bin ich seit etwa drei stunden besitzerin eines neues notebooks von siemens, itzibitzi-schnell und mit ordentlich festplatte. und das ganze für nicht mal 500 tacken.
vorinstalliert ist windows vista. ich war von xp home ja auch schon nicht begeistert. aber xp home suggeriert immer noch, dass es irgendwo für erwachsene menschen gemacht ist. mit vista ist das anders. riesige desktop-icons und eine schrift für ultrakurzsichtige laden jetzt auch die zielgruppe der unter 10- und über 70jährigen ein, sich das spielzeug computer zuzulegen. alles ist in fluffigen pastellfarben - mintgrün, babyblau und bonbonrosa - gehalten, die rahmen der fenster sind transparent. man braucht eine weile, bis man alles gefunden hat, womit man das augenkrebsrisiko auf ein weniger furchterregendes niveau senken kann. schlimm auch die angebotenen desktophintergründe, die vielleicht zu den handtellergroßen icons passen würden, icons in normalgröße dagegen irgendwie mit ihren mustern und grellen farben verschlucken.
die benutzerfreundlichkeit ist ganz auf eltern von grundschülern sowie senioren abgestimmt. es gibt extrarubriken für kinder- und jugendschutz und gefühlte 25 mal rubriken wie "erste schritte", "get started" und "hilfe und support".
desweiteren vorinstalliert sind zahlreiche bezahl-fallen. ein kostenpflichtiges upgrade für nero, eine 90-tage-version für norton antivirus und eine testversion für office 2007, die nach 30 tagen einen key verlangen wird.
die totale verkackeierung also. erstmal kräftig deinstallieren, dachte ich mir.
nachdem ich mich durch die 20 erste-schritte-anwendungen gewühlt hatte, fand ich dann irgendwie die rubrik für software in der systemsteuerung. "software" heißt unter vista "programme", wahrscheinlich für die kinder und senioren, die (noch) kein englisch hatten.
total kinderfreundlich aber auch total super hingegen ist das reichhaltige spielesortiment. die tatsache, dass ich jetzt schach besitze, erwies sich als fatal, da ich ja einen kleinen schachfreund im haushalt habe. der hat sich darauf gestürzt und schlägt sich nunmehr seit zwei stunden durch die fortgeschrittenen-version. er muss seinen aktuellen schnitt "achtmal gespielt und nur zweimal gewonnen!!" bis heute abend noch ganz dringend verbessern. nehme ich so lange eben den firmenrechner. gearbeitet wird da heute sowieso nicht mehr dran, schätze ich mal.

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Dienstag, 1. Juli 2008
ich bin gott
nee, muss ich jetzt doch wieder dementieren. die hornissen sind zurückgekehrt.
der herrgott hat meinen hochmut sofort bestraft. hätt ich mir doch denken können, so als theologin.

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Donnerstag, 26. Juni 2008
schbässle gmachd
mein süddeutscher kollege und ich köpften eine flasche sekt. "leichtsinn" stand auf der flasche.
"sach ma", sagte der kollege schon reichlich gelockert, "du bist doch aus franken."
"hmhmja", sagte ich, auch schon mit unförmiger zunge. da ich ja jetzt nicht mehr ärmlich, sondern bitterarm bin, habe ich nur noch sehr sehr selten alkohol.
"wie heißen denn die orte da, die auf dieser bierstraße oder wie das heißt liegen?"
hä, dachte ich, ich kenne nur die tucher-braustätte in meiner exheimat in fränkisch istanbul.
"weißnich", schielte ich, "ich bewege mich eher so auf der wodkastraße, wenn dann."
obwohl ich das ziemlich ernsthaft meinte, wurde dieser satz zum lacher des frühabends. irgendwie. die hörten gar nicht mehr auf zu kichern. wer, fragte ich mich, hat sich denn hier auf die mädchen-brause-straße gestellt?

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Donnerstag, 26. Juni 2008
call me baaad 666
nein, 666 macken will ich gar nicht aufzählen, auch wenn ich sie - mit hilfe meiner feinde - sicherlich zusammekriege.

1. man kann mich mit etwas zu tode nerven, mit dem man mich vor fünf minuten noch begeistern konnte. man könnte sagen, ich bin launisch und langweile mich blitzschnell. auch eine form von ungeduld, klar, ich bin fast schmerzfrei innerhalb von 15 minuten geboren worden.

2. ich bin nicht multi-tasking-fähig. wird multi-tasking von mir verlangt, neige ich zu nachlässigkeiten, obwohl ich sonst furchtbar gründlich sein kann.

3. ich bin kritikfähig, man muss aber den richtigen ton bei mir treffen. ich bin süchtig nach anerkennung, weil ich die 16 jahre meines lebens nicht bekommen habe bzw. nur für dinge, die mir nicht wichtig waren. kritisiert man mich für dinge, die eigentlich kleinigkeiten sind und übergeht man das, was ich im großen und ganzen wirklich gut mache, kann man mich tödlich frustrieren und provoziert die totale passivität meinerseits.

4. ich bin neidisch, auch wenn ich leuten, die ich mag oder die einfach gut sind, den erfolg von herzen gönne. werde ich bei gleicher leistung übergangen, bin ich stocksauer und wünsche den bejubelten und den jublern einen langsamen und qualvollen untergang.

5. ich denke zu selten in der wir-form. ich bin einzelkind, eigenbrötlerin und alleinkämpferin. an leute, die mir gutes wollen, muss ich mich erst gewöhnen. kann passieren, dass ich die erstmal wegbeiße. kann passieren, dass mich das über phasen meines leben ziemlich einsam macht. kann passieren, dass ich mal allein und verbittert im altersheim sitzen werde, falls ich mir sowas jemals leisten kann.

6. ich ziehe das unglück an. auch menschen, die um mich herum leben, werden in der fast gleichen menge mit scheiße begossen wie ich. krankheiten, zipperlein, unfälle, familiäre und berufliche schicksalsschläge, ganz gleich was. ob das am charakter oder einer falschen magnetischen polung liegt, konnte ich noch nicht rausfinden.

(6,5. ich lege bei passender gelegenheit patriotisches verhalten an den tag und kralle mich dabei gern bei wohlriechenden und gut gebauten männern in den gürtel.)

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Sonntag, 22. Juni 2008
und darauf einen vodka
ich habe viele russen gekannt. ohne großgrundbesitz auf dem taufschein bin ich in einer mehrfamilien-mietswohnungs-asselgegend aufgewachsen, die fest in russischer hand ist - bis wir dann in die vorstadt zogen und spießig wurden.
ich habe die russen geliebt. warum, kann ich nicht sagen. vielleicht, weil sie meistens so wunderbar melancholisch-brutal dreinschauen.

der kater sitzt heute mal wieder wie festgebacken auf dem sofa. "meine jungs", seufzt er und meint die russen, dann kommt der anpfiff und 120 minuten lang spiegelt sich das spiel auf seinem gesicht. nicht einmal die bierflasche hat eine chance, seine lippen zu berühren, wenn der ball in tornähe kommt. ich, die ich lapidar meinte, "nach 20 minuten haben die holländer mindestens zwei zu null im kasten", bin erstaunt über das, was mir da von russischer seite geboten wird. und weil ich immer für die besseren bin, bin ich nach einer knappen halben stunde ebenfalls für die russen.
"ich mag auch den trainer so", strampelt und juchzt der kater, nachdem das eins zu null gefallen ist. beim anblick des trainers fällt mir ein satz ein, den mir ein ungar einst sagte, "bei uns im osten muss ein mann wie ein bär sein". bären haben als einzige raubtiere keine mimik, und so verzieht auch der gute guus nach dem sieg nicht einen mundwinkel, während seine hände nach den jungen gesichter der spieler greifen, sein mund küsse auf die glatten wangen verteilt.

ich verteile meine küsse auf die katerwangen. katzen haben ja zum glück mimik.

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Sonntag, 15. Juni 2008
fatal brutal
"was für geschichten magst du denn so?" fragt mich mein kollege aus der literatur-redaktion.
"brutale."
"oh", sagt er betroffen und verkrümelt sich.

wir wollen nämlich das da:

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