Dienstag, 20. November 2012
pipitasking
warnung: sollten sie es nicht so mit körperflüssigkeiten haben, lesen sie nun bitte weg.

kurz nach 18 uhr. ich bin die letzte im büro und nehme noch änderungswünsche der chefin für eine präsentation entgegen. wie immer ist es eine präsi auf den letzten drücker, daher muss jemand noch alles auf topniveau bringen. ich verspüre latentes stresspipi in der blase, doch der azubi hat schon alles abgeschlossen (klo ist übern flur, weil alte villa). ich habe keine lust mehr, den schlüssel zu suchen, sondern schwinge mich nach beendigung meiner pflichten auf mein rad.

auf dem rad kommt mein stoffwechsel ordentlich in schwung. die kälte entschlackt jede körperzelle. doch ich habe noch einen auftrag: ich muss kurz zur klinik fahren, dem objekt den objektsohnemann abnehmen und ihn in das objektzimmerlein bringen, weil das objekt spätschicht hat, der sohnemann aber noch hausaufgaben machen muss. umweg für mich: ca. 15 minuten. mach ich doch gern. außerdem könnte ich ja rasch in die abteilung zum objekt hochflitzen, mir eine umarmung abholen und auf klo gehen.

als ich gerade an einer ampel stehe, ruft das objekt an.
"kannst du bitte bitte noch brot und eine milch kaufen?"
ich nehme also den nächstbesten penny, stürme durch die regalzeilen, hole einmal milch und ein paar brötchen - und eile dann richtung kasse, weil das pipi nun doch schon ziemlich drückt.

an der kasse trifft mich fast der schlag, weil 15 leute mit fetter beute im wagen vor mir warten. ich überlege, ob ich abhauen soll, doch da klingelt die kassiererin nach verstärkung. ok, gut, das hälst du jetzt durch, sage ich mir.

doch die verstärkung lässt sich zeit. als nur noch zwei leute vor mir stehen und mir vor lauter pipimüssen schon schlecht und schwindelig wird, kommt endlich der zweitkassierer und bitte mich gleich vor, weil ich ja nur zwei sachen habe. beim zahlen muss ich mich schon leicht zusammenkrümmen, doch dann geht es wieder für ein paar minuten.
ich radle weiter richtung klinik und freue mich auf das objekt, den sohnemann und insbesondere auf das klinikklo.

doch diesmal ist alles ein wenig anders als sonst. der objektsohnemann steht schon drunten vor der tür und wartet. der papi hatte einen notfall und muss ganz viel blut wegmachen, erfahre ich, das war nichts für die sohnemann-augen, also wurde sohnemann mit schlüssel um den hals nach draußen geschickt.

ich überlege, ob ich den sohnemann noch weiter warten lassen, schnell nach nebenan ins hauptgebäude rennen und ein klo suchen soll. doch der lütte ist ganz durcheinander vom blutigen vorfall in der klinik, plappert unzusammenhängendes zeug und zieht mich auf die straße. ich will ihn nicht alleine lassen, obwohl ich inzwischen bereits schmerzen vor lauter pipimüssen-stress habe.

zum glück ist es von der klinik zum wohnheim nur ein katzensprung.
"ich muss ganz dringend auf toilette, wenn wir gleich da sind", sage ich zum sohnemann.
"ich auch", piepst der lütte.
na toll, denke ich mir.
an der tür fummelt der kleine eine ewigkeit mit dem schlüssel, doch dann ist die tür endlich auf. wir fahren mit dem aufzug in den fünften stock. danach geht es einmal über den kompletten flur, weil das objekt ganz hinten wohnt. noch mal schlüsselfummelei, und endlich sind wir drin. ich zerre den lütten aus seiner jacke und schubse ihn ins mini-badezimmer des objekts. dann warte ich auf das rauschen der klospülung, während ich auf und ab laufe, um den schließmuskel noch irgendwie unter kontrolle zu halten.

es vergehen drei minuten, dann fünf, dann zehn. schließlich wird es mir zu bunt und ich klopfe an der badezimmertür.
"bist du bald mal fertig, ich muss auch!"
"glaaaahaich", trompetet der kleine.
es dauert ein paar weitere minuten, dann höre ich die klospülung. doch der objektsohnemann kommt noch immer nicht raus.
ich klopfe noch einmal unwirsch an die tür. als ich nichts höre, öffne ich sie einfach - und traue meinen augen nicht: da sitzt der sohnemann auf dem pott und blättert in aller seelenruhe in einem comic-heft.
"ich hab die geschichte doch gleich fertig", mault der lütte.
"raus da jetzt", sage ich nur, schmeiße den sohnemann mitsamt comic aus dem bad und ziehe die tür hinter mir zu.

als ich auf dem pott sitze, kann ich mich nicht erinnern, jemals so erleichtert gewesen zu sein.