Montag, 27. Juli 2009
hin und her
morgen abend geht der hüpfer. dann hat mich meine heimat wieder. der trockene, heiße fränkische sommer mit seinen sirrenden grillen und den fsme-zecken und den weiten flussauen, die auslauf bieten bis zum verlaufen. der komische dialekt der menschen dort, die naive, provinzielle herzlichkeit, der feste verbund. ich freue mich, vor allem auf meine lieben freunde. ich bin auch etwas traurig, weil ich den hasenkater nicht mitnehmen kann. aber der kriegt die hasenkaterstaupe, wenn er bei meinen eltern kampieren muss. tja. kann ich ja verstehen.

die ersten schwierigkeiten haben sich auch bei mir und meinen eltern schon wieder bemerkbar gemacht. so am telefon mit 600km entfernung verstehen wir uns ja halbwegs gut und sie sind mir hin und wieder eine echte hilfe in praktischen fragen, auch wenn man besser eine neutrale zweitmeinung einholen sollte, denn meine eltern sind zwar unfehlbar, aber nur auf dem wissenschaftlichen stand von 1981.

meine eltern sind immer höchst angespannt, wenn ich mich ankündige. einerseits ist es ehrliche freude, anderseits merke ich, wie sie angst haben vor diesem fremden mädchen, das immer alles falsch gemacht hat und dies heute bis zur perfektion so weiter betreibt. dieses mädchen, das ich bin, übt einen unmöglichen beruf aus, hat ihr studium völlig umsonst gemacht und das schlimmste ist, es isst kein rotes, fettes fleisch und andere fränkische schmankerln. warum es das schlimmste ist? weil essen so ziemlich die einzige art ist, mit der meine eltern liebe kommunizieren. essen ist das größte. essen bekommen ist liebe bekommen. deshalb kocht und bäckt meine mutter und opfert sich auf und bequatscht hysterisch den ganzen anrufbeantworter, was sie alles extra bzw. nur für mich einkauft. und ich? möchte sie packen und schütteln und ihr sagen, dass sie sich den ganzen fresskram sonst wohin stecken darf, denn was mir wichtig ist, das ist ehrliches interesse, empathie und zumindest der versuch, mich mal so anzunehmen, wie ich eben bin. ich beschwere mich ja auch nicht bei ihnen, dass sie zuviel fernsehen und zuwenig sport machen und dass der ganze scheiß, den sie sich für ein heidengeld anschaffen, woanders 50 prozent billiger ist. im gegenteil. ich gebe rat, wenn es um lebenswichtiges geht wie einen neuen vorhang für das flurfenster oder die blumenauswahl im vordergarten. ich erkläre zum 2500. mal geduldig den unterschied zwischen einer antivirensoftware und dem browser. ich weiß, dass ihnen andere dinge wichtiger sind als mir und ich akzeptiere das. nur in bezug auf mich, da werde ich dann kleinlich, wenn sie anfangen, die diskussionen aus meiner pubertät zu wiederholen und mir erklären, was ich alles falsch mache und was alles an mir schlecht ist.

ich hatte lange gezögert, als ich die rückfahrt fest buchte, ohne die möglichkeit zu sagen, da und da hat sich eine mitfahrgelegenheit ergeben, ich fahre doch schon einen oder zwei tage früher. ausschlaggebend war das übernachtungsangebot einer freundin, falls ich es nicht mehr aushalte. ich bin gespannt. unangenehm gespannt. wieder so ganz anders als beim letzten mal. ich bin verletzlicher als damals, ich bin ausgelaugter und harmoniesüchtiger. ich muss acht geben auf mich und mich erinnern an das was zählt und an die, die für mich zählen.

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