Mittwoch, 25. Februar 2015
sich als frau verdient machen
wir sitzen in einer kneipe und der soeben beförderte bekannte nennt mir stolz sein neues gehalt.
"so viel möchte ich auch mal verdienen!" sage ich anerkennend und neidisch zugleich.
"naja, du bist halt ne frau", erwidert der bekannte bedauernd, aber mit einer großen selbstverständlichkeit, und erläutert mir dann, dass frauen eben nicht so viel verdienen könnten. weil das in der gesellschaft nunmal so sei.

ah ja.

es ist also auch 2015 noch normal, dass frauen weniger verdienen als männer - ja, sogar gesellschaftsfähig. so wie man diabetes hat oder kurzsichtigkeit oder ein hinkebein: schade, pech gehabt. schlechte gene. von der natur benachteiligt. mit deinen titten und deiner muschi bist du leider (hihihi) aus dem club der besserverdienenden ausgeschlossen!

ich habe bisweilen den eindruck, man(n) immer noch denkt, dass frauen einen beruf zum spaß so nebenbei ausüben, neben dem herd oder hinter der wickelkommode, wo sie eigentlich zu sein hätten. so einen kleinen leichten job, damit sie ausgeglichen genug sind, um sich am bügeltisch nicht so schrecklich zu langweilen, und dass ihr einziges erfolgserlebnis nicht daran besteht, ihrem macker einen zu blasen und ihm nachher noch ein bier zu bringen. oder dass sie arbeiten gehen, um ihr hartz aufzustocken, wenn der geile alleinverdiener-hecht irgendwann den abgang macht.

ich bin keine feministin. aber als selbstständige begegne ich diesem vorurteil ebenfalls. dauernd. so denkt man(n) - und das bisweilen sogar laut - dass ich kunden nur deshalb akquiriere, weil ich einen partner suche. und dass ich es als gutaussehende frau doch sicherlich nicht allzu schwer habe. was ist nicht schwierig für mich, frage ich dann gerne nach, einen schwanz zum rumpoppen zu finden oder finanziell unabhängig zu überleben?! öh, öh, öhm, hüstel, das habe man(n) jetzt nicht so gemeint. aber ich verstünde doch wohl einen spaß, haha. ja, und du verstehst sicher auch, wenn meine faust gleich zwischen deinen zähnen steckt.

neulich hörte ich sogar in der bahn, die frauen seien maßgeblich an der arbeitslosigkeit schuld, wenn sie versuchten, sich auf dem arbeitsmarkt in jobs zu drängeln, in denen sie - so wörtlich - "nichts zu suchen zu haben".

liebe männer, die ihr so denkt und eure frauen in das spießbürgerliche 50er-jahre-familienmodell drängt, weil euer ego verkümmern würde, wenn ihr euch nicht wenigstens als versorger aufspielen könnt: vergesst niemals, dass wir euch theoretisch nicht mal zur reproduktion brauchen.

damit wäre eigentlich schon alles gesagt.