Samstag, 22. September 2012
silence
arbeiten, arbeiten, arbeiten. künftig noch mehr. für weniger geld. der herbst, eigentlich auftragstechnisch eine hochphase, ist viel zur ruhig.

der lederjacke geht es ebenso mies. neben der promotion jobbt sie in der sozialhilfe. auch hier wird zusammengestrichen, was zusammengestrichen werden kann. nur noch unqualifiziertes hilfspersonal. "das kann so keiner mehr schaffen", sagt die lederjacke. nach drei mehr als zehnstündigen nachtschichten ist sie krank geworden, darf aber nicht zuhause bleiben. mit schwerer grippe schleppt sie sich dieses wochenende durch die spätschichten. stationärer dienst, besonders anstrengend. mit menschen, die nicht einmal alleine aufs klo finden.

wie ungerecht in diesem land entlohnt wird. man möchte schreien und toben, aber man fällt nur übermüdet ins bett. ins bett, wo mademoiselle hasenfuß wartet und sich an einen schmiegt. das einzige highlight in einer harten zeit.

montags die sitzungen mit meinem therapeuten, dem ich sage, dass mich mein selbstmitleid ankotzt.
"wenn sie aber doch grund dazu haben", meint er, "dann ist es doch legitim. und wen haben sie denn schon sonst, der mitleid mit ihnen hätte? ihr chef etwa? der fährt seine dicke karre auch, wenn sie von wasser und knäckebrot leben."
eine klare ansage, die meine immer wieder aufpoppende illusion, dass es menschlichkeit auch im job geben müsse, wie ein seifenblase platzen lässt.

wir verhandeln auch über die dosierung meiner medikamente. seit es kitty gibt, geht es mir theoretisch besser, auch wenn auf arbeit desaster herrscht.
"sie haben was zum liebhaben gefunden", sagt der therapeut. "ich bin stolz auf sie. vielleicht finden sie ja auch irgendwann einmal einen menschen, der diese rolle bei ihnen einnehmen kann."

da ist niemand. noch immer nicht. auch die lederjacke ist es nicht. obwohl ich diesen menschen sehr gerne habe.

aber vielleicht wird da doch mal noch wer sein. auch wenn ich darauf noch warten muss. bis dahin hat meine liebe vier beine.