Dienstag, 3. Januar 2012
lovely new year
gestern fand endlich, endlich das lang geplante next date mit der lederjacke statt.

wir trafen uns diesmal nicht erst zu nachtschlafender zeit.
"ich will nicht auf party", sagte die lederjacke. "ich hab die letzten tage so viel getrunken, ich würde gern was ruhiges machen."
"was schwebt dir denn vor?"
"ach, wir könnten spazieren gehen... und dann essen... und dann vielleicht ins kino?"
was ich an der lederjacke so schätzte, war diese normalität. wenn ich jemanden kennenlernen möchte, schaffe ich mir eine basis, indem ich was mit dem anderen unternehme. zwar ist party immer noch ein wichtiges element meines exzessiven lebens, aber zum beschnuppern finde ich andere gelegenheiten schöner. das hatte ich beispielsweise am objekt oder auch bei k. immer ein wenig vermisst: diese menschen gingen hauptsächlich feiern. k. hatte ich beinahe ausschließlich auf parties getroffen, das objekt von parties abgesehen fast immer zuhause, wo wir uns die köpfe wegfickten.

aus dem spaziergang wurde dann leider doch nichts, weil sich die lederjacke verspätete und es wieder zu regnen begonnen hatte. die lederjacke ist leidergottes noch verpeilter als ich und benötigt für mini-entscheidungen wie "fahre ich mit dem bus oder mit dem rad?" eine halbe stunde.
wir trafen uns also direkt zum essen. wir gingen zum thai, um uns einen glutamatschock zu holen. am tisch saßen wir uns gegenüber und wussten zunächst vor lauter verlegenheit kaum, wohin gucken. die lederjacke gab sich distanziert. ich war verwirrt, hoffte aber, dass sich das im laufe des abends geben würde.

beim essen disutierten wir über die weltwirtschaftskrise, die verwaltung von armut in deutschland und den sinn und zweck eines studiums, das zu nichts führt. das war ein wenig anstrengend, da unsere meinungen in weltanschaulichen fragen auseinander gehen. die lederjacke ist ein eingefleischter idealist, der seine position bis zum letzten blutstropfen verteidigen würde, während ich dazu neige, dialektisch vorzugehen und mir dabei auch lösungen vorstellen kann, die meinen idealen teilweise widersprechen, sofern sie pragmatisch sind.

nachdem der blutzuckerspiegel wieder auf normalnull war, taute die lederjacke schließlich ein wenig auf.
"wollen wir nicht doch noch ausgehen?" fragte sie.
"können wir gerne."
eine knappe stunde später saßen wir in der bahn richtung altona, wo wir auf eine 80er-party gehen wollten.
"wie ist das so, da ist doch montags bestimmt nix los", fragte die lederjacke.
"naja, viel ist nicht los, aber ich war da auch nur einmal letzten sommer... es war nett. nette musik und nette leute", erwiderte ich.

am ort des geschehens angekommen, meinte die lederjacke:
"mist, ich hab schon wieder lust, mir die kante zu geben."
das war nicht unbedingt ein kompliment, fand ich, aber ich wollte nicht so streng sein. außerdem würde sich der alkohol positiv auf die immer noch etwas verkrampfte stimmung auswirken, war ich mir sicher.
und siehe da: nach zwei bier wurde die lederjacke dann endlich munterer, lachte mehr und legte irgendwann den arm um mich. noch immer etwas zaghaft, wenn man bedenkt, dass wir schon geknutscht hatten, aber okay.
ich meinerseits bewies unabhängigkeit und ging immer mal wieder länger tanzen. ich wollte der lederjacke freiraum geben und zugleich zeigen, dass ich nicht drauf stand, den ganzen abend händchenhaltend in einer ecke zu verbringen. das funktionierte - entgegen anderer erfahrungen - mit der lederjacke prima.

mit steigendem alkoholpegel wurden wir immer ausgelassener. wir blieben bis zum ende der party.
dann wollte ich mich verabschieden.
und endlich, endlich fragte die lederjacke:
"möchtest du wirklich nach hause? willst du nicht bei mir übernachten?"

eine halbe stunde später saß ich bei der lederjacke auf dem bett. die lederjacke bewohnte ein winziges zimmer in einer chaotischen wg. meine karge wohnung erschien mir im vergleich wie eine nobel-butze. aber dafür lebte die lederjacke natürlich in der schickeren gegend.
"die anderen sind nicht da, wir haben also sturmfrei", grinste die lederjacke und ließ sich mit zwei gläsern rum neben mich sinken.
und endlich, endlich kam der kuss, auf den ich schon den ganzen abend gewartet hatte.

die lederjacke roch gut und fühlte sich ebenso gut an, jung und fest und warm. und das beste: es befanden sich kondome im haushalt. auch das objekt hatte stets gewisse vorräte beherbegt, aber zwischen haben und nutzen befand sich langer und holpriger weg zahlreicher disputationen. zudem schienen sich gummis, intimpiercings und animalisches hardcore-ficken irgendwie schlecht zu vertragen. die lederjacke hingegen blieb in jeder lage gentleman, und ich musste ein wenig an den dritten mann denken, der beim sex gerne innehielt, sich zurückzog und sagte: "ich will nicht, dass es geil ist, ich will, dass es schön ist."
nach dem akt schliefen wir aneinandergeschmiegt ein. ich hatte entgegen sonstiger gewohnheiten keine fluchttendenzen und wünschte mich nicht nachhause.

wir erwachten erst irgendwann am späten mittag. es regnete. das machte uns nichts, wir gingen trotzdem raus und schlenderten mit wirren köpfen durch die gegend, setzten uns in cafés und inspizierten die auslage in den schaufenstern der läden. ab und an blieben wir stehen, um uns anzusehen und zu lächeln. die stunden verstrichen unbemerkt und als ich endlich in der u-bahn nachhause saß, stellte ich fest, dass wir 24 stunden am stück zusammen gewesen waren.

alles in allem also nicht schlecht für ein drittes date. die ersten drei tage 2012 fallen demnach schon mal in die kategorie "vielversprechend".