Sonntag, 24. Mai 2009
matschreport
wie man gerade beim cabman schön sehen kann, waren wir beide unterwegs an der nordseeküste.

ich berichte nur kurz über all das, was man auf den bildern im cove nicht erkennen kann.

1. nicht jeder kurort ist abartig mit rentnern überlaufen, zumindest nicht ende mai. dafür gibt es relativ viele ehepaare, die sich an matjesbrötchen und pommes laben und das für die höhepunkte ihres urlaubs halten. die männer dieser paare tragen gerne braune sandaletten. natürlich mit socken drin.

2. das landleben ist wunderbar. es ist ruhig (wann habe ich mal kein rauschen von autos gehört?), die luft ist gut (wann habe ich mal keine abgase geatmet?) und man braucht gar kein internet und kein handy, wenn man diesen himmel und diese schöne landschaft hat (wann hab ich mich je so wenig gelangweilt?). abends hat man richtig sowas wie hunger. wir haben gefuttert wie die schweine. rauchen, dazu kommt man dann irgendwie auch gar nicht. toll. naja, für die pfunde natürlich nicht so. aber wie wir feststellten, sind die meisten nordsee-urlaub-paare adipös. bei der nächsten trennung nehmen wir dann schon wieder ab.

3. die prielwürmer, von denen man immer nur das prielwurmkacki sieht, gibt es tatsächlich. diesmal zum ersten mal im leben bewusst welche gesehen.

4. nordische dorfkinder sind toll. haben welche beim krebsangeln beobachtet. der eine dorfjunge hat einen krebs erwischt und war ganz cool dabei. er sprach ganze sätze in richtiger grammatik und davon sehr viele. den gefangenen krebs ließ er anschließend unbeschadet wieder frei. jedes großstadtkind hätte sich maximalen spaß daraus gemacht und das arme krebslein erst stundenlang gequält und dann langsam und grausam sterben lassen. der eloquente kleine bengel unterhielt sich die ganze zeit mit dem cabman, der ständig fotografierte. er fragte ihn:
"sind sie von der zeitung?"
der cabman, spitzbübisch, sagte ja.
"und für welche zeitung arbeiten sie?" wollte der dorfjunge dann wissen.
"ähem... für meine eigene", sagte der kater superbescheiden.
"brauchen sie dann auch unsere namen?"
tja, da verneinte der kater und zog sich aus der affaire und mich weiter den weg richtung leuchtturm hinauf.

5. 19 grad und steife brise täuschen stark über die kraft der maisonne hinweg. der ich-geh-oben-ohne-kater ist ein kleiner indianer geworden, auch ich wurde angezogenerweise verbrannt, am dekolltee und da, wo beim scrabble-spielen das t-shirt hochgerutscht war und die ungeschützte haut zwei stunden der sonne ausgesetzt war. ebenso schienbeine (einseitig, weil auf der seite gelegen) und das näschen. habe jetzt einen fetten roten zinken wie eine alte waldhexe. fehlt nur noch die grüne warze.

6. wir hatten ein traumhaft komfortables hotel. vor lauter frischluft kamen wir allerdings nicht dazu, den wellnessbereich zu nutzen. dafür waren wir im restaurant, wo wir gleich am ersten abend neben einer schnöselfamilie saßen, die sich ungelogen die komplette zeit über nur über autos, materielles und äußerlichkeiten unterhielt. und zwar mit diesem vornehm genäselten tonfall, wie man ihn sonst nur in amerikanischen komödien hört. "das ist ja gar kein silberbesteck", echaufffierte sich die alte schnalle im dior-kleid, "hm, ich weiß nicht, ob ich dann in diesem etablissement etwas zu mir nehmen kann!" der dazugehörige familienpapi referierte dann eine halbe stunde über den superextrakomfortablen drehknopf in seinem hochexklusiven neuen geländewagen. geländewagen, dachte ich mir, klar, der porsche der langweiligen, mikroschwänzigen familienpapis.
wir hatten jedenfalls sehr viel spaß, auch als der cabman beim aufstehen-und-gehen deutlich vernehmbar sagte: "das essen war super, aber das nächste mal müssen wir uns dringend andere gäste bestellen!"

nächstes wochenende dann vielleicht mal ostsee. wenn der sonnenbrand bis dahin wieder halbwegs verheilt ist. bis dahin gibts rosemundes bichlers "himmel über dem getreidewall". gunna.