Sonntag, 18. November 2012
absturz
verabredung mit der lederjacke.
die lederjacke war nun fünf tage abstinent und ist heiß drauf, sich ordentlich einen zu brennen.

wir treffen uns im club und trinken zusammen zwei whiskey cola, dann schwenke ich um auf caipi und die lederjacke auf bier. noch ist alles gut.

dann kommt ein bekannter von mir, der geburtstag hat und zwingt uns, zwei kurze mit ihm zu trinken. mir wird schummrig, die lederjacke kommt jetzt richtig in fahrt und ordert noch mehr bier.

das objekt ist ebenfalls anwesend und beobachtet mich kritisch.
"na, plus oder minus", fragt es, als es mich kurz in den arm nehmen kann, weil die objektgepielin gerade nicht guckt und die lederjacke kurz auf klo ist.
"eindeutiges plus."
"ich meinte nicht den pegel."
"nee, nee, alles super, echt."
"ist das der typ, der mit dir zusammenziehen wollte und nebenbei noch die andere fickt?"
"äh, ja. aber ich zieh nicht mit dem zusammen. ich zieh nie wieder mit nem typ zusammen."
das objekt lächelt, gibt mir einen zerstreuten kuss auf die stirn und schlendert richtung tanzfläche.

gegen sechs uhr morgens, als der club schließt, sind die lederjacke und ich unheimlich gut drauf und hellwach.
"lass uns doch noch in diese türkische bar gehen wie damals", schlägt die lederjacke vor.
doch wir haben pech, denn die türken feiern irgendwas und haben geschlossene gesellschaft.
"na, vielleicht ohnehin besser", sagt die lederjacke, "am ende erinnern die sich noch an mich."
ich kichere.
"war ich damals schlimm peinlich?"
"nee, aber du hast den besitzer ziemlich genervt, weil du dauernd mit deinem iphone musik auflegen wolltest."
"jaja, ich erinnere mich dunkel."

"dann lass uns doch einfach zu dir gehen", schlage ich vor.
"ich hab auch noch nen whiskey da", merkt die lederjacke an.
"hast du auch was alkoholfreies?"
die lederjacke überlegt.
"ich könnte dir da einen ganz edlen tropfen... leitungswasser anbieten."
ich puffe die lederjacke in die seite und sie krümmt sich theatralisch.

bei der lederjacke gibt es tatsächlich nur whiskey. irgendwann ist es mir egal und ich trinke mit. zu zweit leeren wir die komplette flasche, wobei die lederjacke natürlich den löwenanteil vernichtet. wieder fällt mir auf, dass alle meine männer einen gewaltigen hang zum exzess haben: das objekt vorwiegend mit dem kiffen, k. mit speed und die lederjacke eben mit alkohol.

irgendwann gegen zehn uhr morgens krieche ich ins lederjacken-bett und träume dort wirr vor mich hin. unter anderem, dass ein hund im bett der lederjacke liegt und mich bewacht. als die lederjacke, die noch ein wenig länger auf war als ich, endlich zu mir unter die decke krabbelt, murmle ich:
"der hund muss raus."
"wiebitte?!" lallt die lederjacke.
"der hund muss... raus."
"hä?!" erwidert die lederjacke nur, dann lässt sie nach hinten sinken und fängt fast unmittelbar an zu schnarchen.

als ich aufwache, fängt es schon wieder an zu dämmern. ich weiß im ersten moment nicht, wo ich bin, dann entdecke ich die lederjacke neben mir. als ich sie anstupse, wacht sie auf.
"n morgen", murmelt sie. "hast du gut geschlafen?
"nee, du hast geschnarcht."
"und du hast dauernd was von nem hund gelabert!"
"ich hab geträumt, du hast einen. der lag da im bett." ich deute richtung fußleiste.
"der hatte sogar einen namen. du hast ihn kira genannt."
die lederjacke betrachtet mich kopfschüttelnd.
"hast du deine psychopharmaka nicht genommen?"
"sei mal nicht so unfreundlich!"

wir lachen und beginnen zu rangeln, dann klingelt das lederjacken-handy. die lederjacke geht ran.
"ich kann jetzt nicht", sagt sie nur und legt dann wieder auf.
bei mir fällt ein groschen.
"eine frau? diese m.?"
die lederjacke schaut stur geradeaus.
"wir wären heute zum essen verabredet gewesen, aber ich hab das verpeilt. die ist jetzt sauer."
"mir kommen die tränen", sage ich sarkastisch.
die lederjacke schaut mich immer noch nicht an.
"seid ihr zusammen?" frage ich.
"nein. ich bin mit niemandem zusammen und daran soll sich auch erstmal nichts ändern. ich mag die, das ist alles."
eine robuste einstellung.

ich steige aus dem bett.
"bleib doch noch", meint die lederjacke. "ich brauche was im arm, und du riechst so gut."
ich hingegen habe nur eine sehnsucht: nach hause und einen kaffee trinken. ich schlüpfe in meine sachen und putze schnell zähne.

in der u-bahn gerät das seelische gleichgewicht aus dem lot. ich funke das objekt an:
"ist das jetzt kleinlich gedacht, dass mir das was ausmacht? ich meine, ich habe erst letztes wochenende mit dir beziehungsweise mit k. verbracht und gevögelt, von daher sollte ich vermutlich erstmal vor der eigenen tür kehren, oder nicht?"
"vermutlich liegt dir was an dem, hm?" konstatiert das objekt.
ach du kacke.
"der will aber nix festes."
"dann arrangiere dich damit. hab spaß oder treff dich nicht mehr mit dem."
"ich hab keine lust mehr, mich zu arrangieren."
"dann versuch doch mal, allein zu sein und das auszuhalten."

ich finde das alles doof. das objekt merkt, dass es mich nicht erreicht und gibt irgendwann auf, die situation lösen zu wollen.
ich habe beschlossen, jetzt erstmal traurig zu sein.