Sonntag, 3. März 2013
prinzessinnen und so
nach dem kiez-freitag mit dem dritten und der drittenfreundin gestern noch mal clubbing. unter anderem hatte sich das objekt angekündigt und ich hatte große lust, noch ein paar turbo-pheromone zu inhalieren.

doch schon am clubeingang hatte ich dieses komisch leere gefühl im bauch, das mir prophezeite, dass das objekt heute nicht da sein würde. wie fast immer hatte das gefühl recht. dafür waren aber k. und meine freundin h. sowie der architekt anwesend. kurze zeit später tauchten auch noch mr. shyguy und t. auf. ich war happy.

ich ging zum dj und gab eine ganze liste an wunschliedern ab, die alle gespielt wurden. zusammen mit t. absolvierte ich einen tanzmarathon. dabei fiel mir auf, dass ich t. eigentlich sehr attraktiv finde. weiterhin fiel mir auf, dass ich t. nun schon ein ganzes jahr kannte, ohne dass wir uns je richtig ausgiebig unterhalten hätten. das musste ich sofort ändern.

ich hatte glück, t. hatte ebenfalls gute laune und ließ sich dazu überreden, ein paar kurze mit mir zu trinken. t. erzählte von seiner neuen wohnung, seiner neuen fickbekanntschaft und seiner arbeit. irgendwann kamen wir auf das objekt zu sprechen und die wg, die t. und das objekt einst zusammen hatten.
"das war schon echt cool, bloß der kleine ist ja so nervig", meinte t.
"aber du arbeitest doch viel mit kindern", erwiderte ich.
"jaaa... das ist aber was anderes. zuhause brauch ich die nicht."
"das objekt sagte mal sowas in die richtung, dass du mit dieser situation nicht happy warst."
"ich war einfach nicht bereit, jedesmal den babysitter zu spielen, wenn das objekt breit wie ein eimer war."
dann erfuhr ich noch zwei, drei unschöne geschichten aus der vergangenheit, in der sich das objekt drogenbedingt vollkommen daneben benommen hatte. unter anderem hatte es sich eines schönen weihnachten unmengen mdma eingeworfen und die ganze nacht lang die bude gerockt. danach war es mit dem motorrad durch die stadt gerast und hatte einen unfall gebaut.
"der kleine hat die halbe nacht geheult und ich durfte am nächsten tag erstmal die wohnung aufräumen und dann für das objekt die scheiße mit dem unfall regeln", berichtete t.
"uiuiui. das ist ja richtig assig."
"kannste laut sagen."

ich fasste mir ein herz:
"wir haben ja nun überlegt, zusammen zu ziehen."
t. glotzte mich groß an:
"wie? das objekt und du?"
ich nickte.
t. zog die augenbrauen hoch:
"also spaß wirst du haben und das objekt ist schon ein toller mensch. aber eben auch echt schwierig, zeitweise. und ich würde mir gut überlegen, ob du das mit dem lütten aushälst. der ist anstrengend."
"ich weiß. aber wir verstehen uns gut, der kleine und ich."
"naja, ich mein ja nur. nicht, dass du sagst, ich hätte dich nicht gewarnt."
t. lächelte.
"ich habe auch schon überlegt, ob ich dann nicht zur mutti mutiere und für das objekt der freifahrschein werde, es so richtig krachen zu lassen", gab ich zu.
"naja, es ist ja nun auch schon vier oder fünf jahre her, dass wir zusammengewohnt haben", beschwichtigte t., "ich geh mal davon aus, dass er heute ne ecke vernünftiger ist."

neben t. und mir stand meine freundin h. und unterhielt sich mit einer blonden frau, die ich immer die prinzessin nenne. die prinzessin und ich sind erzfeindinnen - ähnlich wie das objekt und der architekt. ich hatte der prinzessin einst unwissend das subjekt ausgespannt, und die prinzessin hatte vor langer zeit mal einen one-night-stand mit dem objekt. zwar hatte das objekt behauptet, da sei nichts gelaufen, weil es besoffen gewesen sei und keinen mehr hochgekriegt hatte, aber der gedanke, dass die prinzessin mit dem objekt die roten laken geteilt hatte, gefiel mir nicht.

leider verstand sich die prinzessin nicht nur mit h., sondern auch mit t. und k. ganz ausgezeichnet.
"was findet ihr nur alle an der, das ist voll die schreckliche frau", maulte ich.
t. sah mich erstaunt an:
"die ist total nett! du musst die nur mal kennen lernen. die ist am anfang einfach... total zurückhaltend. deshalb wirkt sie vielleicht arrogant."
"die hasst mich. die hat mir nie verziehen, dass ich mal mit dem subjekt rumgeknutscht habe."
t. guckte amüsiert:
"mit wem hier hattest du eigentlich noch nichts am laufen?"
ich grinste frech zurück:
"mit dir!"
t. lachte.

ich konnte das lachen nicht deuten und wechselte lieber das thema.
"und du meinst also, die prinzessin ist okay?"
"die ist ne ganz liebe und hats eben auch nicht leicht. alleinerziehende mutter, schwieriger fulltimejob, arschloch-kindsvater..."
"hm."
in diesem moment setzte sich die prinzessin in unsere nähe.
"na los", sagte t., "deine chance!"
"was?"
"na, sprich sie doch mal an!"
ich guckte groß:
"wie?"
"sag doch mal was nettes zu ihr!" ermunterte mich t.
ich überlegte.
"mir fällt nichts nettes ein", meinte ich dann.
"zicke", grinste t.
"bin ich gar nicht! ich bin auch nett!"
"weiß ich doch", beruhigte mich t. "trotzdem biste manchmal zickig."
"ich bin ja auch eine frau bis in die fingerspitzen!" erwiderte ich.

die prinzessin hatte sich inzwischen wieder entfernt und einen bekannten um feuer angeschnorrt.
"na gut", sagte ich.
"was?" fragte t. zurück.
"ich sag was zu ihr. was nettes. aber das muss sich ergeben. ich kann ja nicht einfach zu ihr rüberlaufen und sie anschleimen. am ende fühlt sie sich noch angemacht!"
"das klingt doch nach einem plan", fand t. "und wer weiß, vielleicht werdet ihr am ende freundinnen?"
"das glaube ich kaum."
"warum denn nicht?"
"weil wir denselben männergeschmack haben."
"das ist doch schon mal eine tolle gemeinsamkeit", lachte t.

die letzten stunden des abends beschränkten wir uns wieder aufs tanzen. als die lichter angingen, waren k., t., h., der architekt, die prinzessin und ich die letzten im club. wir holten die jacken und gingen nach draußen in den hof. es dämmerte bereits.
"wow", sagte ich, "leute, guckt euch mal den himmel an!"
der horizont war in ein tiefes türkis getaucht, in das sich das orange der aufgehenden sonne mischte. dazwischen zogen überall schwarze wolken.
"geil", fand sogar k.

zum abschied nahmen wir uns alle in die arme und wünschten einander eine gute nacht. als ich der prinzessin gegenüber stand, konnte ich mich noch immer nicht zu einer umarmung überwinden.
"tschüß", sagte ich schüchtern.
die prinzessin sagte gar nichts und guckte weg. ich ärgerte mich einen kurzen moment. schließlich war sie die ältere von uns beiden und könnte mir in sachen menschliche reife auch ein bisschen entgegenkommen. ich vermutete, dass es noch länger dauern könnte, bis wir möglicherweise freundinnen werden würden.

dann schwang ich mich in den sattel und fuhr der morgendämmerung entgegen. zuhause brannten meine muskeln vom laufen, radfahren und dem tanzmarathon, und mit dem köstlichen gefühl totaler körperlicher erschöpfung kroch ich in mein bett und befand mich zwei minuten später im tiefschlaf.