Sonntag, 15. August 2010
zwei mal zwei
I

weinende männer schockieren mich. also im positiven sinne. trotzdem ist frau, als icke-frau, dann im ersten moment immer ein bisschen hilflos. denn meistens werden die großen heuler aggressiv, weil frau sie in so einem intimen moment ertappt, so einem augenblick, in dem der schwanz ganz klein in seiner hülle hängt.
also erstmal diskreter rückzug in eine umarmung, fragen auf später verschieben, dann frage an die option des nicht-antworten-müssens knüpfen. mann aus der reserve locken. problem analysieren. problem nicht lösen können, aber trotzdem trost spenden. gestern hat das erstaunlich prima funktioniert. ich glaube, ich habe mir wieder einen kleinen orden verdient. eigentlich bist du die perfekte kombination aus kumpel, hure und mutti. schon wieder ein bisschen schmunzelnd dahingesagt.

II

das objekt besucht seine familie für ein paar tage. die objekt-heimat ist ein beliebtes urlaubsziel, für das die bürgerliche mitte und oberschicht ein horrentes geld auszugeben bereit sind. ich war selbst schon da und habe neben schnöseln in pseudolässigen designer-badelatschen, sansibar- und hilfiger-gekleideten kiddies und langen reihen von mercedes-eierschaukeln vor allem die natur und die wunderbare landschaft bestaunt.
das objekt teilt meine begeisterung so gar nicht. düsterer blick on: das ist auch nur so eine reise in die vergangenheit, nach der ich dann wieder froh bin, hier zu sein. düsterer blick off. zwischen den zeilen und in den unwahrscheinlich grünen augen, die seit gestern wieder fahrig und verzweifelt dreinblicken, schreit mir schon wieder ein vater-problem entgegen. prompt liege ich richtig. wieder haben wir eine baustelle. prima. baustellen mit vater-problemen haben erfahrungsgemäß die beschaffenheit von erdöl-bohrlöchern: man muss sehr tief buddeln, bis überhaupt mal was sprudelt. und sprudelt es dann, ist die quelle in nullkommanix wieder versiegt, während am ende dann nichtsdestoweniger ein hässlicher krater bleibt, der sich nicht schließen lässt. viel spaß, frau morphine, wünsche ich mir selbst.

III

die ersten mutti-vaddi-zwistigkeiten. während das objekt eilig und schlampig sachen in eine reisetasche haut, um gleich darauf wieder alles auszuräumen, weil es vergessen hat, was es schon eingepackt hat, mache ich mich nützlich und das schlachtfeld von küche klar schiff. schließlich haben wir nicht mehr lange, bis das objekt zum zug muss. doch das objekt nimmt mir den spüllappen aus der hand und sagt streng: "du setzt dich da hin, dir war vorhin schwindelig!" ich bekomme energy-plörre als kaffee-ersatz und beobachte zwei minuten das verpeilte kofferpacken. dann mache ich mit der küche weiter, während das objekt kritisch schaut, ob ich nicht doch ohnmächtig über die herdplatten sinke. ich habe gerade den immensen geschirrhaufen aus der spülmittellauge gezogen und zum klarspülen bereitgestellt, als das objekt nach einem glas voller schaum greift und sich ein wasser eingießen will. ich reiße es ihm aus der hand: "spinnst du?" das objekt schenkt sich unbeirrt wasser ein und trinkt dann tatsächlich die spülmittel-homöopathie. dann sagt es bestimmt: "wir machen jetzt mal im männer-modus weiter!" es packt das nicht klargespülte geschirr und stellt es zum trocknen auf. "igitt", sage ich und das objekt grinst wie ein frecher kleiner junge und gibt mir einen feuchten kuss in den nacken. und alles, was ich denken kann, ist: eines tages wirst du mir das herz brechen. und zwar nicht nur so ein bisschen.

IV

zwei mal zwei machen noch keinen flotten vierer, nein, sondern summasumarum vier stunden schlaf an diesem wochenende. bravo. ich übertreffe mich immer wieder selbst. bestimmt werde ich bald krank. mir ist so.