Dienstag, 4. September 2012
komm in den totgesagten park
manchmal möchte ich einfach nur wissen, wo du bist.

was du tust, wenn du nicht handelst.
was du denkst, wenn du schweigst.

manchmal möchte ich einfach nur wissen, wer du bist.
und bin doch froh, dass ich dir deine geheimnisse lassen kann.
wer weiß, ob ich die wahrheit ertragen könnte.



ich suche dich dennoch.
immerzu.

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Samstag, 1. September 2012
daredevil
23 uhr ist kitty-time. zeit für fressifressi und pipi und kacka.

und die komische frau ist auch wieder da, die das fressifressi hinstellt und das kacka wegräumt. dafür ist die gut. da müssen wir auch mal genauer hinschauen. außerdem finden wir iphone spitzenmäßig. aber nur, solange die menschin den blitz weglässt. ist auch schöner so. sieht man die grauen haare nicht so.





die augen sind übrigens leuchtend blau. als ob man in ein meer schaut.

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Mittwoch, 29. August 2012
not forgotten
die lederjacke hat angerufen.
"ich kann dich nicht vergessen."

das sind ja mal ganz neue töne.

morgen kommt sie vorbei und hat teil, wenn sich mein leben verändert.

denn morgen bekomme ich meine katze. sie ist eine bengalin.

ich freu mich. auch, wenn sie wohl ziemlich durchgeknallt sein soll. aber dann passen wir ja wunderbar zusammen.

die lederjacke hilft mir morgen, die wohnung vorzubereiten und die drogen wegzumachen. das finde ich fein. dafür helfe ich ihr bei der promotion. war ja auch mal ein heißer traum von meiner einer, der letztlich an geldmangel scheiterte.

aber träume sollte man immer verwirklichen. die eigenen, oder die eines anderen lieben menschen. man sollte es zumindest versuchen. so wie als katzenhaarallergikerin das wagnis katze eingehen.

expect the unexpected.

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Mittwoch, 15. August 2012
ghosts
mein liebster platz.
zur zeit tanzen hier abends tausend grüne libellen über dem wasser.

dieser alte knabe hat mit sicherheit schon alles gesehen. ich glaube, es ist pan. er beobachtet alles. er besitzt alles wissen dieser erde, weil er eins mit ihr ist.

eine einzigartige ruhe strahlt dieser ort aus. man möchte nie wieder gehen.

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Dienstag, 7. August 2012
abscheu
abscheu ist ein niederträchtiges gefühl.

aber es reinigt.
abscheu zeigt dir, wenn du den zonk gezogen hast.

abscheu macht dir keine freunde. sie sortiert sie dir. in die kategorien "ich habs geahnt", "ich hab es schon immer gewusst" und "ich kotze, und zwar schon eine ganze weile".

und dann die erleichterung. wenn man feststellt: unbedeutend. diese person hat eigentlich schon sehr lange überhaupt gar keine rolle mehr in deinem leben gespielt. du hast seit ewigkeiten nicht einmal mehr an sie gedacht. vermutlich hat sie nur deshalb je eine rolle gespielt, weil du sie in dein drehbuch gelassen hast, in einem schwachen moment, als du dich nicht recht zwischen komödie und tragödie entscheiden konntest.

aber dann nimmst du den radiergummi. und streifst die wenigen stellen und platzhalter aus deinem drehbuch, an denen die person noch unverbindlich vorgesehen war.

vergessen straft härter als abscheu.
vergessen ist schlimmer als der tod.
vergessen ist mord an der erinnerung.

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Dienstag, 24. Juli 2012
julimorgen, 4:40 uhr in hamburg






es gibt kein besseres licht.
um durch die menschenleeren straßen zu gehen.
um die augen zu bezirzen.

und dann dieser spezielle duft, diese mischung aus taunassem gras und frischgebackenem brot. den hat nur diese besondere stunde.

es gibt einfach keine bessere tageszeit.
um schlafenzugehen, wohlgemerkt.

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Mittwoch, 18. Juli 2012
arktis
im traum laufe ich über einen zugefrorenen see. nein, ich laufe ja gar nicht, ich schwimme. ich liege auf dem bauch, mache brustschwimmbewegungen und gleite in weiten schwüngen über die kalte fläche.
das eis ist so dick, dass ich glaube, der ganze see ist durchgefroren, bis zum grund. es ist unglaublich kalt. ich werde nicht einbrechen, das weiß ich. ich bin gleichgültig-heiter.

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Sonntag, 24. Juni 2012
mit sich grün sein
bin ich ja nur selten. muss man sich gleich ein manifest basteln.

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Montag, 18. Juni 2012
begegnung
heute nachmittag ging ich durch die straßen, kippe und kaffee in der hand, als ein alter mann meinen weg kreuzte.

"entschuldigung, können sie mir sagen, wo man hier gut fisch essen gehen kann?"
ich blieb stehen und überlegte. da ich außer in imbissen nie essen gehe, kenne ich in hamburg so gut wie gar keine restaurants. was sollte ich dem alten empfehlen? auf der ecke gab es jede menge touri-schuppen, aber wie ein tourist sah der mann eigentlich nicht aus.
dann fiel mir plötzlich etwas ein und ich nannte dem mann eine lokalität, deren adresse ich nicht genau sagen konnte. ich beschrieb den ort mit händen und füßen in allen farben und hoffte, der alte möge den weg finden. er bedankte sich und ging.

ungefähr gut eine stunde später, ich befand mich gerade auf dem rückweg, lief mir der mann ein zweites mal über den weg. er strahlte und winkte mir.
"danke für den tipp", sagte er, "ich habe eine hervorragende scholle gegessen."
"das freut mich", sagte ich ehrlich.
der mann sah mich an und zögerte, bevor er weitersprach:
"wissen sie, ich werde morgen am herzen operiert. und ich esse so gerne guten fisch, und ich wollte heute unbedingt noch mal einen haben."
ich bekam ein schmerzhaftes ziehen in der brust und nickte.
der mann schaute mich aufmerksam an und meinte dann:
"ich weiß auch nicht, warum ich ihnen das jetzt erzähle, ich will sie auch gar nicht belästigen..."
"neinnein", wehrte ich ab, "ich kann mir vorstellen, wie sie sich fühlen."
da sagte der mann:
"wissen sie, sie haben so einen blick... ganz hell, ganz sanft und gleichzeitig sehr forschend... und doch so, als hätten sie schon sehr viel dunkles in ihrem jungen leben gesehen... als kannten sie all die schmerzen und entbehrungen."

ich starrte den mann an und musste schlucken.
"ich wünsche ihnen sehr viel gutes und sehr viel liebe", sagte der mann.
"ich wünsche ihnen auch alles gute... insbesondere für morgen", stotterte ich.

dann wandte mir der alte den rücken zu und schlurfte langsam weiter. ich stand noch eine weile da und spürte zwischen kopf und asphalt meinen herzschlag wummern.

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Samstag, 26. Mai 2012
die fette bulldogge sehnsucht
die fette bulldogge sehnsucht steht mit ihrer derben schnauze vor mir, speichelt auf den teppich und kaut am türrahmen. wenn ich mich zwei schritte bewege, kläfft sie und will zuwendung. sie selbst ist indes immer auf den beinen und wuselt herum, stößt an empfindliche stellen und verursacht glasbruch: eine tasse, ein teller, ein herz.

sie ist kein schoßhund und so hässlich, dass man sie nicht anfassen möchte. ich nicht und ein anderer schon dreimal nicht. sie lässt sich auch nur schwer an die leine legen. die nagt sie einfach durch, in einem wütenden moment. ein schlecht erzogenes tier, aggressiv und bissig.

gestern wanderten wir stumpf und out of space durch die straßen des kiez und ich hoffte, der chemische nebel in meinem blut möge die fette bulldogge endlich verschlucken. doch der köter zog mich weiter und wusste offenbar instinktiv sehr genau wohin.

gegen halb vier, als wir die holstenstraße überquerten, blieb die fette bulldogge plötzlich stehen, während zwei hände mein gesicht packten und ein kuss auf meiner stirn landete.
"morphine! was für ein zufall, was machst du denn hier?" fragte mich das objekt.
"keine ahnung", sagte ich wahrheitsgemäß.
wir standen auf einem grünstreifen neben einer ampel, links und rechts rasten taxis an uns vorbei, und die fette bulldogge hatte in respektvoller entfernung friedlich sitz gemacht.
"ich wollte eigentlich noch in keller", berichtete das objekt, "aber da haben sie mich so nicht reingelassen."
das objekt war alkoholisiert und hatte feine klamotten an.
"meine cousine hat heute geheiratet", sagte es und zeigte auf hemd, bügelfaltenhose und ordentliche haartracht.

dann standen wir nebeneinander und rauchten eine zigarette.
"ein bier wäre jetzt nett", fand das objekt.
"hm", sagte ich und schaute mich nach der fetten bulldogge um, die in der ferne um einen baum schlich.
"erinnerst du dich, als wir mal über den teil gesprochen haben, der mich mit dir verbindet?" sagte ich dann unvermittelt.
"ja", schaute mich das objekt wach und erwartungsvoll an.
"das ist eine gabe, die du hast."
das objekt lächelte geschmeichelt und schaute fragend.
"deine gabe, das heißt, du kann menschen, insbesondere wohl frauen, etwas vermitteln, wonach sie unbewusst schon ewig suchen."
"das ist interessant, das hat mir ja noch niemand gesagt", erwiderte das objekt.
"aber insgeheim weißt du es. und du weißt auch um die abhängigkeiten, die du erzeugt, vor allem dort, wo du mit deiner gabe nicht verantwortungsbewusst umgehst. und gleichzeitig kennst du wahrscheinlich auch die kehrseite der medaille, dass menschen dich nicht mehr loslassen können und ihre forderungen dich unter druck setzen."
"ja", sagte das objekt ernst.
"du bist aber kein heiler. du bist ein joker. du bist ein joker, den man nicht spielen kann, ohne zu verlieren. und man neigt dazu, dich zu verspielen, weil du es so dermaßen herausforderst, in beinahe jedem moment."

das objekt starrte mich mit offenem mund an und schwieg eine weile, bevor es sagte:
"touché, madame. ohne dass ich jetzt sagen kann, dass ich das zu hundertprozent verstanden habe, fühle ich mich jetzt irgendwie ertappt... so ertappt, wie man sich selbst manchmal unvermittelt ertappt... in dingen, die schon lange verborgen in einem liegen."
ich nickte wild.
das objekt betrachtete mich.
"manchmal glaube ich, der grund, dass wir uns begegnet sind, ist, dass du so eine art orakel für mich bist. du scheinst mich zu kennen, oft auch in den dingen, die du eigentlich gar nicht wissen kannst."
"vielleicht ist das teil, der ich für dich bin."
"vielleicht, aber ich denke, das ist längst nicht alles."

dann nahm mich das objekt in die arme und meinte:
"ich nehme mir jetzt ein taxi nach hause. wie kommst du heim?"
"mit dem rad."
"irgendwann passiert dir mal was."
"worauf du einen lassen kannst."
"ich finde das nicht komisch", sagte das objekt streng.
"tschüß, vaddi", sagte ich lächelnd.

solange ich kräftig in die pedalen trat, hechelte die fette bulldogge hinter mir her und blieb immer weiter zurück. erst zuhause im bett plumpste sie mit vollem gewicht auf meine brust und versuchte, mich vom schlafen abzuhalten, indem sie mir mit ihrer schleimigen zunge tränen in die augen leckte.

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