Donnerstag, 7. Mai 2015
imbiss-quickie
die lederjacke ruft an und erwischt mich mitten in der steuer:
"haste nicht lust, was kleines essen zu gehen?"
hab ich eigentlich nicht, denn ich habe gerade gefuttert und fühle mich ohnehin prämenstruell-quasischwanger. aber ich sage zu, denn die lederjacke ist nun mal die lederjacke und mit abstand einer der angenehmsten menschen in dieser stadt.

"gut schauste aus", sagt die lederjacke fast verblüfft, als wir uns in einer kneipe um die ecke treffen.
"echt?" frage ich ein bisschen blöde im vollmädchenmodus.
"ja... irgendwie... frisch!"
"ich hab meine tabletten abgesetzt, vielleicht macht sich das ja bemerkbar."
"bestimmt! du weißt doch, keine macht den drogen!" lacht die lederjacke.

dann wirft die lederjacke einen blick auf die speisekarte.
"mensch morphine, das ist ja das paradies hier! grillhaxe! und pommes mit mayo!" freut sie sich.
"ich bin ja eher hier wegen des urigen charmes und der originellen wanddeko. und warte mal, bis der chef rauskommt, der sieht aus wie n zuhälter."
"haben die überhaupt was für dich hier? du bist doch vegetarierin."
"die haben hühnchen, das geht."
"auja, wollen wir uns zusammen so ein hähnchen reinziehen?"
"von mir aus."

zehn minuten später schiebt uns der chef einen riesenteller mit einem hähnchen, pommes und drei liter mayo hin. die lederjacke ist sprachlos und kann nur noch laute des entzückens von sich geben. dann beginnt sie zu mümmeln, als hätte es seit tagen nichts mehr gegeben.
"nachher jammerste wieder, wenn dein waschbrett verschwunden ist", stichle ich.
"du, ist mir grad egal. ich hab im moment genug zeit zum sport, ich hab mich mal wieder krankschreiben lassen."
"sollte ich auch mal wieder machen. und sport wollte ich ebenfalls noch machen, aber jetzt sitz ich hier mit dir und esse eine eine-million-kalorien-mahlzeit."
die lederjacke kichert nur glücklich zwischen zwei pommes mit viel mayo.

"was macht deine promotion", will ich dann wissen.
"steckt noch in den kinderschuhen. ich bräuchte da mal deine hilfe."
"jetzt schon?!"
"ich hab so eine kleine einführung geschrieben, die muss einfach perfekt werden, davon hängt alles ab. und ich habs doch nicht so mit formatieren und so."
"mein lieblingsthema."
"echt jetzt?"
"nein. bist du irre?"
"schade."
"ja, mann, schick einfach mal rüber, ich gucke mal, was ich machen kann, okay?"

nach dem essen stehen wir noch eine weile unter der tür, weil ein monsumregen über die stadt zieht. wir quarzen eine und ziehen fröstelnd die schultern hoch.
"fuck, sag mir bitte mal, wo bleibt der mai?"
"ich friere auch total. obwohl ich jetzt so viel gefressen habe."
"wie ich dich kenne, hast du schon während des mampfens ausgerechnet, wie viele liegestütz und klimmzüge und barrenarbeit das wieder sind."
die lederjacke grinst nur amüsiert:
"du kennst mich zu gut."

dann muss die lederjacke los.
"du morphine, ich muss unbedingt bald wieder in diese kneipe hier!"
"soll ich dich davon nicht besser abhalten?"
"ja bitte! - oder vielleicht auch doch nicht?"
wir nehmen uns zum abschied in die arme.
"weißt du, was jetzt geil wäre", sagt die lederjacke.
"ein bett", finde ich.
"nee, ein eis!"
ich boxe die lederjacke in ihren verschwindenden waschbrettbauch und lache.
"los, zieh leine."
"aye-aye."

dann schwingt sich die lederjacke in ihre lederjacke und besteigt das rad. und braust im nieselregen davon.



im übrigens sehr nett, dass trentemöller einen song namens "morphine" auf seinem album "lost" hat.

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