Sonntag, 24. Oktober 2010
jahresbilanz en noir
heute ist sonntag, ein regensonntag, ein guter tag, um ein wenig schwarz zu sehen, während draußen die spießerfamilien mit dem balg im buggy und omma und oppa und tante hilde und onkel heinzi vorbeiziehen.

ich hatte mich sehr auf dieses wochenende gefreut, da es so arbeitsbefreit vor mir stand. mir gut tun, habe ich mich vorgenommen. film gucken. leute treffen. ausgehen und spaß haben.
außer spesen mal wieder nix gewesen. bei regen zuhause gesessen und überlegt, fucking bullshit, was kann ich bloß mit meiner freizeit anfangen? am anderen ende der telefonleitung nichts als beschäfigte menschen. unverbindliche menschen. pärchen-menschen, die alleine nicht mehr denken und entscheiden können. workaholic-menschen, die wochenenden, die sie mal frei haben, für andere semiberufliche amibitionen verwenden. aber ich wollte ja kein workaholic sein, für wenigstens 48 stunden lang. zudem mein workaholic-dasein ohnehin von keinerlei spürbaren erfolgen geprägt ist und ich immer noch am existenzminimum herumkrebse. mit hartz IV wäre ich besser dran.

wie ich im sommer bereits festgestellt habe, verursacht freizeit neuerdings panik bei mir. klar, freie zeit konfrontiert mich mit meinen persönlichen resultaten der letzten zweieinhalb jahre, die insgesamt zweieinhalb jahre vollkommener zeitvergeudung waren, in beinahe jeder hinsicht.

die zentrale frage: was wurde gewonnen? kann ich nur in form einer negativbilanz beantworten. die zahlreichen neustarts, die großen hoffnungen, so VIELVERSPRECHEND, haben sich allesamt als sackgassen erwiesen. ich habe investiert, geld, zeit und jede menge energie, ich habe mich gedreht und gewendet nach allen seiten, bin leuten hinterhergerannt, habe gebuckelt und trotzdem aufrecht gehen gelernt, habe keine pausen gemacht, keinen urlaub, habe mir keinen luxus erlaubt. jeden morgen, nach viel zu kurzen nächten, stehe ich auf und renne dann 12, 14 stunden in meinem hamsterrad. unterm strich bleibt mir: nichts. oder nicht viel. zu wenig geld, um die stromrechnung oder die brustkrebsvorsorge zu bezahlen. zu wenig kraft, um mit überzeugung dem job nachzugehen. zu wenig glaube, um anderen menschen noch wirklich zu vertrauen.

der gestrige abend hat mich dennoch noch einmal kalt erwischt, als ich dem objekt in die arme lief. allerdings hatte es keine arme mehr frei. da war schon jemand anderes.
großen, gigantischen imaginären haken gesetzt. nicht geweint. nur leere. a headcrushing void.