Mittwoch, 26. September 2012
everything will be alright
nicht nachdenken. manchmal einfach nicht nachdenken. über mein leben und das, was ich noch alles machen will. denn ich will einfach zu viel. zu durcheinander.

dann sitze ich in meiner agentur und erfreue mich an den witzen des ex-azubis, der nun doch übernommen wurde. daran, dass sich der neukunde für die herzlichkeit, die ihm hier entgegenschwappt, bedankt. oder einfach daran, dass das eichhörnchen im blumenkübel im garten wuselt, obwohl es wie aus kübeln schifft.

die seligkeit der prokrastination. mich nicht bewerten und mich schon gar nicht bewerten lassen durch das sollte hätte müsste. einfach mal den gefühlen trauen.

das gefühl sagt, dass es gut ist, weil auch die agentur mit ihrem typisch rauen agenturklima immer noch eine ausnahme unter ihresgleichen ist. die berühmte nische. ich werde nie eine von denen werden, die sich in den orkan stellen, mit 40 reich sind und dann mit 42 an einem herzinfarkt sterben. ich werde nicht viel werden, denn ich muss auf mich achten. aber vielleicht ist nicht viel auch gerade richtig für mich.
"ich spüre bei ihnen das bedürfnis nach sicherheiten", sagt der therapeut, "aber gleichzeitig halten sie das nicht durch, weil sicherheit sie einengt. sie wollen frei sein, mit aller macht. obwohl sie das ebenso wenig aushalten wie die sicherheit."
ein hin und ein her. wer bin ich? wohin gehe ich? und ist das alles richtig so? gefühl, wo bist du, ich will mich spüren!

diese woche geht es mir schlecht. unruhe, schlaflosigkeit, wilde träume. extreme niedergeschlagenheit und lebensangst. wohin gehöre ich? wer mag mich wirklich? kann man mit jemandem wie mir einen blumentopf gewinnen?

es wird werden. wenn nichts mehr geht, muss mir wildcat als beweis herhalten. warum sollte sie kuscheln kommen, BEVOR ich fressifressi gebe? um fressifressi zu erpressen oder weil sie mich mag? warum kommt sie auch nachher noch und quatscht mich mauzend voll, obwohl sie doch hatte, was sie wollte? warum sitzt sie den ganzen abend zu meinen füßen und folgt mir bis aufs klo? nein, sage ich mir, das ist mehr als bloßer opportunismus. das ist family.

ich spreche mit der lederjacke darüber. "ich traue manchmal niemanden", sage ich. "manchmal denke ich, dass sich andere nur mit mir abgeben, weil sie was von mir brauchen, oder weil sie bestenfalls noch mitleid haben, aber nicht, weil sie mich mögen."
die lederjacke ist ein bisschen schockiert über den gedankengang und versucht sich im gegenbeweis.
"das ist keine frage, wie andere zu mir stehen", bremse ich die lederjacke bei ihrem q.e.d., "das ist eine frage, wie ich zu mir selbst stehe."
die lederjacke macht sich sorgen, weil ich traurig bin, weil ich misstrauisch bin und angst habe. sie sagt viele schlaue und richtige sachen, und wieder bin ich erstaunt, wie ich jemals von der lederjacke gelangweilt hatte sein können. so ein kluger kopf, so ein warmes herz, und das alles in so einem schönen und jungen körper.

heute traue ich mich. heute sage ich der lederjacke "danke, dass du hartnäckig geblieben bist, dass du immer wieder den kontakt zu mir gesucht hast." die lederjacke ist gerührt und ein bisschen gebauchpinselt, haspelt etwas von selbstverständlichkeit und weiß doch genau wie ich, dass verbindlichkeit nicht selbstverständlich ist, dass alles ein prozess ist und menschen so leicht zu entzweien sind. ich bin so dankbar, dass mir die tränen in den augen stehen, als ich auflege, und in meiner traurigkeit boxt sich mit aller macht ein stück nicht niederzuringende lebensfreude empor.

ich weiß nicht, wohin die reise geht. aber ich bin noch immer mit dem herzen dabei. ich wünsche mir nur eine hand. eine einzige, dann und wann.