Mittwoch, 18. September 2013
praktikanten heutzutage
wir haben eine schülerpraktikantin bekommen. für zwei wochen. ich hatte schon mit den zähnen geknirscht, weil man schülerpraktikanten in der regel jeden furz erklären muss, die ohnehin nur den ganzen tag faul rumsitzen und auf facebook daddeln und warten, dass die zeit vergeht, damit sie ingottesnamen den scheißwisch von praktikumsbestätigung bekommen. dann hauen sie ab und entscheiden sich hoffentlich für einen anderen job, in dem man nicht so viel falsch machen kann. bäckereifachverkäuferin oder so.

unsere schülerpraktikantin ist ein töchterlein aus feinem hause, hafencity ist der wohnort der eltern, mami ist lehrerin und vaddi ist auch irgendein wichtigwichser. töchterlein wird morgens von mami zur agentur gefahren, da die 15-minütige u-bahn-fahrt für die kleine prinzessin ja nicht zumutbar wäre.

die schülerpraktikantin sitzt dann wohlfrisiert und mit der fresse voll in den farbtopf gefallen in ihren markenklamotten rum und macht das, was schülerpraktis so machen: nägel feilen, an den haaren kauen, auf dem iphone rumtippen. ab und an erhält sie aufgaben, bei denen man nicht viel falsch machen kann. wir wollen ihr selbstwertgefühl ja nicht gleich innerhalb von acht stunden schreddern und kompostieren.

sie macht alles halb und halbherzig und kommt am dritten tag nicht mehr zur arbeit. die gf erhält dafür einen empörten anruf von der lieben mami, was uns einfiele, die prinzessin mit derart wenig verantwortungsvollen aufgaben zu betrauen. jedenfalls habe sich das arme hascherl wie das fünfte rad am wagen gefühlt. unter diesen umständen, so die muttiglucke, könne das kind das praktikum nicht beenden.

ich mache drei kreuze, einmal, weil ich die dumme kuh und ihre noch viel verblödetere alte schnalle von mutter so wahnsinnig schnell losgeworden bin, zum zweiten, weil ich mich offenbar richtig entschieden habe und nicht lehrerin geworden bin. die gf zetert noch eine weile, weil sie sich nicht gerne etwas sagen und noch viel weniger gerne etwas vorwerfen lässt, dann beruhigt sie sich auch wieder und es ist business as usual. mit niemandem, der im weg sitzt.