Sonntag, 25. Januar 2009
jubiläumsverpennerin
neulich wurde derdiedas blog hier 3 jahre. neulich wurde ersiees 1111 tage. und jedesmal habe ich vergessen, einen selbstrühmerischen reminder zu setzen und glückwunsch-kommentare einzuheimsen. wahrscheinlich interessiert es mich einfach nicht genug. wahrscheinlich habe ich zuviel reales leben. und einen schlecht bezahlten knochenjob, der mir auf den rücken schlägt. naja, harte schule sollte man immer mitnehmen. dann ist man wenigstens gewappnet. immer volle verantwortung. immer alles selber machen. keine rückendeckung von mami. kein erbschleicher-vermögen als hintertürchen im beutel. hart zu sich selbst sein. hart zu anderen sein.

für mein viertes bloggerjahr wünsche ich mir einfach nur mal ein paar schmerzen weniger. hohlbratzen kann man ja leider nicht wegwünschen. ich wünsche ihnen aber mal einen bandscheibenvorfall. sowas macht nachdenklich.
allen anderen: danke fürs mitlesen und mitdiskutieren. ohne all das gäbe es dieses blog wahrscheinlich längst nicht mehr.

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in the mood for
selbstgefällige betrachtungen.

ich binde die schuhe, überquere die vertraute straße und starte meine strecke den fluss entlang. das wasser liegt still und sanft gekräuselt zu meiner linken, während sich meine schritte in den weichen boden graben, abstoßen, aufkommen und wieder abstoßen. obwohl ich meine laufaktionen wegen krankheit stark reduzieren musste, fliege ich dahin, und mein geist gleitet vor mir her. ich hasche gedanken, sehe die letzten sonnenstrahlen hinter den bäumen hinabsteigen und schmecke den ersten frühen frühlingsabend. ich bin komplett. es ist vollkommen für einen moment.


ende der selbstgefälligen betrachtungen.

wie ich schon anderenorts feststellte, gibt es viele schreiber und nur wenige schriftsteller. was viele schreiber oft zu schriftstellern macht, ist der blick weg vom leidigen ich und das unterlassen von selbstverklärung der eigenen banalität. einer, dem dies mit wundervoller bescheidenheit und großer radikalität gelang, ist gerd ledig.

der obergefreite konnte sich nicht mehr in seinem grabe umdrehen, da er überhaupt keins besaß. er war drei werst von podrowa entfernt, etwa vierzig werst südlich von leningrad, in eine salve eines raketengeschützes geraten, war in die luft geschleudert worden und mit abgerissenen händen, den kopf nach unten, an einem kahlen gestell, das früher einmal ein baum war, hängengeblieben. [...] eine halbe stunde später, als der verstümmelte baumstamm eine handbreit über dem boden von einer mg-garbe abgesägt wurde, fiel sein verunstalteter körper ohnedies zur erde. er hatte inzwischen noch einen fuß verloren. als er auf die erde fiel, war er nur noch ein halber mann. [...] er roch vier wochen süßlich. bis nur noch knochen von ihm im waldgras herumlagen. zu einem grab kam er nie.

("die stalinorgel", classen, hamburg 1955)
vorgestellt an anderer stelle auch schon vom cabkater.

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