Sonntag, 8. Februar 2015
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nach dem letzten messetag steht ein date mit dem k.-ex-ex an. wir wollen essen gehen. wie immer eine schwierige angelegenheit für mich, denn ich selbst praktiziere "essen gehen" nur als "was vom asiamann bestellen". zugleich sind die wenigen restaurants, die ich kenne und für gut befinde, wahnsinnig teuer, da mich hierhin nur geschäftspartner ausführen, um mir zu imponieren und mich hinterher im preis zu drücken (probate technik übrigens, funktioniert bestimmt bei vielen weiblichen dienstleistern).

schließlich wähle ich ein restaurant, das zum einen in laufweite liegt (der k.-ex-ex ist autofahrer und möchte ja vielleicht was trinken), gediegen und gemütlich gleichermaßen ist (da ich den k.-ex-ex noch nicht einschätzen kann und ich ihn nicht mit einem abend in einer veganen punkerkneipe verschrecken will) und darüber hinaus gerichte auf der speisekarte hat, mit denen ich mich als heikle esserin gut anfreunden kann. ein weiterer pluspunkt des restaurants ist eine umfangreiche weinkarte mit einer gewissen anzahl an roséweinen, die ich mag und auch trocken trinken kann, falls der k.-ex-ex nicht auf halbtrocken steht.

als der k.-ex-ex in meiner wohnung steht, sind wir beide verlegen und müssen uns zu einer umarmung durchringen, da wir beide uns nicht in alkoholisierter und/oder übermütiger partylaune befinden. außerdem schäme ich mich ein wenig, als der k.-ex-ex durch meine kleine butze spaziert und meint, ich hätte es ja recht spartanisch. ich befürchte sofort, dass es sich um einen euphemismus für "schäbig" handelt, winde mich und entschuldige mich schließlich, dass erst nächste woche die lederjacke zum streichen vorbeikommt und ich nunmal grundsätzlich nicht so auf überladene wohnungen stehe. der k.-ex-ex bemerkt meine verlegenheit, versucht die lage durch beschwichtigende bemerkungen zu entspannen und nimmt mich dann doch noch mal spontan und herzlich in den arm. ich merke, dass ich vor angst ganz verspannt bin - angst, nicht zu genügen, angst, wie eine sozialversagerin oder hartzerin rüberzukommen, obwohl ich doch arbeite wie ein tier.

erst als wir im restaurant sitzen, taut die panik weg wie eine eisscholle bei krassen plusgraden. ich werde mutig und strecke meine hand aus, und der k.-ex-ex lächelt erleichtert und nimmt sie. so sitzen wir, bis der kellner mit dem wein kommt.
"ich muss mich erst an die situation gewöhnen", sagt der k.-ex-ex verlegen, strahlt mich aber an.
"die situation?"
"naja, an dich. ich kenn dich ja nicht."
der k.-ex-ex ist vorsichtig, vor allem nach seinen letzten erfahrungen mit der k.-ex. dass ich mal mit der k.-ex befreundet war, ist immer noch schwierig für ihn. trotzdem lässt er meine hand nicht los, bis das essen kommt und wir zu gabel und messer greifen müssen.

nach zwei glas wein und mit vollem bauch werde ich ganz ruhig. ich merke, dass ich strahle. außerdem sieht der k.-ex-ex noch mal viel besser aus als ich ihn in erinnerung hatte. ich mag sogar die kleinmädchen-geste, mit der er sich die schulterlangen haare hinter die ohren schiebt, wenn sie ihm ins gesicht fallen.
"soll ich dir ein haargummi leihen?" frage ich irgendwann.
"nee, ich muss die einfach mal wieder ein stück kürzen lassen."
"bloß nicht", sage ich, "ich stehe doch so auf lange haare."
"ich bin aber nicht so der zopf-typ", entgegnet der k.-ex-ex. "wenn sie anfangen, offen scheiße auszusehen, kommen sie ab."
"die sehen aber gut aus."
"na, meinetwegen, dann schneide ich sie nicht ab."
beinahe wäre mir herausgerutscht, dass ich froh bin, dass der k.-ex-ex keinen pferdeschwanz trägt, weil dies eine zu große ähnlichkeit mit dem objekt bedeutet hätte. das objekt möchte ich unerwähnt lassen, soweit es nur irgendwie geht.

nach dem essen spazieren wir an der alster entlang, bevor wir dann wieder vor meinem haus stehen. der k.-ex-ex kommt ganz selbstverständlich mit hoch.
"ich hab aber nur ein kleines bett", sage ich. "ich bin überzeugte einzelschläferin."
"wenn man sich im arm hält, braucht man nicht so viel platz", entscheidet der k.-ex-ex ganz pragmatisch.
dann beginnt er, mich aus den klamotten zu pellen.

ich merke, dass der k.-ex-ex mich körperlich anmacht. er riecht gut, er fühlt sich gut an und sieht auch nackt sehr gut aus, obwohl er nicht das leistungssportler-objektformat hat. der schwanz allerdings geht ungelogen als imposant und respekteinflößend durch. ich spüre, wie mein unterleib zu kochen beginnt. als mir der k.-ex-ex den finger in die muschi schiebt, bin ich schon tropfnass.

der k.-ex-ex fickt mich bestimmt und dominant - genau so, wie ich es mag. da er dabei merklich darauf achtet, mir nicht wehzutun, fällt der sex weniger animalisch-selbstvergessen-objektiv aus, wofür ich aber dankbar bin. alles, was mich an das objekt erinnern würde, ist schlecht für mich. außerdem entgehe ich so der gefahr wochenlang haltbarer blauer flecken und quetschungen.

erst als der k.-ex-ex kommt, fällt mir auf, dass wir das kondom vergessen haben. zum glück kann ich den k.-ex-ex noch so dirigieren, dass er nicht in mir abspritzt.
"nimmst du denn keine pille", fragt er verdutzt, als wir verschwitzt nebeneinander liegen.
"das würde dir auch nichts nutzen, wenn ich aids hätte", sage ich brutal.
"davon gehe ich mal nicht aus."
"weißt dus? ich weiß es nicht. ich habe viereinhalb jahre lang das objekt gefickt, jahrelang ohne verhütung, allein das wäre für mich an deiner stelle schon ein grund, mich nur im strahlenschutzanzug zu vögeln."
der k.-ex-ex schweigt betroffen.

das tut dem verlangen allerdings keinen abbruch. wir vögeln noch viermal in dieser nacht, und als wir morgens gegen halb acht endlich soweit sind, dass wir theoretisch schlafen könnten, ist der k.-ex-ex hellwach und möchte gerne frühstücken.
"so wie ich dich einschätze, hast du bestimmt nix vernünftiges zu essen im haus", zieht er mich auf.
"nein. außerdem muss ich jetzt echt mal ein stündchen mullern. ich hatte zwei tage messe, es ist ein wunder, dass wir überhaupt noch sex hatten."
"okay."
"möchtest du solange einen kaffee? oder duschen? oder was lesen?"
"also...", der k.-ex-ex räuspert sich, "also am liebsten würde ich ja jetzt ein bisschen daddeln."
ich gucke groß.
der k.-ex-ex gesteht mir, dass er derzeit ein computerspiel zockt, und das sogar ziemlich leidenschaftlich.
"willst du an meinen laptop?", frage ich nur.
"äh... nee, muss ich gar nicht, das kann ich auch aufm ipad spielen. aber das mach ich nicht, wenn du schlafen willst."
"warum denn nicht? wenn dir danach ist, tu es einfach."
"ich würde aber schon gerne noch ein bisschen hier neben dir liegen, wenn du nicht aufstehst."
ich reiche dem k.-ex-ex kurzerhand kopfhörer.
"so, jetzt spiel du mal schön und ich penne noch ein bisschen. und falls du dich langweilst, weckst du mich, und falls du mich störst, hau ich dich. deal?"
der k.-ex-ex grinst glücklich.

als ich gegen halb elf wieder aufwache, liege ich im k.-ex-ex-arm und spüre seine morgenlatte am bein. ich bin schon wieder angesext und beschließe kurzerhand, zum blowjob überzugehen. dafür legt er sogar sein ipad aus der hand. sex ist dann also doch wichtiger als gamen, stelle ich beruhigt fest. in diesem fall darf mann dann auch bei mir daddeln.

danach ziehen wir uns an und gehen frühstücken. während wir in einem kleinen café sitzen und ich meinen milchkaffee schlürfe, betrachtet mich der k.-ex-ex sehr nachdenklich.
"gehts dir gut?" will ich wissen.
"jaja", sagt der k.-ex-ex. "ist bloß alles so ungewohnt. und unerwartet."
"bin ich so schlimm", frage ich.
"neeeinn. aber weißt du... ich muss dich erst kennen lernen. du bist ja auch psychisch krank, sagst du. das ist alles... verwirrend für mich. und manchmal bin ich halt auch ein bisschen naiv... dann rutsche ich in so geschichten wie mit der k.-ex rein."
"hör mal... ich verspreche dir, ich werde dich da nicht reinziehen. ich kann dir nicht garantieren, dass du nicht mitbekommst, wenn es mir mal schlecht geht, aber ich merke, wenn es für die anderen anstrengend wird und ich werde versuchen, dich zu schützen, falls du es nicht selbst tust."
der k.-ex-ex nickt.
"das ist gut."

später gehen wir noch ein wenig in der sonne spazieren. meine hand steckt in der hand in der jackentasche des k.-ex-ex, und mein glück ist so groß wie meine angst. mindestens. also beschließe ich für mich, die sache zu genießen, auf die gefahr hin, dass der k.-ex-ex mich vielleicht doch nicht ertragen kann. im augenblick ist es allerdings eine große chance. und diese werde ich mir nicht entgehen lassen.