Freitag, 20. Januar 2012
it´s k. sin
durch den regen, durch die nacht.

ich treffe k. an der unterführung, wo wir uns schon im sommer begegnet waren. ich bin nervös, doch als k. ankommt, sehe ich auch auf seinem gesicht eine gewisse anspannung. keiner lächelt, keiner will der erste sein, der küsst. ein profanes hallo, das schnell in die verlegene frage mündet, wohin jetzt, wonach ist dir, worauf hast du bock. die antwortmöglichkeiten werden eingeschränkt durch die allgemeine überfüllung, die donnerstags in den kneipen herrscht, da die temperaturen nun doch gesunken sind und tische und stühle draußen fehlen.

dann sitzen wir in einer lokalität dritter wahl und gucken verlegen, bis uns der kellner zwei wodka red bull bringt. es ist sehr viel eis in den gläsern, aber der alkohol entfacht ein feuer und taut uns auf und k. erzählt von seiner kindheit auf dem dorf vor den toren hamburgs, seiner arbeit und seiner liebe zu london.
irgendwann hält k. inne und guckt wieder und beginnt so schön zu lächeln, bis sein sonst so ernstes gesicht strahlt, und da greife ich seine hand, die auf dem tisch neben dem glas mit den geschmolzenen eiswürfeln liegt, beuge mich über den tisch und küsse ihn.
wir sehen einander wieder lange an, grinsen wie die osterhasen, bis k. mein gesicht mit beiden händen zu sich zieht und mich zurückküsst.

"versprichst du mir was", sagt k.
"was denn", frage ich zurück.
k. sieht sich vorsichtig um.
"dass du in diesem laden nie was isst."
ich stutze.
"wieso das denn?"
"der kellner hat eben in den salat geniest."
ich muss lachen.
"dann lass uns doch noch woanders hingehen."

wir wechseln die lokation und tanken caipirinhas. dann sind wir blau und knutschen hemmungslos. wir haben den letzten platz auf der fensterbank, zwischen kissen, decken und jacken. es ist laut und warm. alles verschwimmt zu einer süßen wolke aus atemluft, rohrzuckerresten im glas und nebel im kopf. als k. das nächste mal dazu kommt, luft zu holen, sagt er:
"ich rufe uns ein taxi, kommst du mit zu mir?"
das lasse ich mich nicht zweimal fragen.

auf der rückbank des taxis steckt mir k. die hand in den schlüpfer. ähnlich wie das objekt mit seinen spontanen kurzübergriffen bringt er mich innerhalb von sekunden zum orgasmus. der taxifahrer grinst in den rückspiegel. ich bin voll, ich bin geil, es ist mir egal, ob sich der taxifahrer gleich einen auf uns runterholen geht.

wir stolpern in k.s wohnung und zerren uns die kleider vom leib. dann vögeln wir uns im schein von drei kerzen auf dem schwarzen teppich im wohnzimmer die seelen aus den leibern.
wieder bin ich überrascht, dass sich unsere neigungen und anwandlungen so gut ergänzen. das war mir im objektverblendeten sommer gar nicht richtig aufgefallen. ich fühle mich ganz da, ganz nah dran. k.s blick ist schattig, durchdringend und zugleich gefangen in erregung, seine berührungen mal rau und heftig, dann wieder zart. wir sind beide switcher, genießen hingebungsvolle liebkosungen ebenso wie den aggressiven rausch.

erst gegen drei liegen wir in k.s kaltem bett.
"wann musst du morgen aufstehen?" will k. wissen.
"so gegen sieben, und du?"
"neun."
fast alle meine liebhaber liegen morgens, wenn ich ins büro renne, noch im bett und können weiterschlafen, weil sie spät zu arbeiten anfangen, schichtdienst haben oder die vorlesung schwänzen können. ich finde das ausgesprochen gemein.

ich schlafe sofort ein. k. schnarcht leise, doch es weckt mich nicht. hin und wieder wacht einer auf, weil der andere sich dreht. wie schon die nächte zuvor schlafen wir eng umschlungen, was mich wider erwarten kein bisschen nervt.

k. bemerkt nicht, dass mein wecker klingelt, ich in rock und bluse schlüpfe und mich für die arbeit fertig mache. erst als ich auf dem bett sitze, um mich zu verabschieden, wird er wach. er zieht mich an sich und sagt dann unvermittelt:
"ich will aber keine feste beziehung."
ich muss lachen.
"hab ich irgendwas dahingehend gesagt?"
"nein, aber du weißt ja... ich hab erst neun jahre hinter mir."
"keine sorge. ich bin kein mensch, der fünf tage die woche mit dir zusammenglucken will."
außerdem ginge das auch nicht, weil da noch ein anderer mann ist, ergänze ich im geiste.
"ich mag dich trotzdem unheimlich gerne", fährt k. fort, "ich genieße deine nähe wahnsinnig. und du weißt auch, dass ich sonst nicht der typ bin, der rumfickt."
genau dafür liebe ich dich.

ich erhebe mich mit schweren knochen und leichtem herzen:
"ich muss los."
"ja. ich stehe jetzt auch auf."
k. bringt mich noch zur tür, ein letzter kuss, dann renne ich zur s-bahn. der alltag kriegt mich jedoch noch lange nicht wieder.


... link