Montag, 20. Oktober 2008
die schwierigkeit der ärztlichen sonderleistungen
wie manch ein geneigter leser vielleicht weiß, bin ich nicht nur verkrüppelt, sondern auch noch reichlich blind und meine sehnerven betreiben eine art kamikaze-system-rundown-programm. deshalb brauche ich regelmäßig eine diagnose-sonderleistung, die kassenpatienten aus eigener tasche bezahlen müssen. dank des fluchs des deutschen gesundheitssystems und meines verdonnert-seins zur privatkasse wollte ich nun die einmalige chance nutzen, die untersuchungskosten noch ein mal nicht selbst zahlen zu müssen.

beginn der telefonate: 16.13 uhr.
ende der telefonate (erfolgreiche terminvereinbarung): 17.26 uhr.
anzahl geführter telefongespräche: 18.

in bayern gibt es in fast jeder arztpraxis das gerät, das man für meine untersuchung braucht. in hamburg gibt es keine einzige, die darüber verfügt. aber das wissen die angestellten dort meistens nicht. was dazu führte, dass ich heute zahlreiche termine bekam, aber alle praxen wieder anriefen und mir erklärten, der herr doktor habe eben gesagt, dass ginge nicht bei ihnen. nach einige reinfällen verliefen meine gespräche dann so:

ich: "guten tag, mein name ist frau morphine, ich bin privat versichert und möchte ein hrt."
angestellte: "ein was bitte?"
ich: "ein hrt. eine untersuchung zur feststellung der exkavation des sehnervs."
angestellte: "ja, kleinen augenblick, da und dann hätten wir einen termin frei."
ich: "und sie haben auch tatsächlich ein hrt-gerät?"
angestellte: "ja."
ich: "sicher?"
angestellte: "äh, ich frage mal nach, moment bitte..."
(trippeltrappel. wispern im hintergrund.)
angestellte: "hören sie? der herr doktor meint, wir können das doch leider nicht hier durchführen."
ich: "können sie mir dann eine adresse nennen, wo ich mich hinwenden kann?"
angestellte (unwirsch): "nein!"
wusch, klick, piep.

gespräch nummer 15 war es dann schließlich, welches nach einem gespräch mit einer völlig uninformierten angestellten zu einem plausch mit dem chef persönlich führte, der mir dann erklärte, ich solle mich an eine augenklinik wenden. sehr netter herr, dieser arzt. ich dankte für seine offene auskunft, woraufhin er lachte und meinte, er wisse ja, er könne mir eben leider nicht helfen, also müsse es ein anderer tun. ich bestätigte das, erwähnte jedoch, dass einige andere ärzte, nachdem sie offenbar genau das feststellten, mich auf gar keinen fall der potenziellen konkurrenz, die in meinem fall ja gar keine ist, weiterempfehlen wollten.

die experten an der rothenbaumchaussee waren mein erster versuch. "alle leitungen belegt", erzählte mir die stimme vom band. nach sieben minuten wartezeit gab ich auf und versuchte eine andere nummer. es war kurz nach 17 uhr und das band der augenklinik nummer zwei sagte folgendes: "guten tag, leider rufen sie außerhalb unserer öffnungszeiten an. unsere sprechzeiten sind von montag bis freitag von neun bis zwölf und von 14 bis 18 uhr." merkwürdige arbeitsmoral oder haben die immer noch ein problem mit der sommerzeit?
egal. ich rief daraufhin dort an, wo ich gar nicht anrufen wollte, weil die klinik am arsch von hamburg liegt und weil die homepage mich unglücklich an die der alpha-klinik in münchen erinnerte, über welche ich dinge weiß, die man hier sicher nicht nennen darf, denn sonst wird man gleich abgemahnt. jedenfalls ging in augenklinik nummer drei nach kurzem anklingeln sofort eine der jungen frauen mit den immergleichen piepsestimmchen, von denen ich in der vergangenen stunde nun zig hatte hören dürfen, an den apparat und machte mir einen termin. hrt war gar keine frage. auch wenn ich dafür nun wohl eine dreiviertel stunde u-bahn fahren darf. allerdings: lieber eine dreiviertel stunde u-bahn fahren als nochmal über eine stunde wegen eines einzigen termins mit so vielen schmalspur-mta-tussis telefonieren.