Samstag, 3. Oktober 2015
kapitulieren
die sache mit dem kopf wäre ja okay. der denkt in die richtige richtung und produziert. die kleine oder große traurigkeit dann und wann: auch in ordnung. die gehört wohl zu mir wie eine lästige neurodermitis. da brauch ich auch keinen psycho-heini mehr, der mir das auseinander klabustert. man kann sich mit so einer behinderung abfinden. nicht schön, aber besser als im rollstuhl sitzen.

was mich aber wirklich, wirklich fertig macht, ist dieser körper. seit über einem halben jahr habe ich nicht mehr richtig geschlafen. im schlafähnlichen zustand, den ich noch erreiche, verspanne ich so sehr, dass ich morgens mit rasenden kopf- und schulterschmerzen aufwache. mein tramalkonsum ist von null auf exorbitant gestiegen, und hin und wieder in schwachen momenten denke ich daran, es einfach mal mit heroin zu versuchen.

davon abgesehen - möglicherweise im kontext des permanenten mangels an tiefschlaf - bin ich ständig krank. nebenhöhlen-trallala, halsschmerzen, augenentzüdungen. kaum ist das eine weg, kommt das nächste. sämtliche schleimhäute sind so durchgefeiert wie damals, als ich noch jedes wochenende weißes pulver geschnupft habe. antibiotikum folgt auf antibiotikum, und alles hilft einen scheiß.

"sie müssen auch ein bisschen an ihren körper glauben", meint mein arzt, aber mit meinem körper ist es inzwischen so wie mit meinen mitmenschen: ich muss ihn permanent kritisch überwachen. was schwierig ist, denn ich bin müde. so unendlich müde. ich vermute, einem sekundenschlaf habe ich es zu verdanken, dass ich vor ein paar tagen vom fahrrad gefallen bin. einfach so. selbstredend bin ich schwerpunktmäßig auf mein kaputtes knie gestürzt, dem jetzt ein bisschen haut und fleisch fehlt, was natürlich ebenfalls nicht heilen will und sich fett entzündet hat.

heute habe ich jedenfalls kapituliert und meine medikamente wieder aus dem schrank geholt. wir schreiben freitag, kurz vor mitternacht. der körper fühlt sich theoretisch bereits bettfähig. die stimmung ist von absoluter gleichgültigkeit geprägt. die gedankenfontänen sind tot, die libido ebenfalls. ich warte auf meinen freund, den schlaf.

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