Mittwoch, 20. November 2013
the inbetweens
"ich finde das so traurig, dass ich, wenn ich spätschicht habe, erst um acht rauskomme und die sonne schon weg ist", vertraut mir meine physiotherapeutin heute an.
ich muss schmunzeln und will nicht fragen, was würdest du davon halten, wenn du pr machen würdest, also quasi immer frühschicht hättest und trotzdem erst um 20 uhr nach hause gehst?

stattdessen gebe ich mich der massage hin. es ist 16 uhr, ich komme - halbtagsjob sei dank - gerade aus dem büro, bin schläfrig, habe meine tage und fühle mich dennoch ein bisschen angesext, als sie mir meinen slip über den po schiebt, um an muskeln rund um das steißbein zu kommen.

eigentlich ist physiotherapie ein geiler job, denke ich. ständig ist man dabei, leute anzufassen. man weiß also vorher, wie die nackt aussehen, während man selber noch nicht blank ziehen muss. und erst dieser lustige moment, wenn ein mann bittet, sich auf den bauch drehen zu dürfen. wäre ich ein mann, ich wäre heute auf jeden fall in die verlegenheit gekommen.

während ich in der moorpackung liege und ruhen soll, muss ich ein bisschen an mein saunaerlebnis mit dem objekt denken. das war auch wunderbar warm und sexy. sollte man mal wiederholen. ich hangle nach dem handy, stelle fest, ich habe es vergessen, und bin ganz froh darüber. lächerlichmachen erfolgreich verhindert.

dann fahre ich mit dem rad weiter nach hause. in mir ruhe und zufriedenheit. die ersten drei tage im neuen job waren gut. ich mag meine kollegen. zwischen mir und meinem vorgesetzten herrscht große sympathie, ein bisschen zu viel vielleicht sogar. er ist herrlich normal und doch sehr witzig. er kann sogar frivol werden und kichert auch über meine kiffer-witze, während die kollegin nur fragend schaut.

alles sehr fair soweit. keiner erwartet überstunden von mir. nicht für mein kleines gehalt. das finde ich so super, dass ich trotzdem ein bisschen länger bleibe. ich darf im büro sogar an mein handy gehen und eigene kunden betreuen. auch toll: kein dämliches zeitmanagement, das die hälfte der arbeitszeit wegfrisst.

dafür steckt das unternehmen anderweitig noch tief in den kinderschuhen. keiner hat auch nur den leisesten schimmer von pr. alles soll ohne den einsatz finanzieller mittel bewerkstelligt werden. ich lege mich deshalb am zweiten tag mit dem geschäftsführenden obermufti an, mache deutlich, dass so keine ergebnisse zu erwarten sind. ich beharre auf ein mindestbudget. die mauern der sparsamkeit wackeln, man will sich meine anregungen durch den kopf gehen lassen. wir werden sehen. ich habe mir einen langen atem angewöhnt.

die katze ist not amused, dass ich plötzlich wieder weniger zuhause bin. sie dreht morgens, wenn ich das haus verlasse, und abends, wenn ich zurückkomme, einmal völlig hohl: rennen, sachen umschmeißen, sich in den vorhang wickeln. erst, wenn das fressi dasteht, wird sie etwas ruhiger. ich hab sie lieb, aber es ist sehr anstrengend.

soeben verdrängt ruft das objekt an und will wissen, wie es mir geht. ich honoriere die eigeninitiative. das objekt findet, dass ich in letzter zeit wieder mehr in mir ruhe und einen gefassten eindruck mache. ich bin geschmeichelt. worte vom fachmann. dann verabschiede ich mich schnell, weil ich nicht fragen will, bitte bitte sehen wir uns mal wieder, und weil gleich ein hochschulleiter bei mir anrufen will, um weitere aufträge durchzugeben.

es ist alles im flow.
pack die schwimmflügel aus, baby, und paddle um dein leben.

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