Freitag, 31. Juli 2009
due & tre
gestern kam die schwermut wieder über mich. fernseher und ein kartenspiel konnten mich nicht lange ablenken. irgendwann kriegten mich meine eltern tatsächlich zum quatschen.

und ich beichtete, dass ich keine glückliche hamburgerin bin. dass mich seit märz gefühle quälen, die ich zunächst nicht zuordnen konnte und die mich fast wahnsinnig machten, bis ich dann ostern mit meinem cousin im cabrio über die dörfer hier fuhr und mir angesichts der schönheit und der stille die tränen übers gesicht liefen. die komischen gefühle konnte ich als ausgeburt meines entwurzeltseins und meiner heimatlosigkeit festmachen.

dann erzählte ich von den zwei großen faktoren, die für mich zur lebensqualität dazugehören und die ich in hamburg so vermisse: offene, herzliche menschen und natur.
ich berichtet vom eingeperrtsein in die nicht enden wollenden häuserzeilen, die ja alle sehr hübsch und sehr hip seien, aber gnadenlos urban und ohne einen fleck, an dem man atem schöpfen kann. alles, was grün ist, ist in hamburg so überlaufen wie ein designer-outlet. man ist nie alleine, nicht mal in großen parks. morgens fährt man in pulks von fahrrädern zwischen millionen geistig behinderter porsche- und eierschaukelfahrern zur arbeit. abends dasselbe. am wochenende hat man dann schon gar keine lust, irgendwohin zu gehen, weil wieder 5000 menschen auf einem quadratmeter stehen und die veranstaltungen eh meistens todlangweilig und ein einziges schnösel-oder pseudo-künstler-show-up sind.
und dann die menschen, an die so schwer ranzukommen ist. meine steigende abneigung, allein in der disco bei lieblosen dj-sets rumzustehen und immer nur von landeiern begrabscht zu werden, die vor ihren frauen auf der flucht sind.
ich erzähle von meiner grenzenlosen langeweile, die sich zunehmend in passivität, menschenscheu und hass verwandelt und mich vor den fernseher und den pc bannt. auch, dass ich auch schon mit meiner hausärztin über meine "depressionen" sprach, mich auf schilddrüsenunterfunktion testen ließ und um die adresse eines psychotherapeuten mit kassenzulassung bat, lasse ich nicht aus.

nach der komplettbeichte bin ich merkwürdig ruhig und leicht. meine eltern schauen schockiert drein. ich hatte ein "haben wir dir doch gesagt, dass das wieder nichts wird" erwartet, aber sie sind ehrlich betroffen.

es gibt kein vor und kein zurück. mein leben ist ein ausschnitt aus "täglich grüßt das murmeltier". schlafen, arbeiten, feierabend, dumm schauen, wieder schlafen. ohne den kater hätte ich sicher schon den verstand verloren.
wie es nun weitergehen soll?
ich weiß es nicht.