Samstag, 23. November 2013
die summe meiner einzelnen teile
arbeiten, termin bei der bank, physiotherapie, später ein kundentelefonat, wohnung putzen, homeoffice. als ich gestern den laptop zuklappe, ist es mitternacht. eigentlich hatte ich mich gefreut, noch etwas zu machen. auf den kiez zu gehen oder so. jemanden anrufen. ich werfe alles über den haufen, schaffe es gerade noch zähne zu putzen, duschen schenke ich mir. ab ins bett.

ich träume einen der gefürchteten sehnsuchtsträume.
ich bin auf der flucht, keine ahnung wovor. ich glaube, ich soll abitur machen und habe keine lust. ich renne durch wälder, die sonne scheint, ich bin frei. an einem abhang treffe ich einen mann und ein kind. sie ziehen ebenfalls durch den wald.
ich fühle mich sofort verbunden. der kleine will mit mir an einem seil über einem abgrund schwingen. ich tue es, totales selbstvertrauen. ich spüre das raue, feste seil in meinen händen und die wärme des kleinen, der auf meinem schoß sitzt und sich an mich klammert. wir schweben und schaukeln, glück und ausgelassenheit kitzeln in meiner brust. dann ruft der vater zum aufbruch, wir müssen weiter.
wir fahren per anhalter mit einem auto durch eine stadt. sie ist riesig und fremd. ich will wissen, wo wir sind.
"na in köln", sagt die fremde frau am steuer. klar, denke ich mir, warum hab ich das nicht gleich gesehen. durch das fenster erkenne ich die stadt abwechselnd in farbe und schwarzweiß.
wir kommen an einem haus an und erfahren, dass die bewohner im urlaub sind. wir können dort bleiben, sagt die frau, nur aufpassen müssen wir, die nachbarin kommt immer mal vorbei zum blumengießen.
im wohnzimmer steht eine alte couch mit braunem cordsamt. ich streiche mit der hand über den stoff. sie erinnert mich an etwas vertrautes, was ich aber sofort wieder vergesse. dann kuscheln wir drei uns aneinander und schlafen.
als ich aufwache, ist noch ein mädchen im raum. "warum bist du hier", frage ich, und sie sagt, sie wisse es nicht. vielleicht wegen der schlechten noten und weil sie keinen bock mehr auf schule hat.
plötzlich ist die nachbarin im haus. wir müssen uns verstecken. ich krieche in den schlafzimmerschrank, der genau aussieht wie bei meinen eltern. der schrank ist sehr voll, aber ich schaffe es, hineinzukrabbeln und die schiebetür zu schließen, bevor die nachbarin das zimmer betritt.
im schrank hängen klamotten meiner mutter. ich erkenne das parfum. und noch mehr, ich erkenne in den kleidern einen früheren duft, aus einer zeit, als sie mich noch liebte, und einen späteren geruch, der scharf und schlecht nach abneigung riecht.
die nachbarin geht wieder, sie findet uns nicht.
wir wechseln wieder die stadt. diesmal berlin. ich treffe freunde wieder, die ich im traum kenne, aber nicht aus dem wirklichen leben. es ist gesellig und schön. als einziger bekannter tritt das objekt auf, das jetzt offenbar in berlin lebt. ich bin überrascht, erinnere mich dann aber. wir fallen uns in die arme, ich schnuppere den objektgeruch, der immer noch gleich ist, warm, beruhigend und sexy. ich nehme sein gesicht in meine hände, der bart ist noch wilder und länger und weicher, und wir küssen uns.

aufgewacht. hello again, fucking reality.
ich fühle mich am boden zerstört, der schädel dröhnt, der rücken schmerzt. das licht dringt grau durch die vorhänge. es fühlt sich an wie sechs uhr morgens. mein handy sagt allerdings, dass es 11:30 uhr ist.

ich denke zurück an den traum und an das traumkind. die zärtlichkeit, die ich empfunden hatte. und ich verstehe, dass ich das traumkind bin, und vielleicht auch ein stück der objektsohnemann, den ich vermisse, oder die konstellation oder die tatsache, dass dieses kind mir eine zuneigung entgegenbrachte, die jetzt auf meinem schmalen liebeskonto fehlt.

noch ein stunde stumpf im bett liegen. dann kämpfen und aufstehen. in den kaffee weinen. ein ibuprofen schlucken. mails checken, zu arbeiten beginnen.

möge dieser tag irgendwie vorüber gehen.

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