Sonntag, 24. Mai 2015
rise again
am freitagmorgen wache ich mit dem schädel des jahrhunderts auf, denn ich habe wieder nicht geschlafen. das verblüffende dann jedoch: die gedankenkreisel stehen still. ich fahre arbeiten, widme mich anschließend zuhause noch eine ganze weile einem brach liegenden projekt, finalisiere die steuererklärung und putze die wohnung. ich denke: wow, alles ruhig. normalität. ich bin so gut drauf und weiterhin unglaublich wach, dass ich um mitternacht noch joggen gehe.

der langerhoffte turn ist also nun doch da. ich weiß nicht, wie lange er halten wird, aber gerade geht es mir gut. im kopf ruhe, nur dezente traurigkeit, die sich aber sehr gut mit den angeeigneten gedanklichen maßnahmen bekämpfen lässt. keine verzehrende sehnsucht mehr, keine objektbesessenheit. die homöopathie? ein wunder? oder nur ein kurzes intermezzo?

auch heute ist kein schlechter tag. abends verabrede ich mich mit der krankenschwester zum feiern. obwohl sie in letzter sekunde absagt, fahre ich in die spelunke. und treffe dort das objekt.

der erste gedanke ist interessanterweise nicht: ohgottohgott, was mach ich bloß, was sag ich ihm bloß?! sondern: scheiße, hoffentlich macht es mir jetzt nicht mein stimmungshoch kaputt. ich hole mir erstmal einen drink, schnappe mir einen bekannten und unterhalte mich. schön beschäftigen. nach innen, um die ruhe zu halten. nach außen, damit das doofe objekt bloß nicht denkt, dass es mich interessiert, es heute zu sehen.

aus den augenwinkeln spähe ich natürlich einige male. das objekt hängt allein rum und tanzt ab und an, ansonsten ignoriert es mich und unterhält sich mit zwei typen, die ebenfalls totale aufreißer-arschlöcher sind. das objekt wirkt für seine verhältnisse unheimlich dünn, auch das gesicht ist hager unter dem wilden bart.

ich bin erstaunt, wie wenig es mich berührt. kein alles verschlingendes bedürfnis, zu ihm zu gehen und es zu bitten, nicht mehr böse zu sein. vielmehr leichter groll: unfassbar, dass es sich offenbar immer noch als opfer fühlt. man muss ja auch mal sehen, was dazu geführt hat. wäre das objekt abgesehen von seinem fremdge(h)ndefekt eine korrekte, integre persönlichkeit, hätte ich damals nach der verpetzaktion sofort bei ihm angerufen und es vorgewarnt. aber nach allem, was es sich geleistet hatte, fühlte ich kein loyalitätsbedürfnis mehr.

ich habe den eindruck, dass es dem objekt nichts ausmacht, mich zu sehen, dass es allenfalls noch immer sauer ist. allerdings packt es etwa eine dreiviertelstunde nach meinem kommen seine sachen und haut ab. die uhr zeigt noch nicht einmal halb vier - keine objekt-zeit, um nachhause zu gehen. kann man von halten, was man will.

später auf dem fahrrad nach hause freue ich mich, dass es schon so schön hell und warm ist. mein bäcker an der holstenstraße hat auch schon auf, also noch rasch frühstück geholt. und nun sitze ich hier, viel zu wach zum schlafen, und viel zu heiter, als dass ich es irgendwie fassen könnte.

drücken sie mir die daumen, dass das ein wenig so bleibt.