Freitag, 5. Februar 2016
pattexkatze
lady lilly ist auf den ersten blick unkompliziert. 24 stunden nach ihrer ankunft bewegt sie sich neugierig durch die wohnung. zwischendurch haut sie mir mit nachdruck ihren dicken plüschkopp ans schienbein. harte liebe, aber da stehenwa ja drauf.

sie ist the cat that never sleeps. zumindest nicht in meiner anwesenheit. jeder lidschlag, jedes zucken wird aufmerksamst mit weit aufgerissenen augen gescannt. bewege ich mich zwei zentimeter, tut sie es auch. sitze ich, sitzt sie auch. pinkle ich, kommt sie mit mir und wühlt in meiner unnerbüx, die mir zwischen den knöcheln hängt. die erste katze ohne eigenen willen, denke ich, und ahne nicht, wie falsch ich liege.

der appetit schaltet nach vier tagen von krüsch auf "radikaler allesfresser". angeblich könne man sie mit menschenessen kein bisschen locken, behauptete der vorbesitzer. hier frisst sie alles, hauptsache, ich hatte es in der hand - putenbrust, ziegenkäse, hüttenkäse, gegrillte paprika. danach übermannt sie manchmal die erschöpfung und sie liegt drei minuten lang laut schnarchend wie ein mops in der ecke.

nachts will sie im bett schlafen. und zwar auf dem kopfkissen. bei 90cm bettbreite ein gewagtes unterfangen. für sie, weil ich sie regelmäßig unabsichtlich rausschubse. für mich, weil ich schon zweimal mit dem gesicht im katzenarsch aufgewacht bin. zwischendurch ist sie ständig wach und hüpft mindestens 23 mal rein und raus, was mich pro nacht ungefähr 85% meines schlafs kostet. am vierten tag kapituliere ich, nachdem es mir nicht mehr gelingt, auf arbeit die augenlider auch nur zur hälfte zu öffnen, und lady lilly fliegt aus dem schlafzimmer.

tag fünf wird ungemütlich. die tonlage wechselt von zartem mauzen nach lautes, herzzerreißendes heulen. wie kann ich es wagen, einen teil meiner wohnung einfach so für mich zu beanspruchen?! ich bleibe eisern, vor allem, als ich am nächsten morgen eine kackewurst auf dem küchenboden finde. die hätte schließlich auch auf meinem kopfkissen liegen können.

das geschrei ist allerdings nicht nur eine reaktion auf die verschlossene schlafzimmertür, sondern plötzlich auch auf alles, was ich mir in den mund schiebe. lautstarker futterneid. du hat glück, dass du so hübsch bist, denke ich, wärst du wie die fette olle fauchkatze, hätte ich dich schon bei ebay ausgeschrieben. abgesehen vom geschrei hängt lilly nach wie vor verlässlich zwischen meinen füßen und folgt mir wie ein schatten. da schlechte stimmung herrscht, macht mich das wahnsinnig.

tag sieben wird ruhiger. nachdem ich die wohnung auf gefühlte 35 grad hochgeheizt habe, überkommt lilly nun öfter der schlaf, der auch länger als drei minuten andauert. das ist höchst angenehm, weil sie schlummernd nicht schreit und auch nach dem erwachen offenbar noch mehrere minuten nicht an die verschlossene schlafzimmertür oder menschenessen denkt. der nachteil ist, dass auch ich eher im sauna-modus lebe, also irgendwo zwischen verschwitzt und entspannt-schläfrig. momente tiefen friedens verzeichnen wir dann, wenn lilly selig auf meinem schoß pennt und ich apathisch der stille lausche.

heute schreiben wir tag acht. wir harren der dinge und hoffen auf weitere entspannung sowie ein wenig mehr unabhängigkeit. friedensstiftend wirken auf jeden fall lange jagden mit dem laserpointer und das gnadenlose zerrupfen kleiner stofftiere.

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