Samstag, 20. Februar 2010
mutter sein dagegen sehr
die mutterrolle ist ein hartes brot, musste ich gestern erfahren. "manchmal sitze ich zwei oder drei stunden mit dem kind auf dem bauch auf der couch und starre die grüne wand da gegenüber an. denn, hey, was soll ich denn sonst machen?"
mütter, deren iq nicht ganz so niedrig ist, dass er durch rausgefallenen-schnuller-wieder-reinstecken oder windelnwechseln zu befriedigen wäre, leiden wohl über kurze oder sehr kurze zeit unter einer gewissen lebensleere. diese unermessliche langeweile ist nur zu killen durch a) wodka redbull, b) sehr laute musik und c) die aussicht auf sinnvolle arbeit. da ich und der vater meiner kinder in spe gerne dazu beitragen, den alkoholismus und die mutterfreuden zu fördern, wird es dann immer sehr feuchtfröhlich und morgendämmernd spät.

"wir nehmen uns später aber besser mal ein kindermädchen", sagt mein mann am ende des abends beziehungsweise am anfang des morgens.
kleines problem: das kostet. zuvor müssen wir beide noch reich werden. das ist nicht ganz einfach als musiker respektive schreiberliese. anderseits: geld verdirbt ja bekanntlich ohnehin den charakter und bewirkt, dass man auf schnelle autos und protzige häuser abfährst anstatt auf charakterfestigkeit, guten sex und menschliche empathie. kann man ja allerortens beobachten, zu allererst im web 2.0. und was wird dann aus solcher leute kindern? ein sozialer super-gau.

"zum glück bist du nicht so eine glucke", sagte ich gestern zur alkoholisiert kichernden mutter und dachte an die hamburger upper-middle-class- und high-society-muddis. die suchen sich einen mann mit familienkomplex, bei dem sie sich ins gemachte nest setzen und bruthenne spielen, bis ihnen langweilig wird und sie den postboten, den milchmann, den putzmann und den gärtner flachlegen (tipp: fuffi in den blaumann stecken hilft). solche muddis stehen in harvestehude, hafencity oder in sonst irgendeinem schnöseligen viertel beim edel-bäcker an der kasse und philosophieren über botox und bauchdeckenstraffung, während sie ihre rotzüberschwemmten bälger popel an den tresen schmieren lassen. bis der luxus-fünf-euro-kaffee dampfend über die theke wandert, versuchen sie angestrengt, die persönlichkeiten ihrer mitmenschen an deren marken-babberln zu identifieren und seufzen gestresst, weil sie noch kein taxi haben für den termin bei der kosmetikerin um die ecke. was sie leider nicht wissen: dass der arschloch-sonntagsvaddi zwischenzeitlich die sekretärin in seinem eierschaukel-tuareg fickt und sich überlegt, ob er sich eigentlich wirklich schon reif für die vater = versorger-rolle, die er seit einigen jahren ausübt, fühlt.

stellt sich die frage, wie ich mir das leben mit einem eizellen-samen-komplex vorstellen könnte. wird mich mein mann während seiner konzerttouren backstage mit den groupies bescheißen, weil meine ausgeleiherte mumu in fetzen und meine euter bis zu den knien hängen? werde ich eine zweite debbie curtis? werde ich deshalb hasserfüllte bücher und texte schreiben und mir eines tages ein äquivalent zum legendären büro-blashasen anschaffen?
"jetzt mach dir mal keine gedanken, wir haben ja noch zeit", sagt mein mann, der entgegen meines sonstiges beuteschemas vergleichsweise herzerfrischen jung ist (KEINE fältchen an den schläfen, mein lieber, nicht mal nach durchzechter nacht!) und sich daher von keinerlei tickender biologischer zeitbomben bedroht fühlt. er lässt den finger um meine endlich nicht mehr schmerzenden wirbel kreisen und versetzt mich dadurch in eine art zufrieden-sabbernde trance. und ich fürchte, recht viel mehr mehr braucht frau nicht zum glück.

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