Montag, 11. Mai 2015
unfun
samstagnacht, on tour. st. pauli ist hafengeburtstagsbedingt mal wieder ganz kotze und scherben. tagsüber familien-trallala, nachts besoffene touris, das konzept geht immer auf. als ich aus der s-bahn-station auftauche, fühle ich mich splitterfasernackt, kontaminiert mit dem gestank von dönersoße, pisse und alkohol.

ich lande in der neuen spelunke, zwei bekannte sind auch da, sonst ist es halbleer, halbleere gläser allethalben, und der dj hängt auch schon auf halbmast, die musik plätschert vor sich hin und alles ist wie immer, nur ein bisschen trauriger.

ich ziehe mich in den hintersten winkel zurück, wo schon zwei typen sitzen und trinken. der eine schaut mich neugierig an, der andere schläft bereits und berührt mit der stirn den niedrigen tisch. als er mit dem kopf ein paar gläser abräumt, wacht er kurz auf, grinst und klammert sich schwankend an seinen kumpel.

zwei trusen kommen angewackelt, die eine ist blond, mopsig und aufgetakelt, die andere ganz schlicht in jeans. sie schieben ihre ärsche auf die sitze neben mir. die mopsige aufgetakelte sitzt da wie ein nasser sack, alkoholschlaff mit hängenden schultern und titten, und lamentiert. die schlichte tröstet und tröstet, aber es will offenbar nicht fruchten, also wendet sie sich irgendwann an mich:
"entschuldige, ich muss dich mal was fragen!"
"was denn?"
"hat sie noch marktwert?" sagt die schlichte und zeigt auf die mopsige aufgetakelte.
"als was?" frage ich zurück.
"na so bei den typen!"
ich gucke und überlege und bin dann ganz unverblümt:
"also was das alter betrifft, bestimmt, aber sie muss echt an ihrer haltung arbeiten!"

miss mopsig hat das gehört und schaut mich giftig an. ihr ehrgeiz ist anscheinend geweckt. in folge versucht sie, den schlafenden typen anzugraben, der den kopf inzwischen im schoß seines freundes hat, was dem sichtlich unangenehm ist. dass da gerade nichts zu holen ist, hätte ich ihr sofort sagen können. miss mopsig labert und labert, aber der besoffene typ blinzelt und murmelt nur kurz etwas in seinen bart, um sich dann wegzudrehen und sich auf dem sofa zusammenzurollen wie ein überdimensioniertes kätzchen. miss mopsig nimmt das natürlich persönlich, sie beginnt wieder zu jammern, kein glück bei den typen offenbar, was für eine scheiße. ich finde die szene unheimlich witzig und muss grinsen, was miss mopsig noch viel weniger gefällt, woraufhin sie ihre unscheinbare freundin bei der hand nimmt und richtung bar zieht.

meine beiden bekannten kommen und verabschieden sich, es ist noch nicht mal vier, aber die musik ist zum einschlafen und überhaupt kackt die stimmung im laden minütlich ab. also hole auch ich meine jacke und begleite die beiden noch zur s-bahn, dann gehe ich zum bus. auf dem weg klettet sich ein schwarzer an meine fersen, er sagt "hallo hallo hallo", als hätte jemand den repeat-knopf in seinem hirn gedrückt, aber ich ignoriere ihn eisig, und nach dem hundertfünfundzwanzigsten hallo gibt er endlich auf.

im bus fällt mir wie immer das objekt ein, und was für einen spaß wir noch vor einem jahr hatten. meine augen brennen, aber es kommen keine tränen, also mache ich noch einen abstecher zum bäcker und hole ein paar brötchen für sonntag. essen ist der sex des alters, der spruch fällt mir ein, als ich mit den warmen brötchen in der tüte nach hause trapse, vielleicht isses ja nun bei mir auch soweit.

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