Montag, 12. August 2013
vertraut
mit dem neuen mann durch die schanze gezogen. kaffee getrunken, gegessen, geknutscht. arm in arm spazieren gegangen. stino-glückseligkeit.

und ja, es war schön. mein innerer widerstand schrumpfte mit jeder geste ein wenig. einfach, weil der mann sich inzwischen weniger... fremd anfühlt. keine wilden schmetterlinge, noch immer nicht. aber ein zartes gefühl von dankbarkeit. heute hat der mann gepunktet. mehrfach.

und das nach der letzten nacht. schwofen gegangen, objekt getroffen. ich hatte es zuvor angefunkt, ob es zufällig ein paar küchenkräuter übrig habe, um meiner schlaflosigkeit abzuhelfen. kaum hatte ich den arsch in der tür zum club, kam das objekt schon von der tanzfläche gestürmt und verkündete:
"papa hat medizin dabei!"
es schleifte mich zur garderobe, ließ sich seine jacke geben und kramte in den taschen. dann zog es ein kleines tütchen hervor. es fühlte sich warm und ganz weich an.
"riech mal dran! ganz frische ernte. da ist noch seeluft drin! das solltest du am besten noch ein wenig trocknen lassen."
aus dem päckchen strömte der bekannte duft.
"danke", strahlte ich. damit hätte ich ja im traum nicht gerechnet.
"wie viel schulde ich dir?"
"zwofünfundneunzig."
"hä?!"
"mann! lass die kohle stecken und komm!"

das objekt schob mich richtung bar und bestellte ein paar kurze.
wir stießen an.
"du bist doch schon besoffen", analysierte ich misstrauisch.
"genau der richtige pegel!"
der alkohol verursachte mir schon wieder sodbrennen.
"na komm, einer noch. was magst du haben?"
"hör mal, ich soll doch nicht so viel saufen mit den medikamenten!"
"warte mal!"

das objekt kam mit zwei schnapsgläsern mit brauner flüssigkeit wieder. ich ahnte fürchterliches, jägermeister oder so einen kram.
"hier!"
"ich trinke keinen jägermeister, das ist abartig."
"sollst du doch auch gar nicht. und jetzt runter damit!"
"nee du, echt nich, ich mag nicht mehr."
das objekt legte den kopf in den nacken und kippte sich den schnaps in den hals.
"jetzt riech doch wenigstens mal dran!"
ich schnupperte vorsichtig an der dunklen flüssigkeit, die kein bisschen nach jägermeister roch.
"das ist cola!" rief ich.
das objekt lachte sich halb tot, um dann wieder ernst zu werden und festzustellen:
"du hast kein bisschen vertrauen. du denkst, ich, der ich dich so gut kenne, würde dich zu etwas zwingen oder dir schaden wollen."
"du hast dir ja auch einiges verspielt", sage ich anklagend.
das objekt schlang den arm um meine taille, legte seine wange auf meine und lallte:
"na und? hab ich etwa angst vor dem schlägertrupp, den du mir auf den hals hetzen könntest, um deine sachen wiederzubekommen?"
"du hast sehr wohl die hosen voll, viel öfter als du zugibst. obwohl ich dir keinen schlägertrupp auf den hals hetzen würde, weil ich nicht sicher wäre, wie das für den schlägertrupp ausgeht."

das objekt lachte geschmeichelt, um dann zu säuseln:
"hey. denk nicht immer so schlecht von mir. ich bin auf deiner seite. du darfst auch papa zu mir sagen, wenn dir danach ist."
ich boxte das objekt in die seite.
"hör auf, dich darüber lustig zu machen. das war ein verdammt intimes geständnis."
"hey. ich weiß. und ich fand das mutig und schön. weil es ja auch bedeutet, dass du denkst, dass ich ein halbwegs guter vater bin."
ich musste lächeln.
"ja, bist du. du bist chaotisch, aber ich kenne niemanden, der seinem kind so viel vertrauen schenkt, es überall teilhaben lässt und es die welt so ohne angst entdecken lässt. und der kleine liebt dich nicht umsonst dafür."
das objekt umschlang mich und drückte mich wortlos.

als ich nach hause radelte, war es nach sechs uhr morgens, ich war happy, müde, hatte objektduft an mir und konnte mir nicht vorstellen, in einigen stunden mit einem anderen mann zu knutschen.

und tat es dann trotzdem.

manchmal lohnt sich das vertrauen in den kopf, dass er innerhalb von sechs stunden das herzgezeter wieder zu relativieren vermag.