Montag, 20. August 2012
exkurs: schwimmen in der alster
diesen sommer habe ich einen lang gehegten plan endlich umgesetzt: die zweckentfremdung der alster als schwimmbad.

zunächst das rechtliche: schwimmen in der alster ist grundsätzlich nicht verboten, erfolgt aber sozusagen auf eigene gefahr. wer des schwimmens mächtig ist, keine ernsthaften herz-kreislauferkrankungen sein eigen nennt und nicht einfach vollends besoffen ins wasser fällt, hat recht gute chancen, dem fluss wieder lebendig zu entsteigen.

die vorteile:
- räumliche nähe (die alsterarme erstrecken sich durch weite teile der stadt)
- ausgesprochen nette liegewiesen in unmittelbarer umgebung
- eine kostenfreie alternative zum überteuerten bäderland
- angenehm kühle wassertemperatur (je nach baumschatteneinfall)
- atemberaubende kulisse (besonders bei sonnenuntergang)
- unendliche weiten und kilometerlange schwimmstrecken ohne kollissionen mit anderen schwimmern
- keine chemiebrühe aus chlor und kinderpipi

die nachteile:
- schiffsverkehr. viele ruderer sind echt fix unterwegs und gucken nicht so auf köpfe im wasser. auch barkassen können eine gefahr darstellen. deshalb am besten in ufernähe schwimmen und unübersichtliche stellen meiden.
- sauberkeit. natürlich gibt es algen und laub im wasser und hin und wieder auch federn und totes getier. abgesehen von fetischisten, die sich genau daran erfreuen, kann das für den ottonormalschwimmer schon mal eklig werden. insbesondere, wenn sich algenglibber im badeanzug oder bikinihöschen verfängt und erst später beim duschen oder umziehen entdeckt wird.
- die anwesenheit von tieren wie enten und gänsen. für die menschlichen schwimmer in der regel weniger störend als für die armen viecher, die sich schon mal erschrecken und dann unwirsch quaken und schnattern. sagen sie "peace" und schwimmen sie einfach ruhig weiter. tiere sind nicht nachtragend und lästern auch nicht über die unter umständen nicht vorhandene bikinifigur.
- der geruch. es kann stellenweise doch etwas brackig riechen. dieser geruch kann sich auf haut und haaren festsetzen. hier hilft eine dusche, die dann auch eventuellen algenglibber, insektenleichen und pflanzenreste in körperspalten beseitigt.

ins wasser gelangt man recht einfach, da die alster in ufernähe nicht allzu tief ist. ein kopfsprung kann hier fatale folgen haben, ist aber wegen des gewöhnenmüssens an die doch sehr frische wassertemperatur ohnehin nicht empfehlenswert.

als alsterschwimmer hat man immer ein wenig publikum. dieses nimmt den schwimmer aber in der regel mit wohlwollender bewunderung zur kenntnis ("machen sie das öfter?" "ist das nicht wahnsinnig kalt?" "haben sie gar keine angst?"). bleiben sie ruhig und freundlich und verweisen sie ängstliche zeitgenossen darauf, dass sie nicht im loch ness schwimmen und dementsprechend auch nicht vom seeungeheuer gefressen werden werden.

viel spaß.
ich werde ihn jedenfalls weiterhin haben.

edit: die suchanfrage "schlampen unten ohne" in diesem zusammenhang finde ich sehr cool.