Mittwoch, 1. Oktober 2008
der zen der traurigkeit
die letzten wochen ist wieder mal soviel scheiße passiert, dass ich oft abends mit heißem kopf im bett liege, weil ich mir den schädel zerbreche und immer weniger sicher bin, wem man noch vertrauen darf. ich zahle immer voraus und im nachhinein entspricht nichts, was ich bekomme, den abmachungen.
hab ich ein schild mit "opfer" auf die stirn geklebt?
"das hat mit der einstellung zu tun, du ziehst sowas an", sagt der cabman gerne.
ich will nicht glauben, dass mir wegen meiner einstellung das fahrrad geklaut wurde. aber dass der arbeitsvertrag zum wiederholten male zu meinem nachteil falsch aufgesetzt ist, macht mich schon stutzig. ist das ein test, weil meine augen so nachgiebig und nächstenlieb strahlen? will man mich verarschen?
how strong are you?

dann der anruf meiner mutter. das telefonat enthält vorwürfe, warum ich mich nicht gemeldet habe, vorwürfe, warum mein handy nicht eingeschaltet ist und vorwürfe, ich habe meine mutter falsch aufgeklärt (die daraus resultieren, dass sie nie zuhört und dann alles verwechselt). es kommt nicht: wir haben dich lieb. wir sind sind stolz auf dich, dass du jetzt vorankommst. und wenn du hilfe brauchst, sind wir für dich da.
"ich muss das doch weitergeben, ich habe doch ein recht auf information!" empört sich meine mutter. weitergeben? an den rest der verwandtschaft, um das missratene kind zu bekakeln? oder, um wie damals bei meinem erziehungswissenschaftlichen examen, die schlichten tatsachen zu beschönigen und bei nachbarn und bekannten prahlen gehen?
ich will nicht alle einzelheiten aufzählen.
als ich den hörer zurück in die schale lege, bekomme ich einen heulkrampf.
how strong are you?

ich muss noch putzen. der wischmopp zittert in meinen händen. der rücken sendet stechende schmerzen in die füße und die schulter.
auf dem schreibtisch sitzt mein kleiner schutzengel, ein kleiner brauner bär mit weißen flügelchen. den fand ich neulich morgen auf der straße. in einer pfütze, völlig geplättet von einem autoreifen. ein überfahrener, im regen vergessener schutzengel. so etwas kann ich nicht liegenlassen. das geht nicht. ich stieg vom rad, bückte mich und nahm ihn an mich.
vielleicht stimmt es. die traurigen dinge finden mich mit einer angst einflösenden präzision. manchmal auch den cabman, seitdem er mit mir zusammen ist. das macht ihm sicher angst. ich will nicht, dass er mit zur zielscheibe wird.
heute morgen bei der sparkasse dachte ich, es könnte doch mal eben ein überfall passieren. zen. ein schuss. ich treffer. und es machte mich nicht einmal traurig, so zu denken.
how strong am i?

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