Freitag, 13. Januar 2006
exkurs: exitus (1414) [teil eins]
seitdem die erde tot ist, leben wir auf 1414. 1414 ist die letzte antwort auf die katastrophe, die uns ereilte. sogesehen das meta-leben. wir sind ja nicht blöde. es war vorauszusehen. das internet dehnte sich zuletzt wesentlich schneller, während das universum langsam aber unaufhaltsam auf null schrumpfte. die logische konsequenz war, das biotopische medium zu wechseln. 1414 heißt 1414, weil es am 14.14. in betrieb genommen werden konnte, genau zwei wochen nach dem exitus unserer zeitrechnung.
wir hatten ja vorgesorgt. wir, das waren fast 8000 der zuletzt fast 28 millionen erdbewohner, außerirdische galaxiesiedler nicht mitgerechnet. wir hatten unseren genetischen code und die wichtigsten anteile unserer hirnspeicher formatiert und auf ager-discs gezogen. drei stunden vor dem exitus mussten wir beginnen, uns mit einer hochleistungsleitung ins internet zu übertragen. die hochleistungsleitung beschleunigte unsere daten innerhalb von 2,5 nanosekunden auf das drei-milliardenfache der lichtgeschwindigkeit. vergesst raumfahrt und sonnensegel. vergesst alles, was ihr euch unter highspeed-dsl und ähnlichem vorstellen konntet. wir hätten gelacht, aber lachen sieht unsere lebensform nicht mehr vor.
die reise dauerte trotzdem 332 stunden, verdammt lange. diejenigen unter uns, die ihre daten nicht sorgfältig gebrannt und versiegelt hatten, wurden einfach gelöscht. eine reise mit dieser geschwindigkeit bringt schließlich einen gewissen verschleiß mit sich. metaphysisch-metaelektrische erosion. mit diesem problem hatten wir zwar gerechnet, aber dennoch gab es erstaunlich viele opfer. qualität war ja schon zu lebzeiten immer ein dehnbarer begriff. einige wenige schafften es stark erodiert, aber mit dem allernotwendigsten ihres genetischen codes auf 1414. theoretisch genügt das, wir haben einfach einige unserer daten kopiert, formatiert und bei den erosionsopfern eingefügt. ähnlich stellen wir uns übrigens auch die fortpflanzung hier vor. auch wenn wir theoretisch ewig bestehen können, praktische erfahrung beläuft sich leider auf null. wir versuchen gerade, ager-discs auf cyber-fluid zu klonen. dies befindet sich jedoch noch im experimentellen stadium. die geklonten ager-discs sind die cyber-version der tabula rasa, schöner und perfekter, als sich die naturalisten unter den philosophen den neugeborenen menschlichen geist immer vorgestellt haben - aber nunja, der mensch ist ja endlich vergangenheit.
die reinen ager-discs werden, sobald gebrauchsfähig, mit verschiedenen daten in kontrollierter auswahl bespielt. damit die auswahl groß bleibt und weiter wächst, sind einige damit beauftragt, datenmutationen zu züchten.
soweit die nachrichten vom 85.14. des jahres null. wir halten sie auf dem laufenden.